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3. Jacob Köhler, 24 Jahre alt, aus Kastel in Würz- burgischen gebürtig, von Proseßion ein Zimmermann. Fast an allen von Karraseken verübten Verbrechen hat dieser Köhler Antheil genommen, er begleitete ihn stets und war einer seiner Vertrautesten. Durch Gichtische Zufälle, hat er im Eefängniße sein Gehör fast völlig verlohnen, so daß ihm der Innhalt des rechtlichen Erkenntnißes mittelst Zeichen bekandt gemacht werden müßen. 4. Johann George Kessel, 48 Jahre alt, aus Wittgen dorfs im Schwarzburgischen gebürtig: seines Gewerbes ein Medicin-Händler, oder sogenannter Königseer. Ohne Aufent halt hatte er sich nach dem zu Oberleutersdorff an Herrn Glathen in der Nacht vom 3l sten Iuly zum 1 stell August 1800 verübten Raube in seine Heimath begeben, wurde aber von Steckbriefen verfolgt, dort arretirt, an die Gerichten zu Oberleutersdorf ausgeliefert, und ebenfalls in die Frohn- Vestungs-Gefängniße zu Budißin eingebracht. 5. Anton Klinger, 30 Jahre alt, aus Neuwalde, unter der Rumburger Herrschaft in Böhmen, gebürtig. 6. Gottlieb Neumann, genannt der Starke, 35 Fahre alt, aus Nieder-Leutersdorf gebürtig: die ihm in dem erster» Uriheile zu crkanndte Strafe des Rades ward auch in den zweyten rechtlichem Erkenntniße nicht gemildert, obschon solches die Strafen aller übrigen Verbrecher linderte. 7. Facob Engelmann, 43 Jahre alt, aus Böhmisch- Nieder-Grund gebürtig, von Proseßion ein Müller. 8. Carl August Wessel, der Lahme genannt, 30 Fahre alt aus Ober-Leutersdorf gebürtig: den Verlust seiner rechten Hand g ebt er vor, sich durch Unvorsichtigkeit bey Abschüßung eines Gewehrs selbst zugezogen zu haben. 9. Christian Friedrich Wessel, des vorstehenden Bruder, 25 Jahre alt, ebenfalls aus Ober-Leutersdorf gebürtig: Dieser so wie 10. Johann Gottlob Keller, 22 Jahre alt, gebürtig aus Waltersdorf, zuletzt aber zu Ober-Leutersdorf wohnhaft gewesen, (wo selbst er auch in eben der Nacht in welcher der dortige Einbruch geschehen, auf den Glathenschcn Hofe die Wache halten sollen), sanden Gelegenheit aus den Frohn- Dcstungs-Gefängnißen zu Budißin zu entfliehen, und haben aller Nachforschung ohngeachtet bis jezt noch nicht wieder ein- gezogen werden können. 11. Fgnaz Heegcnbarth, aus Wolfersdorf bey Bömisch Leippe gebürtig, Deserteur vom Kotiert. Königl. Infanterie- Regiment von Hallo, war bey seiner Arretirung erst 17 Jahre alt. Das erste rechtliche Erkenntniß verurtheilte ihm zur Strafe des Schwerdts: allein, da cs in der Folge sich auswieß, daß er bey weiten den Antheil an den Karrasekschen Verbrechen nicht gehabt, den er sich aus ungegründeter Furcht von übler Behandlung und fühlbaren Zwange zum Geständniße, selbst beygemeßen, und im ganzen ihm mit Gewißheit weiter nichts an die Theilnahme an einer zu Seifhennersdorf bey dem Bauer Scholzen verübten Garn Deube, davon der Antheil auf ihn ohngefehr 20 Thaler betragen, beyzumeßen war, so setzte das zweyle rechtliche Erkenntniß die ihm in den ersten Uriheile zuerkannle Strafe bis auf 8 Jahr Zuchthauß Strafe und Aus stellung an den Pranger herab. Eben so wenig ginge wider 12. Magdalena Kreidig! n, Karraseks angebliche Ehefrau, 25 Fahre alt, aus Warnsdorf in Böhmen gebürtig, die Gewißheit der wißentlichen Theilnahme an den Verbrechen Karraseks und seiner Complicen, aus der deßfallsigen Unter suchung hervor: dahcro ihr auch nur, wegen des übrigbleiben den Verdachtes, das erste Urtheil 5 Jahr, das folgende aber nur 2 Fahre Zuchthauß Strafe zu erkannte. Die übrigen, mit der Karrasekschen Rotte in Verhaft und Untersuchung befangen gewesenen, sind theils gleich durch das i sie «Heils durch das 2te rechtliche Erkenntniß, zum theil in Mangel mehrern, theils auch, einigen Verdachts los gezählet und der Haft entlaßen worden. Mit welchen Grausamkeiten diese Rotte ihre Dieb- und Räubereysn verübten, dienen zum Beyspicl, der von den- selben zu 1. Schönbrunn, in der Nacht des 13. Iuny 1800, bey dem Weber Anton Iohm, verübte gewaltsame Einbruch und Raub. Karrasek, der so wie seine Rotte, mit Flinten, Säbeln und Aexten bewafnet war, sprengte zuerst mit Axt und Meißel die Thüre der Schlaf-Kammer, fiel mit bloßen Säbel über den im Bette liegenden Iohm, gab ihm 2 Hiebe vor den Kopf und zwang ihn unter den unerhörtesten Mißhandlungen, sein Geld der Rotte anzuzeigen: worauf man ihn mit Stricken an Händen und Füßen gebunden seinem Schicksaal überlaßen. Unter denen bey Iohmen geraubten Sachen befanden sich vor züglich, unter mehrern Banko-Zetteln, zwei, jeder n 100 fl. nebst mehrern Silbergelde, 1 silberne, zweygehäußige Taschen uhr, 12 Stück diverser Nanquin, und mehrere Sachen von Werth. Nach vollbrachtem Raube hatten die Verbrecher, 11 an der Zahl, in den Seifhennersdorfer Busche den Raub in gleiche Theile, zu welch » Behns sie auch das 12 te Stück Nanquin in ll gleiche Theile zerschnitten, unter sich getheilt. 2. Zu Carlsdorf bey Warnsdorf: Karrasek, Köhler, Engelmann und Kühne! verübten diesen Raub in der Nacht vom 9ten zum lOten Iuly 800. Ersterer brach auch hier zuerst mit Meißeln die Breiter am Gebäude los, stieg durch die gemachte Ocfnung voran, und ihm folgten Köhler, Kühnel und Engelmann: sie brachen sodann in die Stube wo Klaus und sein Eheweib schliefen. Die vorn Lerm erwachte Klaust» wurde sogleich von Kühnel» attgefaßt, niedergeworfen und an Händen und Füßen gebunden, unter eine Bank gestoßen: Zugleicher Zeit warf Karrasek den Mann nieder, Köhler band ihn an Hände und Füßen, indeß ihn Karrcsek mit einen schweren Meißel auf beyde Seiten des Kopfes geschlagen. Zur Bewachung dieser so gemißhandelten Leute, und damit die Räuber durch etwaigen Lerm nicht gestöhrt werden möchten, stellte Karrasek Kühne!» an, der unterließ die Frau wieder unter der Bank hervor gezogen und so lange, bis jene mit den Raube bepakt aus den Kammern wieder gekommen, ihr aus dem Leibe gekniet hatte. Bey ihrem Wiedereintreten in die Stube stießen Karrasek und Köhler die Frau mit Füßen, und als Karrasek sich gegen den von ihn geschlagenen, auf den Boden liegenden Klaus wendete, sagte er fragend zu Kühneln: der Mann ist wohl tod? Als ihm aber Kühnel erwiederte, er wiße es nicht, betrachtete Karrasek dem Erschlagenen genauer und rief: „ja! ja! er ist todt": fügte aber hinzu: „es sey ihm nicht recht, daß der Mann tod fcy;" woraus ihm Kühnel zur Antwort gegeben: „Der Erschlagene hätte etliche mahl vorhero das Heil. Abendmahl genoßen, weil er schon lange krank ge wesen war." 3. Ober-Leutersdorf, in der Nacht vom 31 sten Iuly zum I sten August 1800. Die beyden Wessel hatten den An schlag zu diesen bey dem dösigen Gerichts-Herrn, Herrn Gott- fried Glathen, gegeben. An den Glathenschen Hose waren die Diebe, ihrer getrosfnen Abrede gemäß, zusammengekommen: sodann in das Herrenhanß cingegangen, halten die Thüre der Schlafkammer gewaltsam erbrochen: Engelmann hatte beym Eintreten Herrn Glathen ergriffe», gebunden und niedergestoßen, worauf Karrasek unter denen gegen Engelmannen gerichteten Worten: „laß ihn doch nicht so liegen" ein Bette auf denselben hingeworfsen und hierauf nebst Köhlern mehrere Behältniße aufgespreiigt, das darinnen befindliche Geld in Säcke geschüttet und sortgetragcn, auch daßelbe, welches sich aus einige Tausend Thaler belaufen, am Morgen des 1 sten Augusts, in dem nicht weit von Ober-Leutersdorf gelegenen Busche unter sich getheilet: Dieses war das letzte ihrer Verbrechen, denn schon an diesen Tage, den 1 sten August, wurden einige der Räuber, haupt sächlich Kühnel, August Wessel, Klinger und Keller, so wie Tags daraus Karrasek, Köhler und mehrere zum Verhaft gebracht. Unter eben dergleichen und mehrern Grausamkeiten hatten sie vorher zu verschiedenen Zeisen mehrere Dieb- und Räube- rcyen verübt: vorzüglich aber zu