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Schon die volltönenden Bundesnamen: Jphikrates (der Gewaltige), Aph- thitos (der Ewige), Thaumasios oder Mirus (der Wunderbare) für Blochmann, Plattner und Wolf deuten den jugendlichen, idealen Schwung an, der in diesem Kreise herrschte. Blochmann dankt ihm sicher seine erstaunliche Ge wandtheit im Stil; seine Tagebücher und Briefe sind durchgängig „druck fertig", die Schrift ist sehr leserlich und gefällig, nur selten findet man ein durchstrichenes oder ein nachträglich eingeschobenes Wort. Mit den Schriften Herders, Jean Pauls, Goethes w. ist er vertraut. Doch in der letzten Zeit, die Blochmann in Leipzig verlebte, ist sein allzu lebensfroher Sinn den Freunden bedenklich erschienen. Der Privatdozent, spätere Prediger Wolf antwortet endlich auf den oben mitgeteilten Brief und bemerkt am Schluffe offen: „Über Dein voriges eil- und leichtfertiges Leben war bei mir und dem Aph- thiten (Plattner) ziemlich eine Stimme, und glaube, Du warst unserm Herzen nie fremd geworden, wenn auch unserm Leben. . . . Lebe wohl, mein Jphi- kratcs, und werde stark. Ich traue Dir viel zu. Du wirst gewiß viel können, so lange Du viel wollen wirst. Dank, herzlichen Dank für Deine Geduld und Treue.« Wenn man dazu noch die Thatsache nimmt, daß Blochmann sich nicht nur bemüht, von Jferten aus das gelockerte Band mit seinem edelsten und begabtesten Freunde Wolf wieder anzuknüpfen, ohne sich durch die ver zögerte Antwort irre machen zu lassen, sondern daß er sich auch beeilt, die gute Meinung seines verehrten Lehrers Gedike durch ein offenes Bekenntnis wiederzugewinnen, so wird man seinen Entschluß, mit der Vergangenheit zu brechen und in der Ferne ein neues Leben zu beginnen, begreiflich und sehr rühmlich finden! Der Anfang der Gedikeschen Antwort, deren ciceronianische Perioden uns später noch einmal beschäftigen werden, lautet nämlich: Leipzig d. 26. Novbr. (810, Daß ich 2 Briefe von Ihnen, mein geliebter Blochmann, die mir beide sowohl dnrch ihren übrigen Inhalt, als auch besonders als Zeug nisse Ihres liebevollen Andenkens an mich in weiter Ferne, sehr werth gewesen sind, so späth beantworte, ist gar nicht recht und ich mag es gar nicht entschuldigen. An meinem guten Millen, recht bald Ihnen wieder zu schreihen und Sie über meine Gesinnung gegen Sie außer allen Zweifel zu setzen, hat es wahrlich nicht gefehlt, so wie auch an mancher geflissent lichen oder zufälligen kräftigen Anregung desselben; aber bald trat dieses, bald ein andres Hinderniß der Ausführung des gefaßten guten Vorsatzes in den weg und so ward denn aus Aufschub und Miederaufschub, wie es so zu gehen pflegt, leider eine sehr arge Versäummß, die Sie mir vielleicht noch eher und lieber verzeihen we^xh" als ich sie mir selbst verzeihe. — Doch genug davon; es ist ck^ich an Ihnen einmal die Reihe, Nach sicht mit mir zu haben, und mitOneinem eignen Gewissen muß ich schon mich möglichst abzufinden suchen. — An der verspäthnng des inliegenden Briefes von Fischer bin ich, wie Sie aus dem Datum desselben sehen werden, auch allein Schuld; so folgt ein Unrecht aus dem andern. F. ist unterdessen schon in seinem neuen Hastoralwirkungskreise, aus welchem er Sie wohl bald aufs neue begrüßen wird. In Ihren Erklärungen über einige Verhältnisse Ihres akademischen Lebens habe ich mit vieler Freude die Sprache einer von dem Urtheil der Wahrheit und Unpartheilichkeit geleiteten bescheidenen Selbstwürdigung ge-