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Blotteusuu 'i S?eimaikunöe, I!V Druck u. Verlag: Alwin LMar<r,^Vuchdruckere! und Zeitungsverlag G.m.b.H.Neichencrn r.Sa. Schriftleitung und Geschäftsstelle in Nerchenau,Scr. Fernsprecher Nr. 300 Geschichte, nssLitepatup" Mittsilungsblatt der Gsssllschaft für Ankhropologis und Nrgeschichts der Gbsrlausitz zu Bautzsn, der Gsssllschaft für Heimatkunde zu Hoyerswerda jowie des Verbandes „Lujatia" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gsbirgsversine der gejamten Gbsrlausitz. Hauptschriftlsitung: Gtto Marx Deichenau (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Hsimatjchriststeller. Manuskripten ist Aückporto beizufügen, da sonst ein Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. Anberschtigter Nachdruck aus der „Gberlausitzse Hsimatzsitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Dsichenau, 6a. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gswerbebank und Girokasje Asichsnau Nr. 1ö. GbsrlauMsr Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lcsdit-Anstalt, Zittau. Nr. 18 1 1. September (Scheiding) 1929 10. Jahrgang Uber den Namen „Spree" und Flutznamen überhaupt Von D r. N. N c e d o n - Bautzen über die Herkunft und die Bedeutung des Namens Spree sind die verschiedensten Ansichten aufgestellt wor den. Es dürfte nicht angebracht sein, die Meinung jedes alten Chronisten oder Topographen anzuführen,' wir be gnügen uns, die uns bekannt gewordenen Deutungen nach den verschiedenen Sprachen hier kurz zu besprechen. Aus der Kinderzeit der Etymologie stammt die sprachliche Gleichsetzung mit Suevus, welche eine Folge der sachlichen war. Ptolemäus, der bekannte griechische Geograph, be richtet nämlich von einem Flusse Suebus im östlichen Deutschland, den er in das Baltische Meer münden läßt, der aber nach seinem Ort die Spree sein müßte. Allerdings scheinen die Gelehrten auch späterer Zeit, die einigermaßen in Deutschland bekannt waren, doch über den Lauf der Spree lange schlecht unterrichtet gewesen zu sein. Auf der Karte des Nicolaus von Cusa aus dem 13. Jahrhundert bilden Havel, Spree und Görlitzer Neiße einen zusammen hängenden Fluß. Auf der kleinen Karte in Sebastian Münsters Kosmographei mündet die Spree westlich von der Oder ins Meer, und Hans Sachs in seinem Gedicht von den 110 Flüssen Deutschlands sagt: Die Spree durch die Mark rinnet ser Und kummt pey der stat Sund ins mer. (Stralsund?) Sebastian Frank im Weltbuch läßt sogar Roßtock im Herzogtum Mechelburg „nit fern vom Ursprung der Spree" liegen! Ob der Suebus des Ptolemäus sachlich derselbe wie der Spreefluß sein soll oder ob, was wahrscheinlicher, der Suebenstrom nur eine gelehrte Erfindung der alten Geo graphie ist, braucht jedoch hier nicht untersucht zu werden, da wir es mit dem Namen Spree allein zu tun haben, und dieser ist natürlich nicht aus Suebus entstanden. Da die Spree z. T. durch ehemals oder noch jetzt von Wenden bewohntes Gebiet fließt, lag es für naive Gemüter nahe, auch wendischen Ursprung des Namens anzuneh men. Eine sehr umständliche Herleitung der Art versuchte Rechtsanwalt Schulze in Neusalza: sprud (Kuzok, Quelle) und woda Wasser. Am meisten Anklang fand die Ansicht Dr. Mahns (Etymologische Untersuchungen über geogra phische Namen 1836), Sprjawa sei - Sorbenfluß. Daß ihn selbst diese Ableitung nicht recht befriedigte, beweist der Umstand, daß er daneben noch eine keltische aufstellte, nach der es „lebendiges Wasser" hieße. Es sind aber auch deutsche Wortstämme herangezogen worden. Abr. Frenzel im „Nomenclatvr" (Hoffmann Scriptores rerum Lusat. II.) bringt das Wort sprawa (? wohl sprahha) - actio, nego tium, Geschäft, herbei, ohne den Versuch zu machen, den Flußnamen in innere Verbindung mit diesem abstrakten Begriff zu setzen. Paulus Kassel in den „Märkischen Orts namen" will altsuevischen Ursprung und denkt an pretan, fließen. Andere machten einen „Starfluß" aus der Spree. Dagegen erinnert A. Frenzel neben seiner genannten törichten Etymologie an den deutschen Stamm in „spreien"; ähnlich erklärt Carpzow im „Ehrentempel". Endlich über setzt der Germanist Richard Müller altsächs. Spreewa, ger- man. Spragia oder Spravia - „die zerstreute, von den vielen Armen ihres mittleren Laufes", wobei er auf mitteld. sprewen, mhd. spraejen, spraewen Bezug nimmt. Um zu einer Entscheidung zu gelangen, was mit mög lichster Gewißheit als richtige Deutung zu betrachten sei, ist vor allen Dingen die Untersuchung nicht einseitig sprachlich zu führen, sondern es sind geschichtliche, ethno graphische und psychologische Erwägungen heranzuziehen, auch darf der Name nicht für sich allein betrachtet werden, vielmehr muß er als Glied eines Ganzen behandelt wer den, welches die gesamten Flüsse Deutschlands mit ihren Namen, insbesondere aber die benachbarten Flüsse bilden. Welche Völker, welche Sprachen können für den Ur sprung unsres Spreenamens in Betracht kommen? Gehen wir vom Bekannten, Sichern der neuen Zeit rückwärts zu dem Unsichern, erst durch Schlüsse zu Finden den grauer Vergangenheit, so haben wir es 1. zu tun mit den gegenwärtigen Bewohnern der Länder, durch die die Spree fließt, das sind die Deutschen und ihre Vorfah ren und Sie Wenden und deren Väter. Die Namen, die