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Drucf u.Veriao^Alwin Marx (Jnif.vstoMai^) Süütaufttzer Nachrichten, Neicftenau^Sa. L Gesck)lcl)ie, ^KuMAiepQtlE Blaitex fün L^eimaikunöe Schristleitung und Geschäftsstelle (ü Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr 2IZ Mitteilungsblatt der Gesellschaft für Anthropologie und Urgeschichte der Gbsrlaufitz zu Bautzen, der Gsjelljchaft für Heimatkunde zu Hoyerswerda sowie des Verbandes „L us a.ti a" der Humboldt-, Fortbildungs- und Gsbirgsversins der gesamten Gberlausitz. Hauptschristlsitung: Otto Marx, Äeichsnau (Sachsen), unter Mitwirkung zahlreicher bewährter Heimatjchriststeller. Manuskripten ist Dückporto beizufügen, da sonst ein Anspruch aus Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gbsrlausitzsr Heimatzsitung" wird strafrechtlich verfolgt. Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten Aeichsnau, 6a. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27534. Bankverbindung: Gewsrbebank und Girokasss Äsichsnau Nr. iS. Gberlausitzse Dank, Abteilung der Allgemeinen Deutschen Lrsdit-Anstalt, Sittau. Nr. 22 28. Oktober (Gilbhart) 1928 I S. Jahrgang Verband „Lusatia". Sonnavenv, 3. November 1928, 16,30 llbr, in Overovsrwitz, Sastbaus zur »Nllsn poft", 3 Minuten vom vaknkok Oberoderwitz entkernt: lDerbstvertretersitzung des Verbandes „Lusatia". Tagesordnung: Markierungsfragen, Unkallversicbs- rung, Kopfsteuer, Programm kür das folgende Ver. bandsjakr, Verschiedenes, 5In1rägs. I. N. Or. O. Weder. Ein Fünfzigjähriger Ein Blatt zu Reinhold Gürtlers Geburtstage *) s21. Oktober 1878) Von Stuütenrat Dr. Gustav Wolf-Weifa Ihr kennt ihn nicht? Ihn, den mau unter Männern seines Berufskreises in Österreich, Ungarn, der Schweiz, ja sogar in den Ländern Amerikas, in Japan und wer weiß wo sonst noch kennt. Ihr kennt ihn nicht? Freilich, es nimmt mich nicht wunder. Er sitzt nicht unter euch. Ihr müßt schon bis nach der Industriestadt Chemnitz fahren, und dort wiederum heraus aus dem Zentrum nach dem abgelegenen Hügel von Altendorf. Da findet ihr in der Nachbarschaft der großen Frauenklinik, abgeschlossen von der Umwelt, eine Gemeinde von rund tausend Köpfen für sich, das, was man unter der Gesamtbezeichnung „Staat liche Landeserziehungsanstalt für Blinde und Schwach sinnige zu Chemnitz-Altendorf" zusammenfaßt: eine An zahl von Wohngebäuden für die Pfleglinge und deren Be treuer (Schwestern, Pfleger, Lehrer, Ärzte, den Geistlichen, *) Man vergleiche hierzu die Notiz über R. Gürtlers Bruder, zu finden in Jg. 1927, Nr. 17, S. 255 der „Ober lausitzer Heimatzeitung" unter der Überschrift: Das Lebens werk eines Lausitzers in der westsächsischen Industriestadt Wurzen. Wirtschafts- und Verwaltungsbeamte mit zugehörigem Per sonal), drei Schulen, Turn- und Festhalle, Kirche und Friedhof, Krankenhaus, Werkstätten-, Verwaltungs- und Küchengebäude mit Wirtschafts- und Speiseräumen, Wäsche rei, Bad, Maschinenhaus, Gärtnerei, ein ansehnliches Gut, und wer so will, kann mit gewissem Recht auch die sich unmittelbar anschließende Beamtensiedlung dazurechnen. Und dort ist Reinhold Gürtlers Reich. In der Abteilung für Schwachsinnige, der größeren von beiden (mehr als zwei Drittel), wirkt er seit Eröffnung der Anstalt im Jahre 1905, und zwar als einer der richtunggebenden Männer von Anfang an; heute ist er Direktor dieser Abteilung. Bei den Abnormen... Es ist also kein Wunder, wenn viele von euch noch nichts von ihm gehört haben, ihr glück lichen „Normalen". Er ging eben nicht mit euch auf den breiten Wegen, sondern abseits. Leider ist es so, daß für viele das Wort Fürsorge nur ein leerer Begriff ist; sie kennen dieses ganze weite und wichtige Gebiet unseres Volks- und Staatslebens nur vom Hörensagen. Es fällt zeitlebens nicht in ihren „Jnteressenkreis". Und es ist auch kein Wunder, wenn viele von euch, ihr Oberlausitzer Lands leute, Reinhold Gürtler nicht kennen, den Mann, der seit mehr als zwei Jahrzehnten in Westsachsen sitzt. Und doch handelt es sich dabei um eine originelle Persönlichkeit echt Lausitzer Art, um einen Vorkämpfer, einen Wegbereiter, von dem einer seiner früheren Klassenbrüder mir gegen über freudig bekannte: „Gürtler ist der einzige von uns, der aus sich wirklich etwas gemacht hat, und das aus eige ner Kraft." Diese Zeilen sollen deshalb dazu dienen, ihn euch in Erinnerung zu bringen; denn er ist es nach meiner Überzeugung mehr wert als mancher andere, über dessen Leistungen man den Inhalt ganzer Tintenfässer verspritzt hat. Gürtlers Vater war einer jener kleinen Oberlausitzer Letnwandfabrikanten, wie es deren zu unsrer Großväter- und Väter Zeiten viele gab. Er lebte in Oberseifersöorf bei Zittau, als am 21. Oktober 1878 Reinhold als erstes Kind geboren wurde. Freilich nur zehn Jahre überlebte der Vater die Geburt dieses Sohnes, dann mußte sich die rastlos tätige Mutter allein als Leinwanöfrau in Nieder-