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Ar. ^2 Gberlaufltzer He!matze!tung Iss höher, von der Leiter auf die Aste und bis in den Wipfel, wo die schönste Frucht hing. Doch als er sie eben packte, brach der dünne Ast, auf dem er stand, und er stürzte be sinnungslos in die Tiefe, um nie mehr zu erwachen. Am andern Morgen fand man ihn tot, genau so wie die alte Jule in ihrem Häuschen. Die Carola aber blieb seit jener Nacht seltsamerweise verschwunden. Über alles schüttelte man die Köpfe, besonders über den Frieder, in dessen Hand man eine völlig unreife Birne gefunden hatte. Man glaubte, daß er das Opfer eines plötzlichen Wahn anfalls geworden sei. Der Tod der alten Jule und das Verschwinden der Carola dagegen hielt man nicht für ganz geheuer, und deshalb hat man das Haus verfallen lassen, es erst lange Jahre später bis auf die Grundmauern ab getragen, aber nie wieder aufgebaut. — Weiße Margue- riten und Glockenblumen! — Nur der alte Nachtwächter dachte ein bißchen anders über die Sache, da er das Geheimnis des Birnbaums kannte und ihm in jener Nacht etwas Sonderbares ge schehen war. Als er gegen eins am Friederhaus vorüber gekommen und eben sein Horn angesetzt hatte zum Stunden ruf, hatte er nur einen ganz kläglichen Ton hervorgebracht,- denn beinahe hätt es ihm den Atem versetzt, als er über das Dach des Häuschens und über den Birnbaum hinweg ein weiße Gestalt hatte entschweben sehen, ganz zart wie ein Nebelhauch, eine weiße Gestalt, die eine andere dunkle mit sich trug — über den Birnbaum hinweg — direkt auf den Abendstern zu .... . Und er hatte geglaubt, beide müsse er kennen. Er hat Recht gehabt: der Frieder hat in dieser Nacht sein höchstes Glück gefunden — dort oben bei den Sternen —, und hinaufgetragen hat ihn das Sternenkind Carola." Das Männlein schwieg. Alle hundert Jahre kann einer. . . . dachte ich, und das Männlein schien mir freund lich zuzublinzeln, und von dem Wipfel des Birnbaumes —, waren das nicht die goldenen . . . ? Da schlug die Uhr laut und vernehmlich eins. Ich rieb mir die Augen und richtete mich auf. Das Fensterbrett war leer, und in den Blättern des Birnbaumes lispelte der Nachtwind. LLevestted (Nack einem deutsckbökmiscken Volkslieds) Und wenn es kommt um kalber ocbt, Der Notwistlick tut pkeiken; Leb wokl, mein Sckatz, zu guter Nackt, Jetzt mutz ick von vir weicben. Und wenn es kommt um Mitternackt, Vas köaknerl, das tut Kraken; Leb wokl, mein Sckatz, zu guter Nackt. Jetzt mutz ick von vir geben. Wenn ick könnt eins kalbe Nackt Sei meinem Lisberlein sitzen, Und wär der Scknes bis an dis knie, Vor §reude töt ick sckwitzen. Wenn ick künnt eine kalbe Nackt Mit meinem Lieberlein kosen, Und wenn der Saum verdorret wär, Vor §reude trüg er Nosen. N. Ein Heimatabend in Reichenbach (O.-L.) am 25. Mai Ein Heimatabend wurde am Mittwoch im Hotel zur »vonne" veranstaltet, zu dem Herr Schriftsteller Hans Christoph Aaergel aus Dresden gewonnen worden war. Zur weiteren Ausgestaltung des Abends hatten sich die Maiden der hiesigen ^"wändschule sowie der Männergesangverein zur Verfügung gestellt. Der Besuch des Abends ließ leider zu wünschen übrig, doch dürsten die Zuhörer, die sich eingefunden hatten, voll und ganz auf ihre Rechnung gekommen sein. In begrüßenden Worten dankte im Namen der Stadtverwaltung, die diesen Abend in die Wege geleitet hatte, Herr Rektor Kirchner den Erschienenen für das Interesse, welches sie der guten Sache durch ihr Kommen bewiesen, gab aber auch seinem tiefsten Bedauern über den schwachen Besuch Ausdruck. Herzliche Worte fand Herr Rektor Kirchner, um den Anwesenden den Zweck des Abends zu erläutern. Er wies auf die Gefahren hin, die dem Deutschtum in den Grenzgebieten, zu denen ja die Oberlausitz auch gehört, von außen her drohen, und betonte, daß diese Veranstaltungen die Liebe und Treue zur Heimat befestigen und stärken sollen. Als Einleitung des Abends sangen die Maiden der Grenzlandschule unter Leitung ihres Herrn Oberlehrers Scholz einige gut vor getragene Volkslieder. Einen Helmatgruß brachte eine Grenz landschülerin, ein deutsches Mädchen aus Siebenbürgen. In ker nigen Worten pries sie in ihrem Gedicht den Wert der Heimat und Freiheit. Sie schilderte die deutsche Heimat als Land der Dichter, der Träumer und Sinner, als den Sitz traulichen Familienlebens, als Wohnsitz der Romantik usw. Volkstänze der Maiden der Grenzlandschule und Sologesänge von zwei Siebenbürger Maiden mit Gitarrebegleitung gefielen allgemein sehr gut. Nun ergriff der Vortragende das Wort. Aus dem reichen Schatze der Heimatdichtung las er das vor, was er selbst geschrieben. „An die schlesische Heimat und Landschaft". Ein warmer Strahl tiefer Liebe zum schlesischen Land ging von Kaergel, der Schlesien seine Heimat nennt, aus. Tief ergriffen war wohl jeder Einzelne durch seinen Vortrag des Dramas aus der Zeit der oberschlesischen Not, das so recht die Liebe zur Heimat zum Ausdruck brachte. Er verstand es meisterhaft, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen in Stimme und Mimik, sodaß man glaubte, es alles selbst mit zu erleben. Des weiteren brachte er köstliche, von goldenem Humor getragene Dichtungen von sich und anderen schlesischen Dichtern über das Kapitel „Kindheit, Liebe, Hochzeit, Ehe". Bei die „Wiese" von Paul Keller ließ er die Blumen miteinander sprechen. „Der Kließla-tzengst", „Die Fliege" usw. alles in feiner Auswahl. Herzliches Lachen tönte oft von Alt und Jung durch den Saal. Am Ende berichtete der Vortragende, der selbst in Amerika war, von der Treue der dor tigen Deutschen zur Heimat und wie ihn der Gesang deutscher schlichter Volkslieder da drüben ergriffen habe. Diele unserer deutschen Brüder da drüben über dem Ozean tragen ein tiefes Heimweh im Herzen und sind beseelt von dem Gedanken, wieder einmal die Heimat zu sehen, wenn es ihnen auch zum Teil recht gut gehe. Am Schluffe des Abends sang der Männergesang- verein den Sängerspruch des Sängergaues Görlitz von Robert Butze, „Wie die wilde Ros' im Wald'", „Rosenfrühling" und „Süß' Liebe liebt den Mai". Im Schlußwort ermahnte Herr Rektor Kirchner noch einmal, die Heimat recht zu lieben als echten und rechten Schatz und dankte allen Mitwirkenden für die frohen und genußreichen Stunden, die der heutige Heimat abend brachte. W—l. Buchbesprechungen Sahrbuch Sachsen 1927. Politik und Wirtschaft, Kunst und Wissenschaft im Freistaat Sachsen. Herausgegeben vom Reichsminister des Innern a. D. Dr. Kü lz. Helingsche Bcrlagsanstalt Leipzig. Für 1927 setzt sich das Jahrbuch das gleiche Ziel wie sein Vorgänger: Die Eigenart der sächsischen Heimat und ihre Krastquellen aus allen Se- bieten des menschlichen Gemeinschaftslebens aufzuzetgen und die Liebe zu ihr zu stärken. Die wohlwollende Ausnahme, die das Jahrbuch in allen Kreisen der sächsischen Bevölkerung und weit darüber hinaus gesunden hat und noch finden wird, ist der deutlichste Beweis, daß Verlag und Herausgeber auf dem richtigen Wege sind. Selbstver ständlich kann nicht in jedem Jahre das gesamte wirtschaftliche, kultu relle und politische Leben des Landes dis in alle Einzelheiten dar gestellt werden, aber auch dem diesmaligen Band kann das rühm liche Zeugnis ausgestellt werden, daß es ein getreues Spiegelbild des Strebens und des Werdens der engeren sächsischen Heimat bietet. Da sich auch für das „Jahrbuch Sachsen 1927" in dankenswerter Bereit willigkeit Mitarbeiter aus allen Kreisen gefunden haben, wird sein Inhalt zweifellos auch in den weitesten Schichten freudigen Widerhall