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Gberlaufltzer Helmatzeitung Nr. 24 ja das Städtlein von nun an sowohl für Sachsen wie auch Böhmen als Ausland. Gar bald wurden ängstliche Stimmen laut. Sie jam merten und sagten: „Ist das ein Unglück! Nun sind wir ganz verlassen. Der Österreicher schiebt uns ab, und der Sachse mag uns nicht." Ganz Kluge schlugen vor, eine Bitt schrift nach Dresden zu tragen und um Aufnahme zu bitten. Aber da kamen sie beim Stadtrichter schön an. „Fällt mir gar nicht ein!" wetterte er. „Mag uns nie mand haben, bleiben wir allein." Es dauerte gar nicht lange, erkannten die Schirgis- walder, daß sie mit ihrem Berlassensein kein übles Los gezogen hatten. Die Steuereintreiber blieben richtig aus, und Rekruteneryebungen fanden auch keine statt. Jetzt waren die Bewohner der Umgegend an der Reihe, neidisch zu sein. In ihren Dörfern und Städten gingen die Steuer erheber von Haus zu Haus und holten die letzten Pfennige ab, denn damals wurde viel Geld zum Kriegführen ge braucht. Noch drückender waren die Rekrutenaushebungen. Da gabs Tränen, und die Mütter und Bräute seufzten: „Ach, wohnten wir doch in Schirgiswalde!" Die VOurzener Kurrende als Gast der Berliner Stadtmission und der Gemeinde Berlin -V)eissensee Um dem Kurrendegedanken in Berlin Freunde zu er werben, damit die während des Krieges eingegangenen Kurrenden wieder neubegründet werden, führte der ver- drenstvolle frühere Kurrendeleiter, der Stadtrat und Stadt missionar Erich Hartmann, zahlreichen Mitgliedern und Gästen der Berliner Stadtmission eine gutgelettete Kur rende aus Sachsen vor, den Wurzener Domchor (Leitung: P. Leupokt), den er im vergangenen Sommer in der Stadt kirche zu Wehlen hatte vortrefflich singen hören. Die Wur zener Knaben (25) sangen Freitag, den 11. 11. 27, abends im großen Stöcker-Festsaal der Berliner Stadtmission zu einem Wohltätigkeitskonzert 4 geistliche und 8 weltliche Lieder, ferner Sonntag, den 18. 11., norm. 10 Uhr, im Hauptgvttesdienst in der Nikolaikirche, der ältesten Kirche Berlins, 3 Gesänge von Joh. Crüger, der 1653 als Organist und Kantor dieser Kirche starb. Abends 6 Uhr liturgische Vesper in der neuen Lazaruskirche (7 Gesänge) und 8 Uhr im großen Gemeindsaal in Berlin-Wetßensee „Kurrende- Abend" (12 Gesänge). Als Lohn ward den Kindern freie Reise, Unterbrin gung in Bürgerquartieren mit bester Verpflegung, zahl reiche Fahrten auf der elektrischen oder Untergrundbahn, eine Autofahrt nach Charlottenburg, freier Besuch der Vor stellung im Zirkus Busch, des Stadtschlosses, des Domes (3 Gesänge) und des Mausoleums. Wo die Wurzener Knaben auch gesungen haben, überall haben sie dem sächsischen hochentwickelten Kurrendewesen wie der sächsischen Kirchenmusikpflege alle Ehre gemacht. Die erste Frucht der Reise ist die neubegründete Kurrende zu Weißensee. Kantor Paul L e u p o l t - Wurzen (geb. in Reiche nau) wurde am 21. 11. 27 zum Kirchenmusiküirek- tor ernannt. Buchbesprechungen Altgermanische ReUgionsgebrünche im 2V. Jahrhundert. Trotzdem wir im Zeilalter der Aufklärung und im Jahrhundert der Technik leben, haben sich in unserem Volke noch ungezählte uralte Gebräuche erhalten, über deren Ursprung und eigentlichen Sinn sich allerdings dir meisten unter uns kaum noch eine Vorstellung machen können. Seien es dir Totenbretter, die man in einigen Gegenden Deutschlands noch an Kreuzwegen, bet Feldkreuzen und Kapellen oder im Dunkel des Waldes ausstellt, sei es daß man der toten Wöchnerin auch heute noch Schuhe anzieht und ihr Ktndrrwäsche mit ins Grab legt, sei es die Aufstellung des Maibaums, das Weihnachts- oder Neujahrsschießen, der Hammerschlag, den der west fälische Bauer am Peiritage gegen seinen tzauspsoften fährt, die Tölzer L-onardtfahrt oder gar der Brauch, zu Martini eine Gans zu essen, all diese jetzt meist mit einem christlichen Mantel versehenen Gebräuche haben, wie in Heft 4/1927 von „Volk und Rasse" (2. F. Lehmanns Verlag, München 8XV. 4, vierteljährlich Mk. 2 —) Dr. Lüers in seinem Aussatz „Mythologie und Volkskunde" nachweist, ihren Ursprung im Glauben unserer Altoorderen. Dar Christentum hat die Blüten altgcrmanischen Götterglaubens und Kultes zu zerstören versucht und auch zum Teil durch neue ersetzt, die Wurzeln aber hat es nicht auszurollen vermocht, sie leben noch heute in dem, was man fälschlich Aberglauben bezeichnet und richtiger Nebcnglaubeu nennen sollte. Aus dem weiteren Inhalt des Heftes verdient besonderes Interesse der Aufsatz von Dr. Beek „Ala mannen undIrankentnSüddeutschland". Die zahlreichen Abbildungen alamannischer uno fränkischer Keramik gewähren einen tiefen Einblick in die kulturelle Entwicklung dieser Volksstämme. Der Aussatz von Dr. Hübe rle über „Die berühmten Rommelfiguren im Museum zu Ulm" zeigt den hohen künstlerischen und vor allen Dingen kulturhistorischen Wert dieser Figuren, die uns ein natur getreues Bild der Stände, Trachten, Sitten und Gebräuche in der sreten Reichsstadt Ulm übermitteln. Aus dem wetteren Inhalt seien noch erwähntchas PretsausschreibenfürbebilderteAhnen- taseln nordrassischer Geschlechter, die Fortsetzung von Dr. Folkcrs Arbeit über „Die mittelalterlichen Ansiedelungen fremder Kolonisten in Nord westdeutsch land", Albert Mähls Aussatz über „Das Eigenhaste Niederdeutscher Dichtung" u. a. m. Ein schlichter Kran» von Marg. Reichel-Karsten. Die durch Prosa-Aufsätze und gemütstiefe Dichtungen bekannte Mitarbetierin unserer Heimatzeitung ließ jetzt im Selbstverlag eine weitere Samm lung von Gedichten und kleinen Prosastücken erscheinen, denen sie die Gesamtbezeichnung „Ein schlichter Kranz" beilegte. Wir fügen eine Probe bei: Und mein Stübchen ist voll Sonne, Und mein Seelchen ist voll Glanz, llberm Grau der Alltagssorgen Liegt ein blütenretchcr Kranz. Und ich schaue und empfinde Schönheit, die die Welt beseelt — Und mir ist wie einem Kinde, Das vor Weihnachtstüren steht. Das Büchelchen ist gegen Einsendung von 80 Psg. von der Ver fasserin Marg. Reichel-Karsten, Görlitz, Emmerichstraße 7l, zu be ziehen. SamMengesckichtliche Forschung von Georg von Lindern. Verlag der Lehrmeister-Bücherei Hochmeister L Thal, Leipzig. Preis 80 Psg. Anregungen zur samifiengeschichtlichen Forschung sind in unserer Heimatzetiung bereits mehrfach gegeben worden, so in Aus sätzen von Plüschke-Lauban und Engelmann-Reichenau. Das obige Werk besaßt sich ebenfalls mit dieser Materie und der Verfasser er teilt darin einen Anschauungsunterricht, wie und auf welche Weise man einen Stammbaum für die Familie etnzurichten bat. Geduld und Mühe gehören dazu, da Nachforschungen an dem und jenem Orte angestellt werden müssen, indessen, wer Familiensinn besitzt, wird die damit verbundene Arbeit nicht scheuen. Das mit 20 Abbildungen und 2 Stammtafeln ausgestaltete Büchlein wird ihm dabei ein will kommener Helfer und Ratgeber sein. I Minter- i Versammlung ! der Mitglieder der Vereine I des Verbandes „Lusaka" II Sonntag, den 8. Zanuar 14V- Ulrr, im Gasthof „Sum Gütchen" in Mittelherwigsdorf bei Sittau, verbunden mit dem Svjäbrigen Stiftungsfest des iöumvoldtvereins Serueigsdork. Vervand „Lusatia" W Dr. Weder, Norj.