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von der Friedrich Kempe in seinem Buche über Friedrich Schneider ausführlich berichtet. Sein größtes Verdienst aber ist die Erziehung seiner drei Söhne Friedrich, Johann und Gottlieb. — Friedrich Schneider, der bedeutendste unter ihnen, zu seiner Zeit einer der populärsten Musiker Deutschlands, wurde 1786 in Altwalters- dors geboren. Das Zittauer Gymnasium und die Leipziger Uni versität waren auch seine Bildungsstätten. Schon in Leipzig ent faltete er eine rege Tätigkeit als Dirigent und Komponist; 1821 kam er als Hofkapellmeister nach Dessau, und hier hat er bis zu seinem 1853 erfolgten Tode mit größtem Segen gewirkt. Als Theaterkapellmeister und Vereinsdirigent, Kirchenmusiker und Leiter einer Musikschule hat er Großes geleistet; doch würde das kaum seinen weitverbreiteten Ruhm begründet haben. Den erwarb er sich vielmehr durch seine Kompositionen und durch seine Diri» gententätigkeit bei auswärtigen Musikfesten. Unter seinen früher so hochgestellten und vielfach aufgeführten Werken ist an erster Stelle zu nennen sein Oratorium „Das Weltgericht", nachdem er geradezu zum Unterschiede von seinen zahlreichen Namensvettern der „Weltgerichts-Schneider" genannt wurde; es hat seinenSieges- zug über ganz Deutschland gehalten. Die Zahl von Schneiders Kompositionen aller Gattungen ist außerordentlich groß, aber außer einigen Motetten, wenigen Männerchören und einer Anzahl in vielen Schulliederbüchern wiederkehrenden Kanons ist nichts mehr lebendig. Um Schneiders Bedeutung als Dirigent der Mustkseste der 30» und 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts zu kennzeichnen, nenne ich nur die Städte, in denen er bei solchen Gelegenheiten den Taktstock geschwungen hat: Quedlinburg, Köln, Magdeburg, Nürnberg, Halberstadt, Potsdam, Dessau, Wittenberg, Köthen, Koblenz, Hamburg, Meißen, Zerbst und Lübeck. Ich glaube nicht, daß viele Dirigenten der Jetztzeit so umworben sind, wie er es war; aber den großen Dirigenten flicht dieNachwelt ebensowenig Kränze, wie dem Mimen. Die dankbare Geburtsgemeinde Waltersdorf ehrte ihren großen Sohn im Jahre 1888 durch Errichtung eines Denkmals, dasseineBüste zeigt. —Johann Gottlob Schnei der, 1789 zu Altgersdorf geboren, machte denselben Bildungs gang durch wie scinBruderFriedrich.Auf demZittauerGymnasiüm war er wegen seiner prächtigen Sopranstimme, die bis zum drei gestrichenen k reichte, Diskantist, später als Tenorist Präfekt des Sängerchors. 1811 gab er das Rechtsstudium auf und wurde seines Bruders Nachfolger als Univcrsitätsorganist und Gesanglehrer an der Ratsfreischule in Leipzig. Bon 1812—25 war er Organist an der Hauptkirche zu St. Peter und Paul in Görlitz. Hier hat er durch fein virtuoses Orgelspiel, durch die Gründung des ersten Gesangvereins und durch seine eifrige und erfolgreiche Dirigenten tätigkeit einen segensreichen Einfluß auf das Musikleben der Stadt ausgeübt. 1825 wurde er zum Organisten an die evangelische Hof kirche zu Dresden beiufen und übernahm 1830 auch die Direktion der Dreyßig'schen Singakademie. Sein Ruf als Orgelvirtuose ver breitete sich immer mehr und er dehnte seine Konzertreise u. a. 1833 bis nach England aus. Als Lehrer war er nicht weniger ge» schätzt als sein Bruder, als Komponist dagegen hat er sich wenig betätigt ; doch nehmen seine wenigen Kompositionen für Orgel und für Gesang einen ehrenvollen Platz ein. Er starb 1864 in Dresden. — Der dritte Bruder, Gottlob Schneider, geboren 1797 zu Altgersdorf, war Organist in Hirschberg I. Schl, und gleichfalls ein ausgezeichneter Orgelspieler. — Aus der Nachbargemeinde Neu- gersdorf stammt Max Robert Häntsch, geboren 1872, der seit 1896 Organist in Jöhstadt bei Annaberg i. Sa. ist. — Ions- dors ist die Heimat der drei Musiker Feurich, Neumann und Kunze. FriedrichFeurich, geboren 1798, war ein Schüler Vater Schneiders, beherrschte die meistenInstrumcnte und schrieb mancher lei Kirchenmusik, u. a. ein Oratorium „Die Auferstehung". — GottfriedKunze,! 738—83, war Hofmusikus in der Kapelle des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin zu Ludwigslust. Er war ein Meister aus dem Fagott und ein guter Komponist für sein Instrument. — Friedrich Wilhelm Neumann, geboren 1807, lebte später als Kapellmeister in Belgien. — Ebersbach hat uns zwei namhafte Musiker beschert: Bergmann und Röthig. KarlBergmann ist 1821 geboren. Nach verschiedenen Orchester stellungen ging er 1850 nach Amerika und hat sich um die Ver breitung deutscher Musik in den Bereinigten Staaten große Per dienste erworben. Er leitete über 20 Jahre die Konzerte des Phil harmonischen Orchesters zu New-Pork und dirigierte auch längere Zeit den berühmtesten deutschen Männergesangoerein dieser Stadt, den „Arion". Als Komponist ist er wenig hervorgetreten. Bruno Röthig, 1859 geboren, studierte nach dem Besuche eines Lehrer seminars in Leipzig und Berlin Musik und wurde Kantor an St. Johannis in Leipzig. Er ist allgemein bekannt geworden durch die Gründung und Leitung des ausgezeichneten „Soloquartetts für Kirchengesang", mit dem er Reisen durch ganz Europa, auch nach Nord-Amerika, Palästina und Ägypten unternahm. — In Oderwitz sind Merkel, Reichel und Müller geboren. Gustav Adolf Merkel, 1827—85, der Sohn eines Lehrers, erwählte den Beruf seines Vaters. Nach dem Seminar waren Julius Otto und Johann Schneider, später Schumann und Reissiger seine Lehrer. Als Organist und Dirigent hatte er sich in Dresden, nach dem er einige Jahre Lehrer an einer städtischen Schule gewesen war, eine angesehene Stellung errungen. Er war ein bedeutender Orgelvirtuose, und als Komponist für sein Instrument ist er noch heute geschätzt, was viele Orgelschulen und Präludiensammlungen beweisen. Er starb alsHoforganist inDresden. FriedrichReichel, 1833 geboren, war Schüler des Bautzener Seminars; später bildete er sich bei Wieck, Julius Otto und Julius Rietz weiter aus. Seit 1878 war er Kantor und Organist an der Iohanniskirche in Dres- den. Bon seinen 32 musikalischen Werken, die das Riemannsche Lexikon nennt, scheint wenig bekannt geworden zu sein. Christian Gottlieb Müller, als Sohn eines Webers 1800 geboren, trat beim Stadtmusikus von Wurzen in die Lehre, wurde später Geiger im Leipziger Theaterorchester und leitete daneben den Konzertoerein „Euteye". 1838 nahm er die Stelle des Stadtmusik direktors in Altenburg an, wo er 1863 gestorben ist. Er hat eine Reihe von Kompositionen hinterlassen und war der Lehrer von Franz Abt. — Aus dem benachbarten Eibau stammen Höpner und Simmank. RobertHöpner, geboren 1832, war von 1862 Organist an St. Johannis, von 1868—75 an der Peterskirche zu Leipzig und ging dann als Seminaroberlehrer nach Zschopau. Ernst Wilhelm Simmank, 1836—96, war zuerst Bürger- schullehrer in Bautzen und Organist an der Nebenkirche zu Maria und Martha, von 1888—96 Kantor an St. Petri. Botthardt (Geschichte der Kantoren und Organisten in Sachsen) nennt eine Anzahl Kompositionen von ihm, die sämtlich ungedruckt geblieben sind. — Gustav Adolf Albrecht wurde1825 als Sohn eines Lehrers in Nieder-Leutersdorf geboren, studierte auf dem Leipziger Konservatorium und war von 1854—1900 Organist an der Iohanniskirche in Zittau. Erstarb 1901. SeinLandsmann Gott- Helf Michel, 1821—83, hat sich durch Gründung vieler Musik chöre in seiner Heimat einen Namen gemacht.—Aus Seifhenners dorf haben wir vierMusiker zu erwähnen:BernhardAlexander Grundmann, 1851 geboren, wollte zuerst Buchdrucker werden, wandte sich aber der Musik zu und besuchte das Leipziger Kon servatorium. Nachdem er mehrere Jahre in Aachen und Leer tätig gewesen war. kam er 1890 nach Görlitz, eröffnete hier eine Musik- schule und wurde 1901 Organist an der Lutherkirche. Erstarb 1912. Sein jüngerer Bruder OttoAlfredGrundmann, geb. 1857 ist seit 1901 Organist an der evangelischen Hofkirche inDresden. Beide Brüder haben sich in der Komposition betätigt. Ernst Emil Paul, 1868 geboren, nach Dotthardt 1896 Organist an der Nord kirche in Leipzig, lebt als angesehener Lehrer am dortigen Kon servatorium; Bernhard Prasse, 1882 geboren, ist (nach den Zittauer Geschichtsblättern) Mitglied des Orchesters in Karlsruhe. — Zu größerem Ruhm als die zuletzt genannten hat es der 1830 in Ostritz geborene EdmundKretschmer gebracht. Er ist der Sohn des ehemaligen Ostritzer Rektors und widmete sich auch der Lehrerlaufbahn. Nach dem Besuch des Dresdener Seminars und Privatstudien bei bekannten Meistern der sächsischen Haupt- stadt, war er nacheinander Hoforganist, Instruktor des königlichen Kapellknaben-Instituts und Dirigent des Bokalchores der katho- lischen Hoskirche. Er dirigierte außer andern Vereinen auch einige Zeit den Dresdener Lehrergesangverein. Don seinen Kompositionen ist vor allem berühmt geworden seine Oper „Die Folkunger"; der Krönungsmarsch daraus ist ein allbekanntes Konzertstück gewor den. Kretschmer starb 1908, hochangesehen, in Dresden. Seine