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Beim Nahkampf denken wir zunächst wohl immer an das Schwert, das ja in der Heldensage und Dichtkunst eine so große Rolle spielt. Aber diese Waffe ist zu allen Zeiten in ihrer schweren Art viel zu kostbar gewesen, um die regel mäßige Waffe der großen Masse des Fußvolks zu bilden. Es war das kostbarste Stück der Fürsten und Edlen, die es meist auf ihre Söhne vererbten; sie gaben ihm im Altertum einen besonderen Namen. In der Ritterzeit hatte natürlich jeder Ritter eins, dagegen führten es die Bürger in der Regel nicht (wenigstens nur Vornehme und Reiche), der gemeine Mann im Fußvolk der Heere erst recht nicht; erst am Ende des Mittelalters wurde es anders, bei diesen Berufs kriegern durste es nicht fehlen: erst die neueste Zeit stattete auch den gemeinen Soldaten mit einem kurzen Schwert (Seitengewehr) aus. „Kurzschwerter" oder „Hiebmesser" waren auch im Mittelalter häufiger, doch sicher nicht in den Händen aller Gemeinen. So wird auch das Schwert ein sorgfältig nach dem Kampfe oufgelesenes Beutestück gewesen sein und es ist kein Wunder, wenn wir in Kirschau keines von der größeren Art gesunden haben. Dagegen ist das Kurzschwert auch nur von kleiner Form, in 2 Stücken ver treten, die am Doppeltor gefunden wurden, 30 und 37 Zenti meter mit der Griffangel lang und mit einem kleinen Ansatz am Ende der Klinge, den man als Handschutz oder Stich blatt bezeichnen mag. Bon Beilen sind bis jetzt nur 2 Bruchstücke erhalten, aus denen man die Form der ganzen Waffe nicht einwand- frei erkennen kann. Es ist nicht einmal sicher festzustellen, ob wir es mit einfachen, kurzstteligen Streitäxten oder mit Hellebarden, also an langen Stangen befestigten Beilen, zu tun haben. Ich bin geneigt, nach der Form das größere im „Mühlhaus" gefundene Stück als Hellebardenrest auf- zufassen, doch könnte dagegen sprechen, daß man dann eine Verdickung nach der Stelle erwarten sollte, wo das Beil an der Stange befestigt, bez. wo die Stange in das Eisen ein geführt war. Eine wichtige Rolle scheinen bei dem Kampfe um Kirschau mit Nägeln bespickte Streitkolben gespielt zu haben. Wir haben eine große Anzahl von langen, dünnen, vierkantigen „Nägeln" ohne Kuppen am unteren Ende, sondern meist gradlinig abgeschnitten, gefunden. Diele sind leicht bogen förmig gekrümmt, mancher selbstverständlich stark verbogen. Sie sind auch besser gehärtet als die gewöhnlichen Nägel, infolgedessen auch weniger vom Roste angefressen, teilweise noch ganz glatt. Ihre Länge beträgt 7—13 Zentimeter, vorausgesetzt, daß die großen wirklich dieselbe Bestimmung hatten. Sie sind nicht anders zu erklären, denn als Eisen, die in hölzerne Streitkolben eingesetzt waren, um diese Waffe noch furchtbarer zu machen. Gewöhnlich bezeichnet man sie als „Morgensterne". Nach Böheim (S. 358) ist der Streitkolben seit dem 14. Jahrhundert bei den Reitern allgemein verbreitet. Er bestand nach ihm „aus einem 1 Meter langen Stiel, der unter halb mit starkem Handriemen ausgestaltet war und einem zylindrischen oder kugelförmigen Körper aus Metall, Blei oder Eisen, der mit Stacheln besetzt war." Einige solche Streitkolben sind auch auf den obenerwähnten Bildern des Codex Balduini abgebildet. Hätten aber die Morgensterne von Kirschau diese Beschaffenheit gehabt, so müßten solche Metallkörper wohl noch vorhanden sein, was nicht der Fall ist. Auch müßten die Stacheln eine andere Form haben, wenn sie aus Metall befestigt waren, was wohl nur durch Auslötung geschehen konnte. Die uns erhaltenen Stacheln können nur auf Holz befestigt gewesen sein; freilich ist nichi leicht vorzustellen, wie sie in dieses mit ihrem stumpfen Ende eingelassen und befestigt wurden. Unsere Kirschauer Streit kolben müssen also etwa den von Böheim als Bauernwaffen bezeichneten (Figur 424) entsprochen haben. Eine letzte Angriffswaffe, deren noch zu gedenken wäre, ist der Dolch, der im Mittelalter eine ziemlich große Rolle gespielt hat. Man nannte ihn auch Al oder Misericordia (--- „Barmherzigkeit"), weil man dem verwundeten Gegner damit den „Gnadenstoß" gab. Daß es ihn bereits in den ältesten Kulturperioden, in der älteren Steinzeit schon gegeben hat, ist bekannt. Wenn er zur Ritterszeit, seit dem 13. Jahr hundert wieder besonders viel gebraucht wurde, so erklärt sich dies daraus, daß man mit ihm in die Schuppen des Harnischs einzudringen vermochte, ja selbst die Maschen eines Panzerhemds zu durchdringen. — In Kirschau haben wir eine beträchtliche Zahl von einschneidigen Messern der ver schiedensten Art und Größe gefunden, die in der Hauptsache wirtschaftlichem Gebrauch gedient haben werden; doch wenige zweischneidige zugespitzte, die als Dolche angesprochen werden können, so eine 16 Zentimeter lange Klinge, eine von 17 und eine von 22,5 Zentimeter Länge, letztere nur an der Spitze 4 Zentimeter lang zweischneidig, im übrigen Teile mit breitem Rücken. Eine Besonderheit ist das 29 Zenti meter lange Jagdmesser, von dessen wohl aus Hirschhorn bestehendem Griffbelag noch Reste vorhanden sind; er war mit hohlen kupfernen Stiften an die Griffangel befestigt. Anhangsweise — es handelt sich dabeium keineWaffe, aber doch eln Ausrüstungsstück des Ritters — sei noch be züglich der Sporen hinzugefügt, daß die gebräuchlichen zur Art der Rädchensporen gehört haben müssen; wir haben solche Stahlräder in Kirschau mehrere von verschiedener Größe. Vas deutsche Vergißmeinnicht Was flüstert dock das IZlümelsin, Lrblükt im Lenzessonnenscksin? ssluk jedem grünen Wiesenplan, In jedem Särtcksn triffst vu's an, Im blauen kleidcken zart und scklickt Bukt es dir zu: „Vergiß mein nickt!" „Vergiß mein nicktI" O bittend Wort, Wie oft erklingt's bald kier, bald dort! Wo Liebe klebt, wo Leiden klagt, Wo seukzend wird „Llds" gesagt, Ja, wo ein Lluge sterbend brickt, erklingt'« nock leis: „Vergiß mein nickt!" O Blümelein, auf deutscker §Iur erblükt, wie könnt ick deiner nur Vergessen? Ob in reick'rer prackt Mir auck manck Blümlein lieblick lackt, Bleibst du uns dock im scklicktsn kleid Von Sott zur §reud und Lrost geweckt. Und ruft mein deutsckes Vaterland, Von aller Welt verköknt. verkannt, In seinem kerben Leid wie du Nickt jedem guten Oeutscken zu: „Sedenks deiner kindespklickt! O deutsckes Berz, vergiß mein nickt!" Und weil mein Berz treudsutsck verbleibt, Und nickts vom Pfad der pflickt mick treibt, Sollst du, mein scklicktes Blümelein, sstuck meiner Lreue Sinnbild sein. Du maknst mick nickt umsonst zur pklickt, Mein Vaterland vergeß ick nickt. Lrick Sackse, Bautzen