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Vorschriften geregelt, bei deren Nichtbeachtung schwerer Schaden entstand. Der Mangel an Bildung erfüllte die Leute natürlich auch gegen alle Aufgeklärteren mit Miß trauen, und so ging man lieber zur Kräuterfrau als zum Arzt, lieber zur Wahrsagerin, als zum Rechtsanwalt. Bis auf den heutigen Tag gibt es viele, die fest an das Ver sprechen einer Krankheit, Bestreichen und Gesundbeten glauben. Ja sogar Krankheitsverbannungen kommen noch vor. Dem Kranken wird ein Gegenstand, mit Vorliebe wählt man ein Hühnerei, ins Lager geschoben, damit er die Krankheit anziehe und dann bei Vollmond mit der üblichen Versprechungsformel: „Was ich sehe, nehme ab" usw. irgendwo vergraben. Damit kommen wir zu der Deutung des Fundes. Eine Bauersfrau hatte nach einem bewährten Rezepte einer „klugen Frau" verfahren. (1721 lebte im böhmischen Fugau ein solches Weib, das in Neu- kirch viel Krankenheilungen vornahm und auch einen Zauberspiegel besessen haben soll, der ihr Diebe usw. an zeigte.) Ihr Mann hatte viel an Kopfschmerzen gelitten, oder er war gar geisteskrank. Sie formte den kranken Körperteil, in diesem Falle den Kopf, in Ton nach, aber es mußte roter sein, damit das Mittel besser wirke, und vergrub ihn daun, nachdem er die Krankheit genügend eingesogen hatte, abseits vom Dorfe. Somit war die Krankheit in den Kopf und mit diesem in die Erde ver bannt. Vielleicht befindet sich gar im Innern ein Stück Tuch oder ein Büschel Haare des Kranken oder dergleichen, das erst die Krankheit in sich eingesogen hat. Ein Gegen stück findet man heute noch in Tirol. Hier bringen die Leute kleine Nachbildungen von Armen, Beinen, Händen, Füßen, Herzen usw. aus Wachs in die Kirchen, hängen sie an den Altären auf und beten für den Kranken, mei nend, daß durch das kleine Wachsopfer die Krankheit nun abnehme. Oftmals haben nun derartige Mittel, Ver sprechungen usw. wirklich zu Heilungen geführt. Hier ist die Lösung sehr einfach, sie liegt in den Worten Jesu, die er immer seinen Krankenheilungen anfügte: Dein Glaube hat dir geholfen. — Es wäre interessant, zu erfahre«, ob ähnliche Funde schon gehoben worden sind, oder ob Ge bräuche bekannt sind, die eine andere Deutung bringen, für diesbezügliche Mitteilungen wäre der Verfasser dankbar. Gorrsrneravend. Oer ksitze Hag liegt noch auf unfern Stirnen, Staublufi schnürt Üiem eng, Und Scklammdunst steigt aus Wassern. Lluk allen Wegen zuviel Menschen, Und zuviel Lärm um unser Okr. Zerhackt' (Zsspräcb, Llnkang und Sprünge, Sedanksn keine steten Schrsiter, Zerpflückter Staust, zerstreut auf Wegen, Wo viele gleiche Spuren gehn. . . . komm latz uns heute heimwärts finden Und morgen neuen Kranz uns winden! Gustav Mols - W-isa Das Lebenswerk eines Lausitzers in der westsächsischen Industriestadt Wurzen Dem Studiendirektor Alwin Gürtler, einem Nieder- oderwitzer Kind, ist es gelungen, binnen wenigen Jahren das Handelsschulwesen der Industriestadt Wurzen bei Leipzig (19 000 Einwohner) derart zu beeinflussen, daß aus der bescheidenen Privatschule des Wurzener Handelsschul- vereins eine reich gegliederte staatliche „Höhere Handels lehranstalt" geworden ist, die ihre Schüler bis zur Ober sekundareife bringt. Dieser Schule galt es auch ein neues Heim zu schaffen, denn dem Zustand, daß Schüler und Lehrer in vier verschiedenen Häusern der Stadt ihren Dienst verrichten mußten, mußte ein Ende bereitet wer den. Seit zirka einem Jahre prangt in der neuangeleg ten Dr. Seetzenstraße ein mit allen Neuerungen ausge statteter Handelsschulpalast. Unter vielen eigenen finan ziellen Opfern hat Studienrat Gürtler in zähester Aus dauer, durch geschickteste Organisation des Finanzierungs werkes und durch redegewandteste Aufklärungs- und Werbearbeit sein Werk vollenden können, das ihm und der Stadt Wurzen zu großer Ehre gereicht. Unvergeßlich wird allen die Weihefestlichkeit bleiben. Vrosen Über euren samtnen Kelchen liegen Noch die Zauber monddurckglänztsr Nackt. Laßt in eure morgenfrische Pracht, Solde Uossn, mich dis Wangen schmiegen. Mit den warmen Lippen will ick streiken Cure Kelche, taubsnetzt und kükl, ln des Slückes frokem Lillgekübl, Sommerkülle selig zu begreifen. Uossn! - lasse Sott mein lösrz eucb gleicken - : In der Sonne Leucktkrakt straklsnd glükn, — Uber ewig unverwslklicb blükn ln Les Licbtes goldenen lZereicken. Anna Lndsrs-Mx, Weischlitz im Vogtland. Die Erbauung der Wehrsdorfer Kirche 1725—1727 Von Siegfried Stürz n er, Dresden Die Volksüberlieferung berichtet, Wehrsdorf sei von einigen Hainspacher Einwohnern gegründet worben. Der forellenreiche Gebirgsbach habe sie in das von be waldeten Bergen eingeschlossene Tal gelockt. Sie hätten hier den Busch gerodet und ihre ärmlichen Hütten an dem Wasser angelegt, das heute den Namen Kalter oder Kaltbach führt und sich nach seiner Vereinigung mit dem Wald wasser und dem vom Tännicht, von Neuober- und N e u m i t t e l s o h l a n d kommenden Wasser drunten bet Petersbach in die Spree ergießt. Die kalten, steinigten und noch viel mit Gestrüpp und Buschwerk durchzogenen geringen Felder mögen den ersten Ansiedlern anfangs wenig Nutzen gebracht haben. Lange Zeit baute man hier nur ein wenig „Gemenge" an, Hafer und Sommerkorn. Erst später kamen Hopfen- und Obst bau dazu, bis dann durch die Weberei ganz neue Erwerbs zweige in das Tal gelangten, und heute ist ja Wehrsdorf ein Hauptsitz der Jacquarderzeugung. Mit den ersten Ansiedlern und ihrer Fischerei suchte der Volksmund auch den Ortsnamen in Verbindung zu bringen. Man führte ihn zurück auf die vielen Wehre, die die Hainspacher Fischer am Kalten Bache errichteten. Noch vor 100 Jahren fand man bei Anlegung von „Was serschöppen" wie bei Erbauung von Ufermauern und -böschungen ganz alte, fast versteinerte Eichenpfähle und -Pfosten im Dorfbach. Man vermutete, daß sie noch von den Gründern des Ortes stammten oder wenigstens aus den ersten Jahrhunderten der Walüsieölung. Daß der Orts name jedoch auf diese alten Wehre znrückgehe, wird von anderer Seite bestritten. Übrigens wurde die Gemeinde früher Wersdorf geschrieben, so noch nm 1700. Dagegen läßt sich wohl nicht bezweifeln, daß die ersten Waldroder aus der Hainspacher Pflege stammten. Das wird auch gestützt durch die Tatsache, daß die Wehrs dorfer bis zur Einführung der Reformation in die große Hainspacher Klosterkirche gehörten. Damals gab es hier noch keine politischen Grenzen, die Lausitz gehörte ja be kanntlich bis 1635 zu Böhmen und kam erst durch den Prager Frieden an Kursachsen. Noch jetzt kennen betagte Leute den alten Kirch steig, der vom herrschaftlichen Forsthause über die Höhe hinüber nach Hainspach führte.