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Sonntag, 22. März (Lenzing) 1925 Nr. H 6. Jahrgang zum Erneuerungsbau von 1430, wegen des Zeichens , das im Spiegelbild um 1410 in hatte überhaupt ein neues Ideal des Kirchenbaus gefunden und strebte eifrig nach seiner Verwirklichung, nach dem Hallenbau. Bisher liebte man die katholische Prozessions- und Schaukirche, die die Blicke auf einen schmalen Chor und Altarraum vereinigte und in den lang gestreckten Schiffen Entfaltung prächtiger Züge gestattete. Durch die schlichte evangelische Predigt der Albigenser veranlaßt, verlegten sich die Dominikaner um 1200 auf den Predigtkampf und be vorzugten nun weite Hallenkirchen, die große Menschen massen um einen weithin sichtbaren Prediger versammeln können. Gurlitt weist die Eigenheiten der neuen Bauweise in seiner Entwicklungsgeschichte an Grundrissen aus Frank reich usw. nach und bemerkt treffend, daß nach 1400 Böhmen durch die husitische Predigt in dieselbe Baubcwegung hinein gezogen wurde. Diese Bewegung wirkt auch in Sachsen nach, wo das husitische Gift bald eindrang. Die Kirche bekämpfte es durch den Buß- und Erweckungsprediger Johann von Capistrano (1453 in Lauban, Görlitz, Bautzen und Kamenz). Prediger und Predigtstuhl gab es in den meisten Stadt kirchen, sie versorgen unsre Lausitzer Urkunden damals reich lich mit Stiftungen. Begeistert wurde nach so viel Vorarbeit die evangelische Predigt ausgenommen, und die Leidenszett der Husitenjahre hatte der Reformation den Boden bereitet. Auffallend ist nach den Husitenkriegen das Streben der Lausitzer Kirchen in die Breite. Längs der Sonnenseite (in Kamenz Nordseite) wird die Mauer durchbrochen und ein Südschiff angelegt. Die zweischisfige Klosterkirche in Zittau wurde dreischisfig, die dreischisfigen Kirchen zu Kamenz (Hauptkirche), Bautzen (Dom) und Zittau (St. Johannes) wurden vierschiffig und die Peterskirche zu Görlitz sogar aus einer dreischiffigen zur fünfschiffigen. Vermehrung der Fenster, Erhöhung der Wände und Pfeiler und gleichmäßige Höhe des ganzen Kirchengewölbes in allen Schiffen wurden gefordert. Kamenz oorkommt. (In Seitendorf und Königshain hatten die Herren von Kamenz Besitz. Iecht, Gesch.v. Görlitz S.45.) Reich ist das Ergebnis der Hochgotik für die Lausitz nicht. Sie zehrt noch hauptsächlich von nachbarlichen Anregungen. Aber die Bauten werden leichter und die Kunstformen sorg fältiger und reicher. Noch fehlt ein eigener, selbstbewußter Künstlerstamm. Das wichtigste Ereignis bleibt das Er wachen der selbständigen städtischen Bauhütten, unter denen die Kamenzer weitere Entwicklung anbahnt. Bon 1430—50 an treten schon Anzeichen einer neuen Kunstrichtung auf. III. Vie Spätgotik Hallenkirche und Wölbungsmuster Nicht nur der neue Reichtum des 15. Jahrhunderts be lebte die großen Bauhütten zu Bautzen und Görlitz. Man Lausitzer gotische Baukunst und ihre Steinmetzzeichen Dr. Martin Jäkel, Dresden-A. 16 Fortsetzung Dorfkirchen Kaum nennenswert sind die Reste der Hochgotik auf dem Lande: in Radibor die unbedeutende Friedhofskapelle von 1397, in Krostwitz vielleicht das innere Spitzbogentor im Westturm, in Marienstern Tiirnische und Wölbung unterm Nonnenchor, in Bischdorf der spitze Triumphbogen. Ver mutlich gehört in Seilendorf die Profilierung des äußeren rundbogigen Tores IM» Mitteilungsblatt der Gesellschaft sür Anthropologie und Urgeschichte der Gberlaufitz-Dautzsn, dar Mittslstslls für Heimatsorschung im Mark graftum Gberlausitz (Bautzen, Stiebsrstratze 3ö), des Vereins für Heimatsorschung zu Crostau, Kirschau und Schirgiswalde. Hauptschriftleitung, sowie sür Geschichte, Vorgeschichte, Volkskunde, Sagen und Aberglauben Dr. Frenze!, Bautzen, Stieberstratzs 3ö; sür Naturwissenschaften Dr. Hsinke, Zittau, Komturstratzs 5; sür Kunstgeschichte und Kunstgewerbe Dr. Reinhard Müller, Zittau, Stadtmujsum, Klostergajjs 1. Manuskripten ist Rückporto bsizusügen, da sonst ein Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. Unberechtigter Nachdruck aus der „Gberlauützer Heimatzeitung" wird strafrechtlich verfolgt. Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27 534. Bankverbindung: Gewerbebank und Girokasjs Reichenau Nr. Id. Allgemeine Deutschs Lredit-Nnstalt, Zweigstelle Reichenau, Sa. F?elmcükunöe,) Schristleiiung und Geschäfts stiel le in Reichenau,Sa. Fernsprecher Nr. 21Z Gesck)ics)ie, Druck* u.Verlog.AlwinMarx (Inh. Otto N7ai^) Südlausl'tzer Nachrichten,Reichenau'Sa.