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Wiederbelebung des klassischen Altertums. Sie zeigen uns, daß es in der Goethezeit nicht nur in Weimar, sondern auch in unserer Oberlausitzer Heimat Msiinner gab, die sich für die ewige Schönheit der griechischen Kunst begeisterten und das Land der Griechen mit der Seele suchten. Sie ahnten in ihrem künst lerischen Empfinden, was wir heute mit der Klarheit des Ver standes erkennen: daß die alten Griechen ein Volk nordischen Blutes waren und daß ihr Schönheitsideal auch das unsere ist. Die Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften zu Görlitz hat Schachmann mit gegründet. Ehrenämter hat Karl von Schachmann nicht bekleidet, da er den Beruf eines Gutsherrn für ein eigenes ihm von Gott übertragenes Amt ansah. Nichts ging ihm über das Wahl der Bewohner von Königshain. Als sie im siebenjährigen Kriege in Not gerieten, stand er ihnen unter großen eigenen Opfern bei. Eine soziale Großtat war es, daß er mit den Bewohnern von Königshain die Ablösung ihrer Frondienste durch Geldzahlungen vereinbarte. Diese Maßnahme trug sehr zum ^Wohlstand des Ortes bei und nahm die Bauernbefreiung voraus, die erst viel später allgemein durchgeführt wurde. So ist es kein iWunder, daß Karl von Schachmann große Verehrung genoß. Als er am 28. Januar 4789 heimqegangen war, strömten die Be wohner von Königshain zur Beerdigung nach Herrnhut, obwohl ihnen Tauwetter und Ueberschwemmungen den weiten Weg er schwerten. Am Grabe angekommen, sahen sie, daß sich darin Master angelammelk hatte. Da sie nicht wollten, daß ihr guter Herr in das Wasser gelegt wurde, sprangen einige von ihnen in das Grab und schöpften das iWasser mit ibren Hüten aus, weil sie nichts anderes zum Schöpfen hatten. Dieser rührende Be weis von Liebe und Dankbarkeit war der würdige Abschluß eines Lebens, das dem Voohle der Mitmenschen gewidmet war. Die Gattin errichtete ihm im Park von Königshain ein Denk mal in Gellalt einer Urne. So haben wir Karl von Schachmann als einen Oberlau sitzer von echtem Schrot und Korn kennenaelernt. Wie so man cher andere Oberlausitzer lvürte er einen Drang in die Acrne, der sich in seinen vielen Reisen äußerte. Dieser Drang in die Terne konnte aber Huer innigen Liebe zu den heimatlichen Königshainer Bergen keinen Abbruch tun. Seine ideale Gesiü- nunq beschränkte siel, nicht auf die Betätigung künstlerischer und wissenschastlicber Neigungen, sondern wurde in unermüdlicher Fürsorge für die Volksgenossen, die ibm anvertraut waren, zur sozialen Tat. Darum wird Karl von Schachmann mit Recht in der Oberlausitz in gutem Andenken gehalten. Vultav Zeurich Dem 70jährigen Naturforscher der tausch wm (Zrrch Von W i l h e l NI Harrst, Bautzen ,.!Wie an dem Tag, der dich der iWelt verliehen, Die Sonne stand zum Gruße der Planeten, Bist alsobald und fort und fort gediehen, Nach dem Gesetz, nach dem du angetreten. So mußt du sein, dir kannst du nicht entfliehen, So sagten schon Sybillen und Propheten: Und keine -seit und keine Nkacht zerstückelt Geprägte Aorm, die lebend sich entwickelt." Goethe. Ein 70jähriqeS Leben, in bescheidener Enge geführt, gefüllt von Sorge. Arbeit und stiller Forschung, rechtfertigt eine ehr fürchtige Rückschau. Sie ist bald klargelegt. Am 8. Dezember 4868 in Göda als Bäckerssohn geboren, wird der Jubilar nach neunjährigem Besuch der Volksschule Bäckerlehrling. Als der Vater das Gewerbe aufgab. wird Meurich Aleischbeschauer, muß aber aus gesundheitlichen Gründen den Beruf aufgeben. Der naturverbundene Vater hatte dem jungen schon gezeigt, wie ein Schmetterling gespannt wird, ein altes Kräuterbuch eines Nach barn vermittelte die ersten Pflanzenkenntniste. Mühevoll wurden Tollkirsche, Bilsenkraut, Sanikel, Waldmeister aus Samen gezogen. „Es" regte sich der zukünftige Beruf! Der junge Alcischbeschauer hatte gelernt mit dem Mikro skop zu arbeiten, und das hatte ihm den Blick und das Ver ständnis für das geheimnisvolle Leben des Unsichtbaren er schlossen. Die harmlos-unbeabsichtigte Anregung des Vaters, das Kräuterbuch des Nachbarn, das berufliche Mikroskopieren brachte den angeborenen Iwan g zur Forschung in dem jungen Mann nunmehr zum elementaren Dnrckbrncb in einer Ieit, in der die Schulen damals so gut wie keine Anregung vermittel ten. Er war zunächst auf sich selbst angewiesen. Huftav Feurich Archiv - vaulzrnrr Taecl-iaa Da nahm sich seiner der in Ganßig lebende berühmte Zoo loge und Botaniker Michael Rostock an, dessen grundlegen des Werk über die Netzflügler Deutschlands heute noch unent behrlich ist. Er riet Meurich die Anschaffung von T8 ünscheS Epkursionsflora. Nach dem Kauf des Buches gelang auf dem Heimwege schon die Bestimmung einer Pflanze, ein Beweis für Blick, Aorschungsdrang und Gründlichkeit. Rostock- lehrte Moose und Alaen kennen, erschloß die Schönheit der Insekten welt, Meurichs Kenntnisse erfuhren Erweiterung und Vertiefung, bald wußte er in den höheren Pflanzen Bescheid, kannte die meisten Ordnungen der hänfigsten Insekten und war ein Fach mann. Als er erfuhr, daß die Niederen Pilze besonders unbekannt und ungemein schwierig zu erforschen seien, fand er das Land seiner Forschung. Seit 4904 ist es sein Spezialgebiet, auf dem er so gründlich arbeitete, daß er bald der anerkannte Forscher wurde, dessen Ruf weit über Sachsens Grenzen drang. Die Pilzforscher Europas stehen mit ihm im Briefwechsel, suchen und finden Rat in Göda! Eine ganze Anzahl Dilze (wohl sieben), von ihm zu erst gefunden, traaen seinen Namen, eine nur Wenigen zuteil werdende Ehrung der Wissenschaft! Vor wenigen Jahren, als es aalt, den Nachlaß des be kannten Pilzforschers Krieaer zu ordnen, war in Deutsch land Aeurichder Einzige, der das wissen schaftliche Rüstzeug dazu hatte. Er war auch als Einziger dazu berufen, die ^'lze des Botanischen Instituts der Technischen Hochsclmle Dresden zu bestimmen und einzureiben. Seine eigene Sammlung umfaßt etwa 5000 Arten Nie derer Dilze. zumeist selbll gesammelt, gute Insektensammlungen über Netzflügler und Käfer sind sein Eigen, alles mustergültig angelegt, tadellos anaeordnet. sauber beschriftet: zahllose mikro skopische Dräparate, in peinlich sauberen Zeichnungen fellaehal- ten, sind Ergebnis und Niederschlag unermüdlicher Forschung. In anderen Verhältnissen geboren, an einen anderen Plak gestellt, hätte Meurichs Ruf noch weiter getragen! So aber hat er alles aus sicb selbst allein geschaffen! „Es bildet das Talent sich in der Stilles Das wissenschaftliche Herbarium der Naturwissenschaftlern Gesellschaft „Isis" in Bautzen hat er in Pflege nnd die m isten Pflanzen dazu selbst aesammelt. Die erste wissenschaftliche Veröffentlichung des damals 28-