Volltext Seite (XML)
3. Jahrgang Sonntag, 29. Oktober (Gllbhart) 1922 Nr. 22 Grfcheinl oller 14 Tage A^eiVogS? Btatter für L?simcükunöe, Scstristleitung und Geschäftsstelle i'il Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr. 21A UnberecliNyter Nacftöruc^ verboten ,WWLSW Geschichte, ^KunstLiteratur" E E Druchu.Vertog.ÄlwinMarx (Infi. Otto Mai?-) Sudlausi'tzer Nachrichten,Reichenau/Sa. Ein A Gedichts von Max Seidig, Bautzen Seit Seligkeit! Wenn deine Hand meine Hand wird heimlich halten, und du segnest fort dis Spur wilden Tobens. — gksi 1 Nnd die Namen all, dis alten, blühen mir aus deinem Mund, wie die Äosen tief im Grund, und es blüht mir deiner Liebe träumerische Seligkeit! G gib mir nun von deinem Leben ! der Liebe Teil und gib mir Kraft, dass alles Wirken, Tun und Streben uns tiefer ineinander jchajst l Vitts G wandrs mit ob Dual und Mühen den steilen Weg zum Berg empor l Wir trinken aus der Gipfel Glühen ein Abendmahl im Fcsudsnchor. Im Volkston Du stehst mir heilig am Altäre, des Lebens Tempelhütsrin; ich wache, dast ich dir bewahre der Liebe leuchtenden Aubin. Du bist mir wie ein Märchen, jo still und wunderfsin, du blühst in meiner Seele wie jchönss Aosmarein. Du bist mir wie dis Sonne, jo lauter Licht und Gold, du trägst den Kranz der Liebs jo demütig und hold. Du bist mir wie dis Stsrne, dis hoch am Himmel gehn» du bist mir wie ein Leuchten im Spiegel stiller Seen. Du bist mir Lust und Leben, ein Lied von Derg zu Tal; du bist mein armes Weinen, mein Glück und meine Dual l Dräust' im verblühenden Garten dis dunkslroten Aojen haben Tränen am Glatt. Wsistt du, o Freundin der Seele, dast auch mein trauerndes Herze Tränen die Fülle hat? wekmu 1 Nacht blüht um meins Gedanken, träumend und sinnend und schwer; jetzt in der fröhlichen Mengs gehst du wohl fröhlich einher, lachst in der lachenden Aunde, hörst nicht den zuckenden Schrei.... irgendwo bricht eins Schals glänzenden Glückes entzwei. Kirmesbräuche in der Oberlausitz Von O. Schöne und heiterer Lebensgenuß erreichen überall in Deutschland noch einmal ihren Höhepunkt im Herbste, wenn Ernte und Erntefest vorüber und die Früchte des Feldes zum größten Teil geborgen sind. Ob dies Herbstfest auf ein altheidnisches Dankfest zurückgeht, hat die Forschung bisher noch nicht klar ergrün den können; jedenfalls ist es in seiner ganzen Art ein echt deutsches Fest geworden, auf das sich schon im Mittelalter jung und alt wochenlang freute. Dieses Herbstfest ist auch ein durchaus volkstümliches Fest, das Hauptsest der ländlichen Bevölkerung überhaupt, und wenn es gleich von altersher einen kirchlichen Namen geführt hat, so ist doch jederzeit seine kirchlich-religiöse Bedeutung ganz nebensächlich gewesen. Um dem altüberlieferten volkstümlichen Treiben in dieser Zeit ein christliches Mäntelchen umzuhängen, hat die Kirche bestimmt, daß im Herbste jedes Jahres die Erinnerung an die Wethe der Kirche, die Kirchweihe und die damit ver bundene Kirchmesse, gefeiert werde. So ist bei uns in Mittel deutschland die Bezeichnung „Kirmeß" oder „Kirmes" ent- standen, so redet man in der deutschen Oberlausitz gern von der „heiligen Kirmes" oder „Ktrmst". Wie lieb und wert gerade dieses Fest unserer Bevölkerung geworden ist, geht daraus hervor, daß neuerdings viele Gastwirtschaften in Stadt und Land eine sogenannte „Hauskirmes" veranstal ten. Sie können eben keinen besseren und zugkräftigeren Namen für ein solches meist mit Musik gewürztes Schmaus- und Trinkgelage finden als Kirmes. Daß ein so bedeutungsvolles Fest von jeher von mannig- fachen Sitten und Gebräuchen und Sonderoeranstaltungen begleitet gewesen ist, darf uns nicht wundernehmen. Diele derselben sind im Laufe der Jahre als nicht mehr zeitgemäß geschwunden, manche erst den Stürmen der letztoergangenen Fahre zum Opfer gefallen; immerhin hat sich noch ein gut