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draußen vor der Tür. geht mit dem jugendlichen Paare auf duf tendem Rain: dem einsamen Waldgänger will sie wohl, er be- aeqnet ihr öfters einmal auf schmalem Pfad oder im lichten Mondenschein. Wer in der Ferne weilt, den lockt sie nach Hause und seis auch erst in seinem Alter. Als vor Jahren unsere Krieaer von dannen zogen, konnte sie nicht mit, darum waren die Wangen der Scheidenden so bleich und ihre Augen umflort. Sie wußten, in der Fremde hütet sie uns nicht, hart Geschick wartet unser. Hatten sie nicht recht? Tausende blieben draußen, viele kehrten verstümmelt zurück, die andern unfroh. Erst nach und nach wurde ihnen frei zu Sinne und leichter ums Herz. Während sie fern waren, trug die Frau Kes Berges grauen Schleier im lichten Haar und dunkles Band am Arm. Ersteren hat sie noch heute, das bittere Geschick, das deutsches Land traf, tut ihr weh. Wann wird sie ihn oblegen dürfen? Sie will nicht Trübsal und Traurigsein, Leid und Weh möchte sie bannen. Blühende Weide, grünende Birke, die Papvel mit zitterndem Blatt, die ernste Eiche, der singende Boael im Strauch, flatternde Schmetterlinge, schwirrende Käser, die liebliche Blume an Felsen und Hang stehen in ihrem Dienste. Aus die freie Höhe lockt sie eine leichtlebige Kinderschar zu lautem Spiel, die frohe Jugend zu abendlichem Sang. Mann und Frau am Sonntage zu ernstem Gespräch und zur nötigen Erholung nach der Werktage regem Tun. Sie schauen hinaus ins Land mit frohen Augen, denn sie gewahren Schönes. Am Iohannisabend sammelt sie die Be wohner des Tales ums lodernde Feuer, daß sie deutscher Art gedenken sollen. Doch auch beim fröhlichen Feste sonst ist sie in Haus und Saal unsichtbar zugegen. Fehlt sie, dann herrscht ge drückte Stimmung und keinem ist recht wohl. Am besten ist das beim Christfeste zu spüren, das liebt sie am meisten, es ist ihr be sonders heilig, sie schmückt mit den Tannenbaum, gibt Lichter glanz und festliche Gaben. Gehen endlich die müden Erdenpilger zur Ruhe, so bietet sie ihnen am Fuße ihres Berges, dort wo die freundliche Kirche steht, das letzte Lager. Da schlafen sie friedlich gebettet in ihrem Schutze. So hütet sie das Tal und wacht über seine Bewohner. Weißt du nun, warum der Berg seinen besonderen Namen trägt, wes halb ihn die Vorfahren Wachberq hießen? Oder kannst du mir das Wort bester deuten? Steigst du hinauf, dann gedenke der gütigen Frau des Berges. An sie erinnert nicht Denkstein und Ehrenmal, doch non ihr erzählt manches Buch, gelehrt und un gelehrt, ihre Schönheit besingen Dichter oft im Lied. Dir klingt dann und wann eins im Herzen, so du durchs Land wanderst am Hellen Tag, das macht dich dann frei und leicht. Ich gönne dir, daß die freundliche Frau mit dir geht, mögest du sie tief in deinem Innern spüren, dann bist du ein Gesegneter. Selig schreitest du deine Bahn an ihrer Hand, siehst sie im Strahl der Sonne, im sanften Licht des Mondes, im Wachsen und Blühen, in Dorf, Feld und Wald. Traue ihr und liebe sie, sie achtet dein und bleibt dir treu als stille, edle Freundin. Aber wer ist die holde, gütige Frau? Wie lautet ihr Name? wieder. voreilig Sephin in der Wie einmal der Teufel los gewesen ist? Bon Richard Blasius -im Steiger Seph in der Stube roch's nach dem Huf- bauer Ferdinand. Er stand in keinem outen Ge ruch, der ..yuferdl", wie sie ihn hießen, der Kürze wegen. Nicht etwa, daß man ihm eine moralische Schlechtigkeit nachsagen konnte, nein, beileibe nickt, aber es war dock ein gar zu miserables Kraut, was er in seiner kurzen Stummelpfeife rauchte. Auch wenn er ohne Pfeife einhe,schritt, was selten genug vorkam, umwogte ihn eine neblige Wolke, unsichtbar dem ge wöhnlichen Auge, aber der noch so gewöhnlichsten Nase fühl bar. Uber die Herkunft des Krautes schwebten dunkle Mysterien. Nach einer Lesart sollte es ein Gemisch von Häcksel und dürrem Kartoffelkraut sein, nach einer anderen wurden sogar geriebene Eicheln und Federkiele mit darin vermutet. Beim Steiger Seph also roch's nach dem Huferdl, wie es intensiver aor nicht riechen konnte. Der Geruch hatte überhaupt schon längst die Grenze der Wohlanständigkeit überschrillen und war in das jeden Anstands bare Reich des schauerlichsten Gest . .. — Entschuldigung, bitis — Mißgeruches übergegavgen. Und immer neue Wolken wälzten sich aus der Hölle hinter dem Riessntier von Kachelofen hervor. Ja, der Dust drang gar durch die winzigen Fensterritze hinaus in den Garten, wo gerade am Höllfenster die Steiger Sephin rumhandwerkte. Sie unk die Magd versetzten das Kellerloch neu mit Stroh. Der Wind hatte das alte fort gerissen, und mitten im Februar war das dock etwas gewesen von dem alten Vagabunden. Da bekam die mit einem Male Witterung. Ihre Nase schnupperte Höhe umher. .Der Huferdl ös drän", sagte die Magd. Erleichtert senkte die Steigerbäuerin ihren Riecher Ihr hatte schon eine Angst nach dem Herzen gegriffen, weil es gar so sengrig gerochen hatte. In der Hölls drin hockten zwei, die waren anjusehsn wie Vesuv und Aetna, und es mar auch, wie gesagt, lieblich davon zu riechen. Aus dem alten zerlekerten Kanapee saß der Steiger Seph und ihm gegenüber der Huferdl auf der Ofenbank. Beide qualmten, was da« Zeug hielt, und spien Wolken- gebilde von sich, die in phantastischen Gestalten in der herein- brechenden Dämmerung durcheinandsrwoatsn. Der Oien nahm sich ein Beispiel und spie eine tüchtige Hitze au«. Dem Seph wurde es fast ungemütlich, aber der Huferdl griff nur hin und . wieder aus seinen Rücken, ob die Strumvfjacke sengte. „Do wällst morn wörklich no Bautzn?" fragte der Seph „Nu." „Ich bien orndlich su lang ne mieh dort gwast. Dos gdenkt mir gor ne." „Fohr ock mit!" sagte der Huferdl und spie einen Knäuel weißlichen Dampfes aus, der sich auflöste und gespenstische Beduinen in die Ecken huschen ließ. „Ne," draus der Seph. „'s letzte Mol war ich dort vor a Iuhrn a dreißig, als zwanz'gjähr'ges Bürschl. Do hob ch an Mosknboll mitgemackt." „L ne, an Mosknboll?" „Iei ja, an Mosknboll." „Nu su mos." „Nu, nu." „Morsch schin?" „Wie dn sonst?" „Ich ho no Ken mitgemacht." „Ne, nu do wörds Feit." „Mer ös ock nu zo alt mit sein achtnvörz'g Iuhrn", seufzte der Huferdl wehmütig. Kaum daß der Steiger Seph den nut schlecht verhehlten Wunsch aus der Stimme hatte klingen hören, da stach ihn auch schon der Hafer. Was er noch auskramen konnte von