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scher Ursprung sich noch jetzt für eine große Zahl weit verbreiteter Familien nachweisen läßt. Auch bei der Be setzung der Pfarrstelle Lis lange nach Einführung der Reformation mußte darauf Rücksicht genommen werden, daß die Bewerber „der wendischen Sprache" einigermaßen kun dig waren. Jetzt ist die Bevölkerung eine rein deutsche, ihre Sprache der Lausitzer Dialekt. Ihre Beschäftigung war zuerst ausschließlich Landwirtschaft, aber gefundene Urnen und Scherben deuten auf eine Urnenbrandstelle im Nieder dorfe hin. Nach dem 30 jährigen Kriege, als die Bevölke rung rasch zunahm, sand dann die Weberei ihren Weg ins Tal. Sie ist der Haupterwerbszweig der Bewohner. Bald klapperte fast in jedem Hause in gleichem Rhythmus der Webstuhl, ratzte das Trittschemelgeschlinge und flog der Schützen geschäftig hin und her in die Kammer. Frauen und Kinder saßen vor dem Webstuhl am Spul- und Treib rade. Die Neuzeit schaffte Wandel. Die Hanöweber sind wohl gar nicht mehr zu finden. Der Hanöstuhl ist durch den mechanischen Stuhl verdrängt. In vielen Fabriken arbeiten jetzt Hunderte fleißiger Hände. Da aber die Webe rei hauptsächlich nur Frauen beschäftigt, wenden sich die Männer anderer Arbeit zu. Wohl keine Gegend der Ober lausitz stellt soviel Bauhandwerker, Maurer und Zimmer leute, Steinmetzen und Erdarbeiter, wie das Cunewalder Tal. Natürlich ist auch ein großer Teil der Landwirtschaft treu geblieben. Bon der Geschichte des Tales Den Namen wird das Dorf von Cuno, Conrad, dem ältesten Besiedler, haben. Fälschlich wird er von der Wie- gengöttin Cuna oder Cunina hergeleitet, der die umwoh nenden Wenden ihre Milchopfer brachten oder die nach der Ansicht von Liebusch und Preusker aus einer noch jetzt erkenntlichen Öffnung an einer Felsengruppe auf dem Czorneboh durch Priester und Priesterinnen Antwort ge geben haben soll. Auch die Ableitung von dem wendischen Worte khonja, Kiefer, wovon der Name Groß- und Klein- kunitz kommt, ist nicht haltbar. Das Dorf gehörte anfangs den Herren von „Cunewald", die sich nach dem Orte nann ten. Der erste historisch festgelegte Name eines ritterlichen Besitzers von Cunewalde im Jahre 1242 ist Henricus (Heinrich) von Cunewalde. 1317 verkaufte der Ritter Hece- lin von Cunewalde einen Anteil des Dorfes, das Dörf- lein Schönberg, an den Dekan und Convent des Dom stiftes zu Bautzen. Es treten dann die Familien von Rade burg—Schaff—Schley—Üchtritz—Nostitz, in Weigsdorf die Rüdiger, in Halbendorf die Rechenberge auf. Nostitz ver äußerte 1623 seinen Besitz in Obercunewalde an Joachim von Ziegler. Sein Sohn Rudolf von Ziegler besaß Ober-, Mittel- und Niedercunewalde. Aus dieser Familie kam 1791 Obercunewalde durch Heirat in den Besitz Wilhelm Karl Heinrich von Polenz'. Die angeführten Geschlechter weisen zum Teil Träger berühmter Namen auf. So war Heinrich Anselm von Ziegler ein bekannter Dichter der schlesischen Schule, der sich durch sein umfang reiches Werk, einen seiner Zeit vielgelesenen Roman: „Die asiatische Banise oder blutiges, doch mutiges Pegu" einen Namen erworben hat. Karl Gottlob von Ziegler war ein berühmter Kriegsmann, lange Zeit Kommandant der Festung Königstein, Wilhelm Karl Heinrich von Polenz, ein bedeutender Finanzmann Sachsens, Gottlob Ferdi nand von Nöstiz in Weigsdorf (gestorben 1833), ein großer Wohltäter, der das Bautzener Seminar zu seinem Uni versalerben etnsetzte. Rudolf von Ziegler-Klipphausen ist als ausgezeichneter Führer der österreichischen Armee und Wilhelm von Polenz als ein namhafter Schriftsteller zu nennen, dessen Romane mit zu den besten der Zeit gezählt werden. Mancherlei Drangsale waren der großen Parochie be- schieden. Der 30 jährige Krieg brachte in den Jahren 1631— 1633 die Pest, die 500 Personen hinraffte. In manchem Hause sei nicht „ein Stiftlein übrigblieben", schreibt der damalige Pfarrer im Kirchenbuche. Im 7 jährigen Kriege mußten die Bewohner den sogenannten Kriegsweg am Höchstem für die Österreicher Herstellen helfen, auf dem Daun die Truppen seines linken Flügels zum Überfall bet Hochkirch marschieren ließ. Nach dem Kampfe wurde die Bevölkerung aufgeboten, die Toten und Verwundeten auf Schubkarren vom Schlachtfelds wegzuschaffen. In den Kämpfen mit Napoleon litt der Ort sehr stark durch lange Durchzüge und Einquartierungen von Freund und Feind. Bekannt geworden ist Obercunewalde durch die Trichinose, die im Jahre 1888 viele Opfer forderte und die besondere Veranlassung zur Einführung der allgemeinen Fleisch beschau wurde. Festtage waren für das Tal die 17 Auf führungen des Herrig'schen Lutherfestspieles 1905. Vorgeschichtliche und sagenhafte Stätten Wie zwei Wächter von hoher Warte schauen vom Sü den der Bieleboh und von Norden der Czorneboh ins Tal herab. Der Name Czorneboh wird bei der Einführung des Christentums als Bezeichnung für den schwarzen Gott der Heiden entstanden sein. Eine andere Benennung ist Schleif berg. Hatte jemand ein schweres Verbrechen begangen, so mußte er vom Flins bei Öhna (bei Bautzen) bis auf den Götterberg auf seinen Knien rutschen, um am Altäre des Gottes entsühnt zu werden. Da aber der Berg sehr steil ist, wurde dem Büßer das Hinaufrutschen so schwer, daß man ihn den Berg hinauf schleifen mußte. Noch eine andere Bezeichnung ist Prasica (Praschiza), Frageberg, Orakelberg, weil auf ihm die Priester wohnten, die dem Volke weis sagten und auf jede Frage die richtige Antwort zu geben wußten. Die am weitesten nach Osten gelegenen Fels gebilde hießen wulka kacka (wulka Katschka) und mawa (mawa Katschka), Sie große und kleine Ente. Heute hat man für die einzelnen Felsen die Benennungen Teufels altar, Teufelskanzel, Teufelsfenster und Teufelswasch becken. Diese Namen erklären sich daher, daß die christlichen Priester, um die bekehrten Wenden von den heidnischen Opfer- und Orakelstätten abzuschrecken, diese als Aufent haltsstätten des Teufels erklärten. Westlich des Berges liegt am Kammwege der Hrv- maünik. Hromada bedeutet Menge, Versammlung, also Versammlungsort. Diese Gruppe von Felsen gewährt eine schöne Aussicht nach Norden und Nordwesten. Nach Osten ist der Hochstein gelegen, der zwei Stein wälle aus vorgeschichtlicher Zett besitzt. Vielleicht Räuber, vielleicht Kriegsgefangene sind die Erbauer dieser einstigen Wohnstätten gewesen. Dem Czornboh gegenüber liegt der Bieleboh, der weiße Gott. Er soll eine Kultusstätte des guten Gottes ge wesen sein. Die Bezeichnung wurde später auf den Gott der Christen übertragen, dem dort schon im 9. Jahrhundert eine Kapelle errichtet worden sein soll. Zu ihrem Besuche Hütten die Christen, wie drüben zum Czorneboh die Wen den, eingeladen. Es habe geheißen: drüben sei der schwarze (unheilvolle), hier der weiße (gute) Gott. Einige Begebenheiten Wie Dr. Georg Pilk erzählt, hätten 1491 Görlitzer Unternehmer, darunter der Goldschmied Wolffgang, in den Bergen bei Cunewalde ein Silberbergwerk zu bauen angefangen. Sie wollten schnell reich werden. Kaum waren sie 4 Mann tief gefahren, als sie schon etliche Silberkörner als Ausbeute vorzeigten. Der Kurs der Kuxe schnellte dar auf bis über 13 Schock Groschen empor. Der Rat zu Gör litz mißtraute der Sache. Er ließ Proben der Cunewalder Erze untersuchen, und man fand sie „für taub". Es fruch tete nichts. Es kam zur nochmaligen Prüfung. Da fand man tatsächlich Silber in dem geschmolzenen Erz. Die Sach verständigen ließen sich jedoch nicht so leicht htnters Licht führen. Sie schritten zur dritten Probe und entdeckten end lich den Betrug. Die Unternehmer hatten ihrem Flusse, dessen sie sich zum Schmelzprozeß bedienten, Silber beige mengt. Im Erze war keine Spur von Silber enthalten.