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jährigen erschien in der Festschrift der „Isis" 4896 unter dem Titel „Beiträge Mr Kenntnis der in der sächsischen Oberlaufitz beobachteten Pilze." „Oka ja, „Pilze", was ist oas schon. Ja ganz schön so ein Steckenpferd, aber was hat das für 'nen /sweck für die All gemeinheit. An sich doch nutzlose Arbeit." So kann man urteilen! Bei genauerem Hinsehen aber, überhaupt bei der Be trachtung des ganzen organischen Lebens erkennen wir, daß es stets uno nur die unbe- und ungerusenen Kleinen sind, die den Gesamtorganismus bedrohen, schädigen, stören, zersetzen und oft unberechenbaren ideellen und materiellen Schaden anrichten. OUan denke nur an die Erreger von Typhus, Cholera, Lues, Malaria, Diphterie! Lauter nur mikroskopisch wahrnehmbare Friedensstörer. „Ja, aber was hat das mit den Pilzen zu tun!" Es handelt sich nicht nur um die in unseren Schnabel wan dernden „Pilze", sondern um die als „Belag" unsere Bäume und Nutzpflanzen befallenden Pilze. Dort wie hier hat oft namenlos mühevolle, stille Kleinarbeit Daseins-Fortpslanzungsbedingungen erforscht, Verhalten gegen Hitze, Kälte, Umwelt und, als die Würger auftraten, die An gaben gemacht, die Ausbreitung und Schädigung zu verhüten geeignet waren. Sind erst ganze Nutzpflanzungsanlagen bse- fullen, sterben ab, verbreiten die Krankheit, die oft auch im Boden selbst in „Pilzen" steckt, und dann erst käme die For schung, so käme sie zu spät! So aber hat die eingehende Gr ünd Durchforschung der Kleinlebewesen nicht nur wissenschaft lichen Reiz, sondern auch sinnfälligen Iweck, indem schädigendes Auftreten rechtzeitig erkannt oder vorbeugend überhaupt ver hütet wird! Drum, scheltet mir die Mikroskopgucker nicht, seht sie statt über die Achsel mit Achtung an, sie haben es ehrlich verdient und unser Fenrich mit an erster Stelle. . Steht man dem kleinen, scheinbar unscheinbaren Manu mit dem schmalen Kops, scharf und doch gütig blickenden Augen gegenüber, so ahnt man nicht, welcher Unsumme verkörperten exakten Wissens man begegnet. Stets sachlich, belehrend und überzeugend im Wäderspruch, verständnisvoll lächelnd bei nahe liegendem Irrtum, ist Fenrich die schenkende Güte selbst. Und das Rührendste, Entwaffnende und Beispielhafte ist die Be scheidenheit des Mannes, der berechtigt wäre, anfzntrcren. Das alle in den Bann des Mannes /stehende und Liebe ^Deckende aber ist das Universale seines Vacsens. Kein ver knöcherter, einseitiger Spezialist begegnet uns, sondern ein Mäusch, dessen Blick weit über alles Kleine weg geht bis an die Grenze der letzten Dinge, denen er in gelassener Abgeklärt heit gegenübersteht. So steht der Jubilar vor uns. Heute noch in kleinen Ver hältnissen, bestellt er seinen Acker selbst und sorgt für die Sei nen, die in vollem Verständnis für ihn manche Kleinigkeit fern halten. Nach aller Last und Mühe des Alltags kommt die Er holung am geliebten Mikroskop. Des Mannes Arbeitsstätte ist kein „Gclehrtenzimmer" nut einer „Flucht von Schränken für die kostbaren Sammlungen" — mancher Heutige würde sich wundern, unter welchen Verhältnissen so umfassende Arbeit ge leistet wurde und noch wird und auf welch bescheidenem Tisch die Post Anfragen und Austausch aus ganz Europa von Für sten in der Geisteöwelt legt! „Wie atmet rings Gefühl der Stille, der Ordnung, der Zufriedenheit! In dieser Armut welche Fülle!" Diesen M enschen verehren und lieben alle, die ihn ken nen. 2Dar eg angebracht angesichts des 70. Geburtstages den Wissenschaftler und Forscher einmal — sehr gegen sei nen W illen ! — in den Brennpunkt weiterer Oeffentlich- keit zu stellen, so ist es ein Gebot der Dankbarkeit, Verehrung und Liebe auch den Schleier ein ganz klein wenig vom 9N e n - scheu und seiner Umwelt zu heben und zu zeigen, daß Mensch und Forscher eine harmonische, liebenswerte Einheit bilden. Auch darin eine "begnadete Seltenheit! Die Oberlausitz hat das schöne Recht und die begründete Pflicht, stolz auf diesen ihren Mann zu sein. Mühe und Arbeit ist Feurichs Leben gewesen, also wohl auch köstlich. Machte es weit über 80 währen! Das ist unser aufrichtiger Herzenswunsch. DllS ölHMNtMS (/^US der !.ederisgeWäPe Dürrhennersdorfs) Von Oskar Schwär Das war, wie allerwärtö, die Schule. Nicht nur, daß der Mann, der darin hauste unü den Äcker der kleinen Kinder herzen und -geister bestellte, sich sorgte, ob seine Saat auch der einst Blut' und Frucht tragen werde — das muß so sein —, sondern er trug schwer an den Sorgen um seine eigene leibliche und geistige Notdurft, und er und das Haus bereiteten der Ge meinde unaufhörlich Sorgen. „Schreiber" sind die ersten genannt, von denen wir Nach richt haben. Sie fertigten die Niederschriften bei den Patri- monialgerichten und verdienten mit der Feder auch, bei ver schiedenen anderen Gelegenheiten Pfennige und Groschen. Die Schularbeit konnte sie nicht nähren. Wenn sie sich darauf ver standen, so trieben sie ein wenig Landwirtschaft. Bei dem einen Dürrhennersdorfer Schreiber wurde im Jahre 4550 eingebrochen, es wurden ihm ein oder mehrere Stück seines Viehs gestohlen. Es traten dann „Meister" aus: 4598 Meister Conrad, 4649 Friedrich Nitzschö, 4637 Samuel Porsche. Auch sie müssen, trotz des schönen Titels, ein ärmliches Untertanenleben geführt haben. llDieviele Leute konnten denn in dieser Ieit ihre Kinder in die Schulstunden schicken? Die größeren wurden da heim beim Spinnen und bei der Feldarbeit eingespannt, da ja eines von den Eltern meist Hofedienste verrichtete; und für die kleineren erschien die Schulunterrichtung als etwas Ueberflüs- siges. Es waren auch höchstens die Bauern in der Lage, dem Schulmeister einen Lohn zu geben. Der Schulmeister wurde überdies selbst zum Frondienst herangezogen und hatte dann wenig Ieit zum Schulehalten. Im Dienst-Urbarinm steht Martin Heincke, der seit 4638 Schulmeister war, unter den Häuslern, „so gesetzte Tage haben". Er war verpflichtet, 6 Groschen Dienstgeld zu entrichten, 48 Hosetage zu tun, 4 Stück Flächsen und 4 Stück Nkittelgarn zu spinnen. Des Schulmeisters Hausfrau machte an 6 Tagen Frondienst und spann 4 Stück Flächsen Garn. Als die Kirche eine Uhr mit Schlagwerk erhielt, brachte das dem Schulmeister Heincke ein Nebcneinkommcu. Er durfte von nun ab die Wiese und zwei Stück Acker auf dem oberen Viebige zinsfrei nutzen, „daß er den Saiger stellen soll". Und die Herrschaft gab ihm dazu noch jährlich 6 Groschen, zwei Schock Reisig und zwei Klafter Holz. Wegen dieser Holzlieserung wurde 4738 eine andere Regelung getroffen: „Alle Jahre drei Klafter Holz und Reißig dazu, was von den Bäumen kommt, allwo die drei Klafter Holz gemacht werden, und die obigen zwei Schock fallen weg." Dieser Martin Heincke, sein Sohn Gottfried Heincke, ab 4702, und George Donath, ab 4733, wirkten in der -Pit der schwersten Bedrückung als die Herren von Hoym Ritterguts besitzer waren. Damals galt Unwissenheit als wünschenswert; denn sie machte die Untertanen brav. Die kleine strohgedeckte Schule stand der Kirche gegenüber. Es mag in ihr so wenig Sonnenschein gegeben haben wie in den Hütten und Bauern häusern der anderen Untertanen. „Bäuchig und vertulich" kann man sich diese Schulmeister nicht verstellen. Auf ihre Grab steine paßten wohl die TLorte: „Der Brave starb, wie Schul meister sterben. Sie hinterlassen ein liebevolles Andenken und das Elend der Ihrigen." Kaum besser kann es Johann Gottlieb Hofmann gehabt haben, der 4794 in das Schulhalls einzog. Die Jahre 4842 und 4843 mit ihren Kriegöunruhen und Lasten aller Art fielen in seine Ieit. Die Herrschaft zahlte ihm neun Groschen Silber zins. Aber vom Hofedienste wurde er entbunden. Peter August von Schönberg und seine Tochter Gräfin von Kielmannsegge empfanden, daß der Schullehrer nicht ein allzu kümmerliches Dasein führen dürfe, daß er Vertrauen und Achtung genießen müsse, um gedeihlich wirken zu können. Seinen Acker mußte Hofmann noch bebauen und auch Vieh halten. Sein „fixes