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17 wunden ist — so bleibe ich noch ein volles Jahr beim guten liebevollen Vater und will thun, will ihm helfen und sein, was ich immer vermag .... Deinen Bries an den Vater p. *) sende ich Dir nun wieder zurück. Nimm nochmals meinen innigsten, wärmsten Dank für das Mpfer, daß Du meiner Ruhe bringen wolltest. Ls ward mir unendlich schwer, es zu erbitten, und nur die Größe meiner Vaterlandsliebe, der heftige Drang meines Ent schlusses und das Mißverhältnis; meiner äußeren Lage zu demselben ließ mich dies bittre Gefühl überwinden. Aber es freut mich nun unaus sprechlich, daß ich dies Mpfer Deiner Liebe Dir wieder zurückgeben kann. . . Vom lieben Schacht habe ich kürzlich wieder Briefe erhalten; er ist nun auf der linken Rheinseite und drängt mit den tapferen Preußen ins Herz von Frankreich. . Am 2. Februar kommt er nochmals auf die Angelegenheit zurück: „Du hast, hoffe ich, meinen Brief, der Dir mein Hierbleiben und die Ursache desselben mittheilt, erhalten. Ls war kein kleiner Kampf, keine unbedeutende Ueberwindung, und noch jetzt faßt mich in mancher Stunde ein tiefer Schmerz, daß ich in dieser großen herrlichen Zeit nicht unter meinen deutschen Waffenbrüdern sein und nicht am heiligen Kampfe des ganzen deutschen Volkes Antheil nehmen kann. Doch —- ich lebe ja auch hier meinem Vaterlands, ich rüste mich kräftig und strebe unermüdet nach der Reife, nach der geistigen Klarheit und Herzensstärke, welche meinem wirken einst für mein theures Vaterland einen segensreichen Lrfolg zu sichert; ich bringe einer heiligen Pflicht in Bezug auf meine hiesigen Ver hältnisse ein Mpfer, das nicht verdienstlos ist und welches gebracht zu haben in Zukunft mich immer erfreuen wird; ich werde desto sichrer Dir er halten, innig Geliebte, und der feste, heilige Wille, Alles für mein theures Vaterland einst zu sein und zu thun, die süße Hoffnung eines eingreifenden wirkens in die Erziehung des deutschen Volks, die erhebende Aussicht auf ein reines, innigbeglücktes Familienleben und auf die Segnungen desselben — o geliebte Renate — so vieles tröstet und erhebt mich wieder bei dem Andrange des Schmerzes, in diesem unsterblichen Kampfe nicht mitgestritten zu haben. 2) Wie unnennbar, wie unsterblich ist das Heil desselben! Welch ein Leben, viel inniger, freier, edler, höher wird fürs ganze deutsche Volk aufgehen — ja bricht jetzt schon an — welche Wonne ists, in solcher Zeit zu leben, wie erquicken die ersten Strahlen eines neuen, kraftvoll herrlichen Seins, das sich über die deutschen Völker verbreiten wird. O, wen solche Zeiten nicht höher heben, wem sie nicht Geist und Herz beflügeln und alle tiefsten Gefühle und Entschlüsse aufregen, hinter den Forderungen einer so großen Zeit nicht zurückzubleiben, sondern Alles zu thun fürs Besserwerden des Ganzen, wahrlich, der hat in seinem Innern nichts aufzuregen und ist zu ewiger Schwäche verdammt. Wie glüht mir das Herz, wie möcht ich in kurzer Zeit vieles zusammendrängen, um bald, bald dazustehn, wirkend unter deutschen Brüdern mit Kraft, Reinheit und Liebe! Nun — nur r) Die obengedachte Verbürgung für die 25 Louisdor. 2) In einem folgenden Briefe vom 24. Februar hat er noch hinzugefügt, „daß ihn, nachdem die alliirten Armeen so unaufhaltsam vorgedrungen, daß sie sogar schon über den Rhein ins Herz Frankreichs gegangen waren, ost der Gedanke ergriffen habe: jetzt, da es nicht mehr nöthig ist, kommst du, nach vollbrachter Arbeit der andern; am Siege gleichsam wirst du theilnehmen zu wollen scheinen, da du ein Jahr früher, wo es blusige Anstrengung galt, zurückbliebst rc." Israel, Pestalozü. 2