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besaß, es schon als ein sehr günstiger Umstand betrachtet werden, daß er den Augen der Beutesuchenden entgangen und uns verblieben ist. Ich erkläre mir den Zufall so, daß der Handschuh, den der Besitzer aus irgend einem Grunde abgestreistund irgendwoin einem Gemachedes „Mühlhauses" hingelegt hatte, beim Niederbrennen des Hauses verschüttet wurde: fand er sich doch mitten in den Lehmmassen, mit denen der hölzerne Bodenbelag bedeckt war. Eine eingehende Be schreibung ist schon früher gegeben worden. Ähnliche Hand schuhe finden wir vielfach noch erhalten und oft abgebildet, sie gehen vom 13. Jahrhundert bis ins 17. Die Art der Her stellung war verschieden. Unser Handschuh muß im wesent lichen demjenigen geglichen haben oder gleicht, nach der jetzt erfolgten Zusammensetzung, den König Günther o. Schwarz burg (1° 1349) auf seinem Grabstein trägt (ogl.Hefner-Alten- eck, Waffen vom Beginn des Mittelalters bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts, 1903, Tos. 22). Wir haben hier die selben kleinen Plättchen über den Fingern, die gebogenen größeren über Handrücken, Handgelenk und Daumen, mit den Nieten und Nietlöchern, und die Metallspangen, die dem anschließenden Lederstulp Halt geben, der Hand und Schutz platte des Ellbogens miteinander verband: auch die runden Schildchen, die am Ellbogen saßen, sind teilweise erhalten, worauf unten zurückzukommen ist. Auffällig ist bei dem Kirschauer Handschuh die große Zahl der Fingerplättchen. Ich habe an allen sonst abgebildeten Handschuhen nur etwa 8—10 aus den Finger gezählt, während bei unserm durch schnittlich 15 aus ihn kommen. Es ist ja nun möglich, daß die meisten Zeichner solcher Handschuhe sich nicht gerade ängstlich an die genaue Zahl gehalten und aus Bequemlich keit lieber ein paar weniger gezeichnet haben, da dies weniger mühevoll war, aber ich habe trotzdem den Eindruck, daß man sich in der Regel bei der Herstellung des Handschuhs mit weniger Gliedern begnügt hat. (An in Sammlungen er haltenen Stücken nachzuprüfen war mir noch nicht möglich.) Je mehr aber deren vorhanden waren, desto leichter fiel natürlich die Bewegung der Finger, desto feiner und wert voller war das Waffenstück. Was die Metallmasse betrifft, aus der unser Panzerhandschuh gearbeitet ist, so hat sich Herr Prof. Dr. Haupt freundlichst der Mühe unterzogen, sie zu untersuchen, und es hat sich ergeben, daß sie aus Kupfer mit größeren Mengen Zink und kleineren von Zinn und Eisen besteht: sie ist also als Messing zu bezeichnen. Da die Handschuhe in der Regel nur mit Eisen belegt waren, sehen wir auch hieraus, daß die Burg Kirschau im Besitze vornehmer Ritter war. Bon dem einen Arm sind zum Teil (etwa 3/4) die beiden runden Plättchen erhalten, die am Armgelenk angebracht zu sein pflegten, wozu man die Rüstung des Schwarzen Prinzen, Sohn Eduards HI. von England, auf der Abbildung seines Grabmals, das bald nach seinem Tode 1376 entstanden sein dürfte, vergleichen kann (Böheim, Fig. 150). Diese Plättchen mit einem Durchmesser von 5 Zentimeter sind miteinander an einer Seite verschmolzen. Bom andern Arm liegt nur noch die eine Scheibe vor, die zweite ist bis auf ein kleines Stückchen abgebrochen und hat sich nicht gefunden. Aus der Mitte der erhaltenen ragt ein 10 Millimeter langer hohler Stift hervor, der wohl zur Befestigung auf die Unter lage gedient hat. Mehr Kopfzerbrechen als die Reste des Panzerhand schuhs machen uns die Bruchstücke eines eisernen Panzers, die in der Nähe des Handschuhs verstreut in derselben Lehm masse gefunden wurden. Denn das Waffenstllck ist durch den Druck der darüber gelagerten Erdmassen und den Rost in so viele Stückchen zerbrochen, daß über seine Bestimmung und Größe kaum zu einem festen Ergebnis zu kommen ist. Betreffs der ersteren scheint mir wenigsten nur festzustehen, daß es sich nicht um ein Arme oder Beine schützendes Eisen blech handeln kann, da die Krümmung der Siücke dafür zu gering ist, daß also der Rest eines Brustpanzers vorliegt. Die Größe kann nicht bedeutend gewesen sein, da die sämt lichen Stücke aneinandergesetzt noch nicht die Fläche eines halben Bogen Schreibpapiers bedecken. Daß viele Stücke beim Herausnehmen aus dem Lehm verloren gegangen sind, ist nicht anzunehmen, da grundsätzlich jedes kleinste Stückchen Eisen aufgehoben worden ist: vereinzelt mag dies oder jenes in einem Lehmklümpchen dem Blicke entgangen sein, auch mögen ganz kleine Stückchen völlig durch den Rost auf gezehrt worden sein. Immerhin kann die Platte keinen sehr großen Umfang gehabt haben: vielleicht bedeckte sie nur den oberen Teil der Brust. Das Eigentümliche ist, daß die ganze Eisenplatte durch aufgenietete etwa halbkugelige Warzen oder Knöpfe von 15—20 Millimeter im Durch messer verstärkt war, die teils in Abständen von etwa 15 Millimeter von einander standen, teils auch paarweisedicht aneinander angebracht sind. Eine ganze Anzahl solcher Knöpfe haben sich losgelöst und wurden so gefunden.— Eines der Stücke der Platte ist offenbar ein Eckstück gewesen (vom untern Ende?): es ist 72 Millimeter lang und bis 40 Millimeter breit: auf ihm befinden sich 2 gut erhaltene Warzen, die dritte ist teilweise erhalten. Mit der Platte im Zusammenhang muß ein weiteres Stück gestanden haben. Es ist halbkreisförmig. Im oberen Teile, etwa 3 Zentimeter weit, ist es glatt, ohne Warzen, dagegen weiter unten mit solchen besetzt gewesen, wie noch zu erkennen. Es ist also meiner Ansicht nach ein an die Brustplatte anschließendes Halsstück. Aber freilich ist es nicht groß genug erhalten (der obere Rand 10 Zentimeter weit), um völlige Klarheit zu gewähren. Auffällig ist, daß von diesem Stück, das ziemlich viel stärker als die Brustplattenstücken ist, so wenig übrig geblieben oder gefunden ist. Fragen wir nach Seitenstücken in der Literatur zu der Warzenverstärkung des Panzers, so macht Böheim keine Angaben über deren Vorkommen. Die Abbildungen geben ebenfalls keinen sicheren Aufschluß. Am ehesten scheinen die kleinen Kreise, mit denen der Panzer des Ritters von 1370 (Böheim, Fig. 151) von der Schulter bis zu den Ober schenkeln bedeckt ist, auf solche zu deuten. Vielleicht sind Kenner der alten Rüstkammern und Waffensammlungen imstande, darüber Aufklärung zu geben. NachtragzudenTrutzwaffen. Herr Nierich (Wilthen) hat die Freundlichkeit, mir Mitteilung von einem angeblich in Kirschau gefundenen Schwert zu machen. Das Wilthener Heimatmuseum besitzt nach dieser ein Schwert von 65 Zentimetern Länge (also Kurzschwert), das aus der Kirschauer Burg stammen soll. „Ich habe", schreibt er, „es vor 5 Jahren mit einer prähistor. Sammlung von einem Dresdener Sammler fllr unser Museum erworben. Es hat eine einfache angeschmiedete Parierstange: vom Griff ist nur ein kurzer Ansatz übrig, wie überhaupt alles sehr vom Rost zerfressen ist." — Schade, daß die Her kunft des Stückes nicht besser bezeugt ist! Wir haben, wie früher berichtet, auch eine Anzahl Sicheln, ganz oder in Bruchstücken, in Kirschau gefunden- Da deren häufiges Vorkommen auf der Burghöhe, wo doch landwirtschaftliche Geräte sicher wenig gebraucht wurden,