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zeichnet, weiß man Hierselbst nicht — hängen nach dem Glauben des einfachen Mannes die Geschicke der Völker und Staaten sowie der einzelnen Familien im nächsten Jahre ab; und zwar ist es vorzugsweise die Sonne, deren belebender Strahl, je nachdem er das wolkenlose Himmelsgewölbe erhellt oder hinter dichten Wolken schleiern dem Auge des Menschen unsichtbar bleibt, Glück oder Unglück, des Segens Fülle oder maßloses Elend dem zagenden Menschengeschlechte prophezeit. Heil oder Unheil sind es also, welche das Erscheinen der Sonne nach jeder der „heiligen zwölf Nächte" bedeutet. So weist beispielsweise „Helles Sonnenlicht" am „ersten heiligen Christtage" im allgemeinen auf ein „glückliches Jahr" hin, am zweiten auf „Fried und Einigkeit", am elften auf „Pest und ansteckende Krankheiten", am „zwölften" auf „Krieg und Blutvergießen". Daß der Sonnenschein eines Tages die Wirkung der Sonne eines anderen aufhebt, wenn nach den zwölf Nächten zufällig heiteres Wetter eintritt, merkt der einfache Mann nicht, mag die Wirklichkeit ihn auch noch so oft eines Besseren belehren. Der „Sonnenkult", eine der ältesten religiösen Erscheinungen bei zahlreichen Naturvölkern, findet in dem mitgeteilten Volksglauben auf dem Boden unserer Heimat einen beachtenswerten Nachhall aus längstvergangenen Tagen. Wie anderwärts ist auch in der Lausitz der Glauben verbreitet, daß die Träume in den zwölf Nächten in Erfüllung gehen, beziehentlich daß sie auf bestimmte Er eignisse im künftigen Jahre hindeuten. So heißt es im wendischen Teile unserer Heimat: Was man in den Zwölfnächten nach Weihnachten träumt, geht in den entsprechenden Monaten des kommenden Jahres in Erfüllung. Sieht der Träumende in der Zeit Helles Feuer, so steht ihm eine Hochzeit bevor, erblickt er Rauch, so bedeutet dies den Tod oder sonst ein Unglück. Nach wendischem Glauben kann man innerhalb der Zwölf nächte sogar die „Englein singen" hören, wenn man nachts 12 Uhr das Ohr an einen Eichenstumpf legt. In der „preußischen Oberlausitz", in der Gegend von Marklissa, wurden bis in die zweite Hälfte des vorigen Jahrhunderts hinein sogenannte „Zwöifnächte" in den Schankhäusern abgehalten. Es ist dies eine ur alte Sitte, die ihren Ursprungsort in Schadewalde bei Markttssa hat. Hier wurde im „Richterhause", das ist der „Gerichtskretscham", von Weihnachten an bis zum Großen Neujahr abends Musik gehalten, wozu sich Tanz lustige aus dem Dorfe und den nahegelegenen Orten ein fanden. Jede der benachbarten Ortschaften hatte an einem der Abende daselbst ihre „Zwölfnacht". Die Herrschaft verschenkte ihr Bier durch den Richterhauswirt, wofür dieser die Neige eines jeden Fasses und ein „halbes Stoß Stöcke" zur Beheizung des Schankraumes erhielt. An einem der Tage wurde während der Zwölfnächte bis zum Jahre 1785 der versammelten Gemeinde im Richterhause vom „Justitiar" im Beisein der Rittergutsherrschaft die „Dreidingsordnung" vorgelesen, der eine Ansprache des mitanwesenden „Frllhpredigers" von Marklissa voranging. Hierauf wurde die jährliche Gemeinderecknung gelegt. Ferner wurden die im Laufe des Jahres im Orte vor genommenen Kaufverträge gerichtlich rekognosziert und vollzogen. Diesem Akte folgte dann das „Leihkauf trinken" und ein „Tanzvergnügen". Daß eine so bedeutungsvolle Zeit, wie die Zwölfnächte, auch in der heimatlichen Sagendichtung eine Rolle spielt, ist nicht zu verwundern. Einer Zittauer Sage entnehmen wir in dieser Hinsicht folgendes: Am Anfänge des 18. Jahrhunderts starb in Zittau ein Ratsherr, welcher viele Härten und Ungerechtigkeiten gegen die Bürger verschuldet hatte. Dafür sei ihm aber auch, so erzählt das Volk, vom Teufel der Hals umgedreht worden. H' Ute noch sieht man die Spuren von Teufelskrallen auf seinem Grabstein an der Kreuzkirche. Und heute noch erhebt er sich in jeder der „Zwölfnächte" aus seinem Grabe und durchjagt, in einem von schwarzen Rossen gezogenen Wagen sitzend, das Gesicht auf den Rücken gekehrt, die Straßen der Stadt. So umranken Volksglauben, Brauch und Sage auch in unserem Heimatgau die Tage des altgermanischen Mitwinterfestes. ZI Ke galsntuomo in Zittau (Der Einiger Italiens: König Viktor Emanuel II) Lins Mt-ZiUausr Lrinnerung von Nrno Zsckuppe.Sremsn ^Has "fakr 1873. Ss war der graste Wendepunkt in 1/ der italienischen Politik. Unterstützt von einem so genialen Staatsmanns wie dem (Zraken Cavour und gefördert durch die Freundschaft mit Napoleon III. und das preußisch-italienische Gündnis von 18bb, war es dem Kerrscher von Piemont und Sardinien, König Viktor Emanuel II., gelungen, die italienischen Klein staaten von ikren meist fremden reaktionären Kerr- sckern zu befreien, den römischen Kirchenstaat von der päpstlichen Souveränität zu entkleiden und sämtliche Ceile Italiens zu einem einzigen grasten Deicke, dem geeinten Italien, unter seinem Szepter und dem Kaufe von Savoyen zu vereinigen. Cin §ürst, der unter den größten Schwierigkeiten, im beständigen Kampf gegen die Großmacht Kabsburg, ein geschichtliches Ereignis von solcher Größe und politischen Tragweite zustande gebracht Kat, kann unmöglich der „gewöknttcke und subalterne Mensch" gewesen sein, als den ikn Oskar Kläger in seiner „Deutschen Geschickte" (Kd. II, S. 509) kinsteilt. Den „König-Kefreier" nennt ikn vielmekr sein Volk mit Stolz, oder auch mit köckster Ekrerbie- tung „UKe galantuoino". Dickt den „galanten König", wie man vielfach im Duslande Viktor Emanuel wegen seiner zaklreicken Liebes-Dbenteuer in irrtümliVer Uebersetzung bezeichnet Kat, sondern den „König- Ekrenmann". Den Mann von Creue und Gewissen, den §ürsten okne §urckt und Cadel. Und so durfte sein Sokn König Umberto 1878 beim Keimgange des ersten Kerrsckers des neuen Italiens mit Deckt in seinem Degierungsmanikeste von ikm sagen, daß sein Leben dem Glücke seines Volkes geweikt wär, dem er §rei- keit und Dukm geschenkt Kat. Dursts seine Kingebung an das Vaterland, die verklärte Liebe zu jedem Fort schritte der IZildung und seinen unerschütterlichen Glau ben an die freien Einrichtungen und die nationale Un- abkängigkeit betonen. Demgemäß gestattete sich auch die Geisetzung des „König-Kekreiers" im pantkeon zu Dom am 17.Januar 1878 zu einer großartigen Crauer- keier, bereitet von seinem dankbaren Volke. 200000 Menschen nakmen an ikr teil. „Ganz Italien", sagt Oncken in seinem Werke „Das Zeitalter des Kaisers