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teten sich in die Wälder, die Standhasten erwarteten in ihren Wohnungen die Dinge, die da kommen sollten. Es war um 3 Uhr nachmittags, des mehrgedachten 19.Augusts, an einem Donnerstage, als die ersten 7. Mann feindliche Uhlanen herein auf den Markt gesprengt kamen. Der Offizier, der ihnen voranritt, frug sogleich nach dem Bürgermeister, wel cher sogleich kam, diesen wurde angekündiget: sich sogleich mit ihm norm Ort zum General zu begeben. Als man dort ankam, gab ihm der General (Brunne) den Auftrag: daß er sich nach Zittau verfügen müsse, indem ihn der Kaiser Napoleon zu sprechen begehre. Da dieser (Niederle) sein Alter vorschlltzte, wurde ihm ein Pferd gegeben, um schneller an Ort und Stelle zu kommen. Der Kaiser Napoleon, um geben von einem großen Theile seiner Marschälle und Gene räls, dann des Königs von Neapel, des Ministers Caulin- eourt, und seiner Garden, lagerte bei Zittau in der Nähe beim Galgen, um die nach Gabel marschierenden Truppen vor sich deoilieren zu sehen, Als der hiesige Bürgermeister dort ankam. Der Kaiser Nap. empfing ihm, auf einem Stuhle sitzend, und stellte durch den Minister Caulincourt nachstehende Fragen an ihn: Napoleon: Sind Sie Obrigkeit? Niederle: Nein, unterthänig zur Herrschaft Grafenstein. Nap.: Wie heißt der Graf? Nied.: Chlam-Gallas. Nap.: Welche Herrschaften besitzt der Gras noch hier in der Gegend? Nieo.: Friedland, Reichenberg und Lämberg. Nap.: Haben kaiserliche bei Ihnen gestanden, wie viel, wie lange, und wenn sind sie weg, und welche Truppen gattungen? Nied.: Io, nur Pikets, seit den 10. August, und gestern sind sie weg, es waren Hussaren von Blankenstein und Kaiser, dann Jäger vom Sten und 6ten Battalion. Nap.: Wo steht die kaiserliche Armee und wer komman diert sie? Nied.: Beides ist mir unbewußt. Nap.: Sind Russen in Böhmen? Nied.: Das kann ich auch nicht mit Gewißheit sagen. Nap.: Was haben Sie vor Befehle in Ansehung dieses Krieges? Nied.: Noch gar keine. Nap.: Lieben Sie ihren Kaiser? Nied.: Nächst Gott ist er uns das theuerste. Nap.: Sind die Leute in ihrer Gegend religiös? Nied.: Ja, das sind sie. Nap.: Wie weit ist von Ihnen aus, nach Detschen und Leitmeritz? Nied.: Nach Detschen 6. nach Leitmeritz 8. Meilen. Nap.: Denkt Ihnen der Einbruch der Preußen in Böhmen? Nied.: Ja, im 7 jährigen und Suczessions-Kriege. Ferner wurde der Bürgermeister Niederle noch gefragt, wie stark die Kaiserliche Armee sei, und da hierieber keine Auskunft gegeben werden konnte, so wurde die Frage ge stellt, Wie stark die Pupilation. Nied.: Die Pupilation unsres Orts beträgt 1120Seelen, worunter 515 männliches Geschlechts, dann 200 Häußer. Nap.: Wieviel haben sie Recruten und Landwehr gestellt? Nied.: 13 Mann Reserven, 1 Bäcker und 7 Landwehr männer. Als nun der Kaiser keine Fragen mehr stellte, bath der Bürgermeister um Gnade und Schonung für unfern armen Ort. Der Kaiser ließ ihn sodann den genannten Minister seiner Gnade versichern, nur solle er sich nicht von seinem Orte entfernen — und wurde daraus wieder entlassen, ihm wieder ein Reitpferd gegeben, und zur sicherung seiner Per son zu seiner Begleitung ein Officier mit gegeben. Auf dem Rande der Straße saßen oder standen während dessen zahlreiche hohe Persönlichkeiten. Den Kaiser selbst umgaben im Halbkreis Murat, Vertier, Fürst von Neuf- chatel und Wagram, der Herzog von Vicenca Caulincourt, Kellermann Herzog von Balmy, Victor Herzog von Belluno, Graf Lobau, Ponjatowsky und Napoleons treuester Diener, der Mameluk Rustan. Nach zwei Stunden erhob sich endlich der Kaiser und ritt mit seinem Gefolge die Straße nach Gabel entlang, die durch die starken Regengüsse der letzten Tage aufgeweicht und mit Munitionskolonnen und franzö sischen und polnischen Regimentern angeflllli war. Uber den Augenblick des Ausbruchs berichtet uns unser getreuer Ge schichtsschreiber Pescheck, der Augenzeuge des Vorgangs ge wesen ist: „Die Szene war in der Tat höchst merkwürdig und konnte von vielen Zittauern ganz in der Nähe gesehen werden. Ein Halbkreis, der die Helden umschloß, wurde nur ein wenig durch Wachen zurückgehalten. Noch denkt jeder Augenzeuge mit Ernst an jenen Augenblick, als Na poleon sein Kriegsroß bestieg und nach Böhmen spornte; denn eben diese Handlung, neun Tage nach Österreichs Er klärung gegen Frankreich, entschied ja das fürchterliche Kriegsschauspiel jener Tage." Am selben Tage hatte der Verbündete des großen Kai sers und spätere Marschall, der in den Kämpfen der Völker schlacht seinen Tod in den Fluten der weißen Elster fand, Fürst Poniatowsky, in der nur wenige Minuten entfernten, bereits 1710 vom Stadtrate zu Zittau erbauten „Neuen Schänke" sein Hauptquartier. Das Stübchen, in dem er sich damals aufhielt, wird noch neben dem Gastzimmer ge zeigt. Poniatowsky weilte abwechselnd beim Kaiser und in dem Gasthose. Da alle Tische zerschlagen und als Nahrung für die Wachtfeuer benutzt worden waren, mußte sich der General mit einem Fensterladen begnügen, der auf einem j Sägebocke lag. Der damalige Wirt namens Rudolf wurde auf Befehl des Fürsten herdeigeschafft und über den Weg nach Böhmen ausgefragt, wobei ein gewisser Klaus als Dol metscher dienen mußte, der im Heere Ponjatowskys stand. Wenn wir nun auf der Straße nach Lückcndors weiter wandern, so stehen wir nach einer Viertelstunde am Waldes rande in Eichgraben. Doch bevor wir die Pfaffenbach über schreiten, wenden wir uns rechts des Weges in das Gehölz, dringen etwa 80 Meter durch üppiges Heidelbeerkraut vor und stehen plötzlich vor einem Steinkreuze, das geradezu aus dem Fels zu wachsen scheint. Eine Bank unter hoch- wipfligen Kiefern lädt den Wandrer zu beschaulicher Ruhe ein. Das Kreuz ist aus Sandstein gemeißelt, zeigt aber nicht das Ebenmaß wie das bekannte Oybiner und mißt an Höhe 106 cm, an Balkenbreite 102 cm und an Stammbreite 32 cm. Noch als vor wenigen Jahren der bekannte Forscher in der Steinkreuzfrage, Dr. Kuhfahl, das Kreuz besichtigte, lag es unscheinbar und vollkommen unauffällig am Boden, wäh rend cs heute durch feste Klammern wieder so aufgerichtet ist, daß es genügend zur Geltung zu kommen vermag. Erfreu licherweise sind wir über seinen Zweck sehr genau unter richtet und erfahren, daß es zwar ein Erinnerungszeichen ist, aber doch nicht unter die sogenannten Mord- und Sühne kreuze gehört. Eine Urkunde bei Larpzov besagt nämlich, daß «Hänsel Gläntzel, Bürger aus dem Berge zu Kuttenberg