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Jahr die des Seidelbastes, so daß der Pflanzenkundige sich nur schwer von diesem Fleckchen Erde trennt. Doch wenige Nieter bergaufwärts tritt man in den dunklen Fichtenwald, der deutlich die Grenze zu einem anderen Gestein zeigt, dem grob körnigen Rumburg-Granit. Bald ist der Gipfel des Maschken- berges erreicht. Eine abwechselnde Landschaft tut sich dem Be schauer auf. Sandsteinfelsen wechseln mit Granitbergen, Ba saltstöcke und Phonolithkuppen bekrönen die Gegend. Der Naturpfad führt über die Brandlehne nahe der Ver- werfungslinie entlang auf feinkörnigem, tonigem Sandstein. Wiederholt steht man Harnische, vereinzelt liegen auch Stücke eines quarzitischen Sandsteins da, der Minz genannt wird und sich durch ungewöhnliche Härte und Festigkeit auözeichnet. Am Fuße der Brandlehne tritt abermals eine Scholle von Jurakalk zutage, wie einzelne umherliegende Kalksteinbrocken zeigen. Als der Bruch noch im Betrieb war, fanden sich hier Ammoniten, Belemniten und Muscheln in schönen Versteinerungen. Langsam steigt der Weg wieder bergan. Mitten aus dem Graust ragt zur Rechten ein kleiner Basaltstiel, zur Linken aber schweift der Blick in die Felsenwelt des Elbsandstein- gebirges. Wir biegen nach Westen ab, gehen also von der Ver- wcrfungslinie weg und steigen auf den Schwarzen Stein, einem Felsen aus Feldspatbasalt, von dem man einen reizenden Blick nach dem Dorfe Khaa hat. Unser nächstes Jiel ist die Kinsky- Höhe, ein Sandsteinfels. Wae eine enge Klamm zieht sich das Khaatal in der Tiefe entlang. Auf schmalen Wegen durch Kamine hindurch geht es zu den Brüdersteinen und dem „Wü sten Raubschloß Qberkarlstein". Hier kann man die Verwitte rungsformen des Sandsteins kennen lernen, kann die weißen Krusten des Alauns an den Bändern sehen. Ein kurzer Marsch im Tal entlang führt nach dem Dorfe Khaa, wo man eine willkommene Rast einschiebt. Dann geht es wieder auf die Ver- wcrfungslinic den Rauchgraben hinauf, der mit seinen Wiesen dem Botaniker vielerlei bietet. Kurz vor der Höhe des iWolfs- bergcr Steinberges wird die Verwerfungölinie durch den Wald scharf in der Landschaft deutlich. Der südlich anstehende Sand stein trägt Kiefern, während der nördlich liegende Jeidler-Gra- nit, der roten Feldspat führt, mit Fichten bestanden ist. Auf der Grenzlinie liegen besonders viele Harnische in schönster Ausbil dung. Steil geht der Weg in den Hocken-Grund. Mttten auf einer Waldwiese stehen ganze Trupps von Einbeeren, die sich ja sonst gern in dunkles Gehüsch zurückziehen. Schließlich endet der Weg an einem Qucrgrund, dem Knoblvchsgrund, der wegen seines Kreuzotterreichtums bekannt ist. Dort wo sich die schroffen Sandsteinfelsen der ^Weinsteine emportürmen, geht ein Gebirgs keil von Rotliegendem die Lehne hinan. Roter Sandstein und dunkelrote Trümmer eines Quarzporphyrs sind die Reste des aus der Tiefe herausgepreßten Materials der Dyaszeit. Hat man dann die Höhe erreicht, so steht man an der Grenze zweier grundverschiedener Landschaften. Jurückschauend verfolgt man den Weg durch das Sandsteingebiet. So weit das Auge reicht, ist keine Siedlung erkennbar, nirgends breiten sich Felder aus, das Gebirge mit den steilen Felsen und den engen Tälern ist dem Menschen feindlich. Ganz anders dagegen der Norden und Qsten. Ueberall erblickt man dicbtbesicdelte Dörfer, rauchende Schornsteine, fruchtbare Felder. Nur die Basalt berge tragen einen Gürtel von iWald. .Das Ende des Natur pfades bringt einem deutlich zu Bewußtsein, oaß der NQnscb viel stärker, als er glaubt, von der Scholle, dem geologischen Untergrund abhängig ist. Wer diesen Naturpfad ausgegangen ist- wird sicher in Dankbarkeit an Rudolf Kögler denken, der diesen iWeg aus- qeknndet hat. Aber kein Wanderer sollte vergeßen, die wenigen Minuten nach Gärten zu wandern, um dort den Geologischen Garten zu betrachten, der gewissermaßen die Krönung des Ganzen ist. Auf einer 50 Quadratmeter großen Fläck-e hat Herr Kögler die ganze Gegend von Kalkofen, Khaa bis zum Wolfsberg maßstabgerecht in doppelter Ueberhöhung nacbqebil- det. Dort liegt der Kalk von Daubitz, da der Rumbnrg-Granit vom Maschkenberg. Es fehlen nicht die kleinen Schluchten des Karlsteins, es sind die Basalte, die Sandsteine und das Rot liegende da. Kleine Pfeile zeigen die ganze Verwerfungslinie an, grüne iMooöpolster die Siedlungen. Welch unsägliche Mühe muß es gemacht haben, das Gestein vom Entstehungs ort heranzuholen, wie zeitraubend ist die Unterhaltung; denn wie in der Natur nagt auch hier die Verwitterung an dem geolo gischen Relief. Rings um den Garten liegen in schönen Einzel stücken die Gesteine sämtlicher geologischer Perioden, so daß ein ganzer Lehrgang durch die gesamte Geologie hier auf engstem Raume vereint ist. Gern zeigt Herr Kögler auch seine reichhal tige Steinsammlung, vor allem aber muß man sich auch oie Profile ansehen, die in vier Schaukästen die Entstehung der Lausitzer Hauptverwerfung zeigen. Herr Kögler hat mit seinem Garten wirklich etwas Großes geleistet, und ich bin gewiß, daß viele Wanderer, die nach dem iWolfsberg kommen, auch ihre Schritte nach Gärten lenken werden. Besonders genußreich wird aber für denjenigen der Besuch des Gartens sein, der an der Hand des Naturpfades die Geologie erst in der Natur kennen lernte. Der Jweck meiner feilen ist der, möglichst viele auf das Lebenöwerk eines Mannes aufmerksam . zu machen, der in schwersten Jeiten nationaler Unterdrückung still seinen Weg gegangen ist und darum unsere Anerkennung voll verdient. Auf, rum Vrohdeutschen Wandertag! Tas Metenland ruft! Wom Gott will rechte Gunst erweisen, Den schickt er in die weite Welk, . Dem will er seine Wunder weisen In Berg und Tal, in Wald und Feld. Wie oft habt ihr, Wanderkameraden, das Lied unseres großen Schlesiers Eichendorfs gesungen, und oie wenigsten von euch werden wissen, daß dieses schöne deutsche Volkslied im Angesicht unserer schlesisch-sudetendeutschen Bergwelt erstand, jener Bergwelt, die durch den Anschluß des Sudetenlandes ans Reich zu einem der größten und schönsten reichsoeutschen iWander- gebiete wurde. Vom nordböhmischen Berglande bis hinunter zum Altvater vereint es in sich in einem äußerst vielfältigen Landschaftsbiloe die Lieblichkeit deutscher ^Mittelgebirge mit den erhabenen Formen der Alpenwelt. Dieser Umstand ist es aber nicht allein, der jenes von der Natur so reich gesegnete Land beachtenswert erscheinen läßt. Es ist noch ein JwciteS. Schon vor dem Weltkriege, noch in der -seit der österreichischpungarischen ^Monarchie ließ die braven Böhmen mit den Preußen in der Entwicklung des Fremden verkehrs nicht gleichen Schritt halten, mtd der planmäßige nno systematische Kampf der späteren Tschechoslowakei hemmte die weitere Entwicklung des deutschen Fremdenverkehrs im Lange, wozu noch die strengen, aber notwendigen Paß- und Devisen vorschriften des Reiches das ihre dazu beitrugen, jegliche Ent wicklung zum Stillstand zu bringen. Dieser Umstand und be sonders das völkische Element in seinem Kampf gegen alles Nichtdeutsche ließ um so stärker das fest im Boden verwurzelte deutsche Volkstum in Erscheinung treten, das uns heute in die sem Wanderlande auf Schritt und Tritt begegnet. Herrliche Natur und Volkstum sprechen in diesem Lande zu uns in Bergen, alten Städtebildern, still abgelegenen Dör fern mit ihren reizvollen Bauernhäusern, in tiefen Waldtälern, in denen die munteren Gebirgswafser zu Tale rauschen. iWeite Hänge und Matten unter Schnee und Eis begraben, Steil abstürze, an denen die Lawinen donnernd zu Tale poltern, das ist die schlestsch-sudetendeuksche Bergwel^, die im kommenden Herbst das erstemal in einem Lichtbilder-Großvortrag durchs deutsche Vaterland wandern ivird. Hans-Ulrich Siegert, Hirschberg, ein Sohn dieser Berge und darum einer ihrer besten Kenner, unternimmt diese Vor-