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36 und dem unsrigen so groß, daß wir nicht einmal wollen dürfen, was man hier will, aber auch manches nicht wollen werden, was hier als Gesetz gilt. . . . Sag dem Niederer und Herrn Pestalozzi einen freundschaftlichen Gruß und daß ich mit neuer Kraft und Anstrengung zurückkehren würde. Meiner lieben Klasse sag einen freundlichen guten Tag und gieb dem Acker mann in meinem Namen die Hand. Der Deinige. ^h. Schacht. Da es den Liebenden verwehrt ist, sich ungehindert zu sehen und zu sprechen, so benutzen sie jede Gelegenheit, dies unauffällig zu thun. „Diesen Nachmittag zwischen 3-H- und 4^ werde ich der Frau von Meng in ihrem Zimmer mit einigen Knaben den ganzen Gang der Geographie zeigen. Du kannst, wenn Du willst, wie auch einige andre Töchter, wenn es sie interessirt, beiwohnen." So schreibt Blochmann, und es ist anzunehmen, daß sich Re nate, wenn nicht für die Geographie, so doch für den Vortragenden inter essiert hat. Frau v. Meng (oder Mengen) gehörte zu den Frauen, die, wie Frau v. Wolzogen, sich für Pestalozzis Ideen tiefer interessierten. Theodor Schacht, der ihr näher stand, schreibt von ihr im Mai 1812: „Sie hat, be seelt von dem schönen Streben Pestalozzis und von eigener Neigung zum Wohlthun geleitet, den Entschluß gefaßt, die Töchter ihrer Geschwister und andere Mädchen um sich zu sammeln und eine Bildungsschule für Mädchen zu errichten. Sie wartet nur, daß der Krieg vorüberziehe, um nach Peters burg zurückzukehren. Wie glücklich werden die Mädchen sein, die mit solcher Frau in einem Hause leben, sie können nicht anders als natürlich und rein gebildet werden, da ein Ideal der Frauen unter ihnen wandelt." (A. a. O , S. 55.) Gegen die Mitte des Januar 18l2 wurde Blochmann ernstlich krank. Da das Krankenzimmer im Schloß schon voll war, mußte er sich ein eigenes in der Stadt mieten, in dem Hause, wo Henning wohnte. Renate, die diese Woche gerade »Lehrerin und vorsorgendes Mütterchen" war, machte Einkäufe für den Sonntag Abend in diesem Hause. Man darf es ihr glauben, daß es ihr schwer wurde, den Kranken, der ihr Bleistiftbriefe vom Bette aus schrieb, nicht besuchen zu dürfen, und daß die Schlittenfahrt der Töchter nach Patzig ernstlich damit beschäftigt ist, die griechische Sprache nach der Methode zu bearbeiten, so muß ich ihn dringend ausfordern, sich die Schwierigkeit des Unternehmens und seinen Umfang recht zu verdeutlichen, und sich vor allem mit dem bekannt zu machen, was von reinen Philologen schon gethan ist. Die Elemente jeder Sprache und Wissenschaft sind gerade das Schwierigste, und wer sie gehörig durchforschen und nächstdem für den Unterricht zube reiten will, muß in den innersten Tiefen derselben zu Hause sein . . . Hemsterhuys, Lenneps, Buttmanns und Herrmanns Schriften möchten wohl das Erste und Unerläßlichste, aber gewiß nicht das Letzte und Einzige sein, was für Patzigs Zweck recht fleißig studiert werden müßte." Pest.-Bl- XV, 57. Das dürfte genügt haben, Patzig von seinem Borhaben abzubringen. Doch ist namentlich in den Jahren 1816 und 1817 eifrig und mit Erfolg im Institut Griechisch und Lateinisch nach Pestalozzis Ideen gelehrt worden, wie aus einer kleinen Schrift von I)r. M. hervorgeht: Pestalozzis neue Methode, die alten Sprachen zu lehren, von einem seiner Mitarbeiter in ihren Grundzügen dargestellt. Karlsruhe und Baden 1818. 44 S. Der Verfasser, ein Freund Or. Sterns, der ebenfalls mit Erfolg an dem Ausbau dieser Methode gearbeitet hat, ist ganz begeistert für das, was in Jferten mit der neuen Methode erreicht wurde, und er hofft, daß sie sich Bahn brechen werde. Die Abhand lung ist 1817 in Jferten geschrieben, aber leider unvollendet geblieben, namentlich fehlen die angekündigten Beispiele. Im Zusammenhänge damit stehen jedenfalls auch die Briefe, die Pestalozzi, Jos. Schmid und Gottlieb Pestalozzi mit dem 8tuck. püil. Joh. Hirt wegen Herausgabe einer lateinischen Eiementargrammatik 1824—1827 gewechselt haben. Abgedruckt in den Pest.-Slud. III, 45—48 nnd 58—62.