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75 mal mathematische Geographie mit den Töchtern jetzt habe, so sind diese Beobachtimgen sehr nötig. . . . Donnerstag, den 24'°" Septbr. . . . Mancherlei Nützliches habe ich heute geschafft; außer der pflicht treuen Besorgung meiner sieben zu gebenden Stunden habe ich heute sämmtliche geogr. Tharten des Instituts in Ordnung gebracht und jede nach ihrem Platz gestellt; dann habe ich mit Schacht den plan entworfen, mehreren bestehenden Unordnungen und Mißverhältnissen im Schloße kräftig und durchdringend abzuhelfen; Niederer beschäftigt sich jezt allein mit seinem litterarischen Streit, Rrüsi mit seinem Weibchen, und so müßen wir denn zu helfen und einzurichten suchen, wo es nöthig ist. Und das soll denn auch geschehen; ich werde Dir künftig noch Mehreres darüber schreiben. . . . (Vergl. S. 29, Anmerkung.) Samstags den 2b Sptbr. (frühmorgens um 2 Uhr). Ls trift mich diesen Morgen wieder die wache und ich sitze da, still und verlaßen in der Einsamkeit der Nacht, verlaßen? nein! seit Du die meine bist, bin ich ja noch keinen Augenblick des Lebens einsam und ver laßen gewesen, Du warst ja immer mir zur Seite, holde Seele, und bist es auch in diesen Augenblicken. . . . Sontags den 27'°" Sptbr. Heute, meine theure Renate, habe ich meinen lieben Bruder ErnstH bis nach Moudon begleitet; er reist in Begleitung Herrn Herrmanns durch Wallis, über den Gotthard, Altorf, Schwytz, St. Gallen, Lindau, Augs burg, München und Nürnberg nach dem geliebten Dresden. Herr Acker mann und Herr Obermann begleiteten ihn noch mit mir; wir hatten 2 Ltmrs L oütä, kamen gegen f2 Uhr in Moudon an, nahmen daselbst ein sehr vergnügtes Mittagsmahl, brachten in altem I>a Löw-Weine vieler Gesundheiten aus und unter denselben auch bei Hellem Gläser- klange die Deine. Gegen 3 Uhr trennten wir uns. Der Abschied war mir minder schwer, da ich den l. Bruder nach 2 Jahren gewiß wieder zu sehen hoffe und da ich weiß, er geht einem glücklichen Schicksale ent gegen. Da Herr Obermann in dem einen wagen die lieben Reisenden bis Vevey begleitete, fuhr ich mit Freund Ackermann allein zurück; es ward nach dem ziemlich regnerischen Morgen ein schöner Nachmittag und wir kehrten recht fröhlich zurück. Als wir nach 7 Uhr Abends in Iferten an gekommen waren, wurden wir durch die Nachricht noch sehr überrascht, daß im Töchter Institute ein kleiner Ball sei; wir zogen uns schnell etwas leichter an und gingen dann herüber, wo wir Alles in großen Freuden fanden. Es war der guten Ietzler^) zu Ehren arrangirt, die den Dienstag fortreist. Man hatte 3 Musikanten aus der Stadt, es wurde wacker getanzt; — ich habe mit allen Töchtern und anderen Damen die Reihe durch getanzt, nur mit der ff ff ff Ursula nicht; es widersteht mir, sie nur anzugreifen. . . . (Ursula Hetze, vergl. S. 79.) 1) Den Buchdrucker (veryl. S. 4). Obermann leitete die Druckerei im Jfertener Schlosse, die 1816 ein unrühmliches Ende nabm. 2) Braut Kaweraus. Vergl. S. 50 u. 53.