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S02 Gberlaufltzer Helmatzettung Är. 20 Bot ihm das Leben, vor allem durch sein erfolgreiches Schaffen, viel Sonne und Freude, so ist ihm auch viel Herbes nicht erspart geblieben und manche Enttäuschung ließ ihn, den freundlichen und humorvollen Menschen, bei so mancher bitteren Lebenserfahrung das „Lache Bajazzo" auskosten. Allem zum Trutz hat der Dichter bei allem Lebensernst sich ein sonniges Gemüt bewahrt, mit dem er schon vielen eine herrliche Stunde bereitete. * Sein Schaffen Die Lausitzer Heimat, in der seine Wiege stand und die ihm die Grundlage für sein ganzes Leben gab, das ihn oft weit über die Heimatgrenzen hinausführte, bot ihm auch die Grundlage zu seinem schriftstellerischen Schaffen. Aus der Wurzel des Heimatschrifttums sproß, wie bei so manchem unserer Lausitzer Dichter, der statt liche Stamm eines umfangreichen Gestaltens. Sitte, Brauch und mundartliche Muttersprache liehen ihm hierzu Stoff und Kraft. Bitt Erfolg trat Blasius 1906 zum ersten Male au die Öffentlichkeit und zwar mit dem Mundartbändchen „B e ons derheem", welches im Berlage von Walde- Löbau erschien. Im selben Verlage kam dann bereits 1908 ein weiteres Bündchen Mundart heraus, betitelt „Wie ons dr Schnoabl gewachsen ös", während 1912 im Verlage von Meyers Volksbühne (jetzt Fock-Leipzig) ein Band „O b e r l a u s i tz e r Geschichten" verlegt wurde. Eine sehr schöne Bereicherung des heimatlichen Schrift tums bildet ferner das im Jahre 1926 im Verlage von Otto Lenz in Leipzig herausgegebene Buch „Dr Aebr- lausitzer Gschichtnmoan". Diese lustige Erzählung aus der Oberlausitz eröffnet eine Sammlung mundartlicher Werke aus Pommern, Mecklenburg, Schleswig-Holstein und den Gegenden von Hamburg und Leipzig. Es ist die unter haltsame Geschichte „Der Schützenkönig". Ein wert volles Bändchen Lausitzer Geschichten, die zum Teil auch ernste, tiefsinnige Heimatliteratur darstellen, ist das 1923 im Verlag der Weller'schen Buchhandlung in Bautzen er schienene „Os dr Usbank". Neben diesen Arbeiten, die mit ihrer treffenden Cha rakteristik Lausitzer Gestalten und auch ihrer lebendigen Schilderung wegen besondere Beachtung verdienen, hat Richard Blasius zahlreiche geschichtliche Skizzen geschrie ben, die teils die Lausitz, teils auch andere Gegenden Sach sens betreffen. Eine größere Arbeit ähnlicher Art, deren Handlung im Vogtlands spielt, ist die Erzählung aus des Vogtlandes schwerster Zeit „Unter der Geisel" (Ver lag von E. M. Monse-Bautzen), die in die Zeit des 30 jäh rigen Krieges um das Jahr 1636 führt und das wüste, greuliche Treiben der Holck'schen Reiter in anschaulicher Weise schildert. Versteht es nun Blasius, seinen Landsleuten selbst die feinsten Eigenarten abzulauschen und in fesselnder Art zu beschreiben, so ist es eben in erster Linie sein Er- zühlertalent, das ihm immer neue Leser zuführt. Wer ihn einmal gelesen hat, liest ihn gern wieder. Am besten wirkt sich dieser Vorzug bei seinen Romanen und Erzäh lungen aus. In der Reihe seiner Bücher sind hier der im Deutschen Verlagshaus Hackebeil-Berlin erschienene Frauenroman „I ohanna" und ganz besonders die 1925 von Kommerstädt u. Schobloch in Dresden-Wachwitz ver legten „Dorf köpfe" zu nennen. Dieses Buch ist eines der besten von Blasius. In 14 fesselnden Erzählungen hält hier der genau beobachtende, frisch plaudernd wieder gebende und sehr natürlich gestaltende Dichter den Leser solange fest, bis das Buch zu Ende gelesen ist. Sind nun diese Dorfköpfe nicht rein Lausitzer Gestalten — trotzdem aber nicht minder originell —, so schöpft er für seinen 1921 in der „Oberlausitzer Heimatzeitung" erschienenen Roman „Am Birkteich" voll und ganz aus dem Lau sitzer Leben. Nicht zu vergessen ist auch sein Roman „Die Schwerdtnerbrüöer" („Bautzener Tageblatt", Hei matklänge, 1922). Als Dramatiker hat Richard Blasius eine ganze Reihe Werke geschaffen, von denen einige sehr bemerkenswert sind. In erster Linie sei hier sein Mysterienspiel „Der Schüler des Medarüus" genannt, welches 1918 im theosophischen Kultur-Verlag in Leipzig erschien. In vier Aufzügen und einem Vor- und Nachspiel schildert der Dichter in formschöner und bilderreicher Sprache, wie der fromme Einsiedler Medardus den jungen in die schöne Königin Isabella vernarrten Ritter Hartmut zu besonne ner Einkehr bewegt und dem Guten gewinnt. Ein ernstes Volksstück schuf Blasius ferner mit seinem im Jrisverlag in Recklinghausen verlegten dreiaktigen „Der Hof im Bann". Der heiteren Muse wendet er sich in dem drei aktigen Dorfschwank „Hotel Kontinental" (Jris verlag Recklinghausen) und dem 1926 in Schandau urauf geführten dreiaktigen Dorfschwank „Die Erbsünde des Herrn Guckenbach" (Verlag G. Denner, Mühl hausen i. Thür.) zu. Am 18. Juli 1926 wurde dieses Stück, nachdem es über verschiedene Bühnen gegangen war, auch in Zittau mit Julius Glaß in der Hauptrolle aufgeführt. Zwei Lausitzer Heimatstücke schuf Blasius in dem Oberlausitzer Dialektschwank „Dr Amerikanerfim mel" und dem Volksstück „Dr Heiro atsteifel". Das erstere gelangte am 12. August 1923 durch die „Thalia- Reichenau auf deren Waldbühne vor 1000 Besuchern zur Uraufführung. Hier zeigt sich Blasius nun als ein Sati riker ureigener Note. In unverblümter, offenherziger und äußerst witziger Art geiselt er die Torheit seiner Lands leute, die sich in Zeiten der Not von dem herrschenden Dollar verblenden lassen und in übertriebener Liebe dienerei vor den Amerikanern sich selbst erniedrigen, nur der paar lumpigen Dollarnoten wegen. Hinter der äuße ren unterhaltsamen Form dieses Stückes verbirgt sich ein wahrer Kern, den freilich Leute der Geldentwertungszeit nicht gern sehen wollen. So kam es denn, daß die „Thalia" trotz der glänzenden Uraufführung, die auch einen äußeren Erfolg für Autor und Darsteller zeitigte, keine zweite Auf führung wagte. Der Dichter hatte seine Landsleute zu sehr in den Spiegel der Wahrheit schauen lassen und das schie nen sie nicht zu vertragen. Erfolgreich wurde auch die Uraufführung des anderen Stückes „Dr Heiroatsteifel", welche ebenfalls die „Thalia" übernahm und auf ihrer Waldbühne am 30. Mai 1926 durchführte. Letzteres er schien außerdem als Roman in der „Oberlausitzer Heimat zeitung" im Druck und wurde auch in Buchform heraus gegeben. Wieder schildert Blasius in urkomischer Art den Oberlausitzer Granitschädel, wobei er jedoch nicht verfehlt, wie beim „Amerikanerfimmel", die gutmütige Natur des Lausitzers zu betonen, denn dieser Dickschädel, den sich so gar der Dichter selbst zuschreibt, ist nicht boshaft, sondern nur naturecht. Wer sich richtig auf ihn einzustellen ver steht, der hat seine Helle Freude daran. Natürlich Städter und hochschwungvolle Poeten, die sich mit leichthingespro chenen Worten über ihn Hinwegsetzen wollen, werden ihn nie verstehen. Der Oberlausitzer Granitschädel will er obert sein, oft sehr mühevoll, aber wenn man ihn erobert hat, dann weiß man, was man an ihm hat. So wird denn auch im „Heiroatsteifel" dem reichen Birknerbauer von seiner Tochter Ruth der Gedanke, nochmals zu heiraten, gehörig ausgetrieben. An den nötigen Grobheiten fehlt es in beiden Stücken nicht, die gehören auch dazu. Um sich seinem umfänglichen Schaffen, seinem idealen Streben und dem starken inneren Drang, wie ihn nur echte Dichter verspüren, weitgehend Raum zu bieten, schied Blasius vor einigen Jahren aus dem Schulamte und nahm mutig den anerkennenswerten Kampf auf, der heute nur wenigen freien Schriftstellern erspart bleibt. Daß es ihm keinesfalls an originellen Einfällen mangelt, die er natürlich als freier Schriftsteller in der erwünschten Art