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22 kommen und behielt sie so lange in seinem Hause, bis eine passende Stelle in einem gräflichen Hause für sie gefunden war. Als sie viel später einen Buchhändler in Petersburg geheiratet hatte, schreibt sie doch noch regelmäßig Blochmann einen Geburtstagsbrief. Den ältesten Sohn des kinderreichen Krüsi nahm er längere Zeit in seine Anstalt, und der Vater hatte nur für Taschengeld und Kleidung aufzukommen. Auch Ramsauer, der sich an ihn gewandt hatte, bot er eine sehr auskömmliche Stelle an seiner Anstalt an, und später wollte er einen Sohn desselben unter den billigsten Bedingungen aufnehmen, was jedoch beides nicht zur Ausführung kam, da man Rams auer schließlich in Oldenburg festhielt und der Sohn doch noch der Theo logie sich zuwandte. Seinen Vetter Ehrentraut Blochmann in Danzig, einen Sonderling ersten Ranges, wie sie eigentlich nur in Romanen vorkommen, unterstützte er auf Umwegen, da der sonderbare Mann sonst die ihm höchst nötige Unterstützung zurückgewiesen hätte. Von einem Landsmanne, der, in der Nähe von Jferten als Hauslehrer lebend, mit Blochmann in Berührung gekommen war, und der nach einem wechselvollen Schick sal sein Leben in Dresden in großer Dürftigkeit fristete, sind eine ganze Reihe Dankbriefe vorhanden, die der heruntergekommene Mann dem Ge heimen Schulrat schreibt, der, obwohl hoch über ihm stehend, ihn doch nicht fallen läßt. Paldamus schließt seine Lebensbeschreibung mit den Worten: »Blochmann war ein Mann mit einem Herzen voll Liebe, mit seiner fast überflutenden Herzens güte steht er gewiß allen seinen Schülern lebendig vor Augen. Es lag eine gewisse Lebensfreudigkeit in ihm, eine Herzensfröhlichkeit, die auch dem Lebens genuß nicht gram sein konnte, die freilich auch den Keim für Schwächen und Irrungen in sich barg, die aber der ererbte fromme Sinn des Pfarrhauses alle ausglich. Leider hat die Anstalt, die seinen Namen hätte nimmer ab legen sollen, nur noch 10 Jahre nach seinem Rücktritt bestanden. Sie wurde 1861 vom Vitzthumschen Fonds angekauft und in ein reines Gymnasium ver wandelt." Neuerdings ist dieses Gymnasium von der Stadt Dresden er worben worden, und die für ihre Zeit stattlichen Gebäude des ehemaligen Blochmannschen Instituts auf der großen Plauenschen Gasse werden demnächst abgebrochen werden. Blochmann hatte das Institut 1851 seinem ältesten Schwiegersohn Or. Bezzenberger übergeben; er starb am 31. Mai 1855 in Genf, im Hause seines Schwagers Lavit, des Gatten seiner geliebten jüngsten, frühgestorbenen Schwester Minna, eben als ihm seine in Genf an vr. Haccius verheiratete dritte Tochter ein Enkelchen geboren hatte. Dort ruht er inmitten der Berge, die er seit seinem Aufenthalt in Jferten so geliebt und, so oft er konnte, wieder ausgesucht hatte. II. Leben und Treiben im Institut zu Jferten von 18VS bis zum Abgang der preußischen Eleven Dreist, Henning und Kamerun (Sept. 1812). Als Blochmann im Herbst 1809 zu Pestalozzi kam, stand das Jfertener Institut auf dem Höhepunkt seiner äußeren Entwickelung. „Es zählte gegen das Ende des Jahres 150 Zöglinge von 6 bis zu 16 Jahren. Dazu kamen