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Obstbäume nahe am Hause. Weil mir aber der leere Platz !m Darlrn ganz unleidtg blinkte, ungeachtet, daß ich großen Wider« stand bei jedermann fand, aus dem falschen prlriripio: es wäre alles vergeblich, in der hiesigen Gegend kämen keine Bäume aus, die Vorfahren Härtens auch versucht, aber nichts gezeuget, so fing ich dennoch auf meine Kosten an und bepflanzte nach und nach den ganzen Garten mir eigener Hand mit nutzbaren Bäumen, die sich jetzt (1727) auf dreißig belaufen." — bä. Longolius starb am 9. Oktober 1734 in Wallroda und liegt auch daselbst begraben. Die von seiner Hand gepflanzten Obst« bäume gediehen vortrefflich und haben Jahrzehnte hindurch seinen Amtsnachfolgern reiche Obsternten geliefert. Da» Beispiel des Pfarrers zu Wallroda fand mit der Zeit vielerorts Nachahmung, und es entstand im Laufe der Jahre in der Umgegend Radebergs so mancher Obstgarten. Und wenn heute der Obstbaum im oberen Rodertale treue Pflege findet, so ist da» ein Erbe und Segen jene» Wallrodaer Pfarrers. Warum das Rotkraut weiß wurde? (Ein Bolksaberglaube) , Bon Gerhard Tteude«Kirschau ief eingebettet liegt Stutendorf zwischen den Lausitzer Bergen. Auch hier Hal die Maschine ihren Einzug ge- SMKW halten. Eifrig rattern die Webstühle in der Fabrik und haben durch ihre Arbeit ihre Schwestern aus den kleinen Dorshäusern verdrängt. Nicht viele Wanderer kommen hei, ovivohl die Bahn eifrig zu uns herüberläuiet. Nur wer für das Beschauliche Sinn und Gemüt hat, kommt hierher in die Stille des Sonntags. Sicher bist du dann auch vor jenem alten Häuschen stehen geblieben. Ein schmalerWeg bringt dich von der Dorssiruße herüber. Aus Fachwerk ist es gebaut. Hell heben sich die welßgetünchien Lehmjelder von den dunkelbraun gemalten Balken ab. Der Efeustamm am Giebel versucht bis zum Dach zu gelangen. Gern möchte auch er einmal Ausschau halten und den breiten Rücken des Czorneboh sehen. Bis jetzt ist es ihm noch nicht geglückt. Mit einer weißen Schneeschicht ist das Strohdach überzogen. Doch damit ist die Sonne nicht zufrieden. Rasch schmilzt sie ihn mit ihren warmen Strahlen hinweg. Nicht überall hat Frau Sonne Erfolg. An manchen Stellen siehst du das Stroh, wie es von Moos überwuchert ist. Doch wir treten ein durch die Haustür. Vergiß nur nicht, dich zu bücken! Die linke Seite nimmt die große Wohnstube ein. Ob hier zwischen den kleinen Fenstern fleißige Hände d.-n Wcbstuhl bedient, ob auch hier das Treibrad geschnurrt hat, ob am Abend die Mädchen zu Lichten gekommen sind oder die Nachbarinnen beim Federschleißen geholfen haben? Der große Ofen, der heute so behagliche Wärme ausstrahlt, könnte dir die Fragen beant worten. Einfach und schmucklos ist die ganze Einrichtung. Nur aus dem Topsbrelt leuchten farbenfroh altertümliche Taffen und Teller. Ihre gemalten Blumen paffen so recht zu den grellbunten Haussegen, die dicht nebeneinander an der niedrigen Hauswand hängen. Langsam und laut tickt die alte Wanduhr. Wie oft schon mag ihr Schlagen in der Stube erschallt sein. Während du Umschau hältst, tut sich die Tür auf und ein altes Mütterchen tritt herein. Sie kommt vom Kuhstall, der gegenüber der Wohnstube liegt. Es ist die Zeit des Abendmelkens. Umständ lich brennt sie die Petroleumlampe an. Bald kommt sie mit uns ins Gespräch. »Kees von uns," berichtet sie, »mag Heuer 's Sauerkraut, 's is gut an Gesckmacke, aber 's hoat kee Aussahn mieh. Nee, wie kummt oack das, mir hon rutes Kraut gestampt, und 's is weißes draus gewurn." Das war allerdings merkwürdig. Das Rotkraut hatte sich ge« ändert beim Einlegen, ob da wohl im vorigen Jahr das Weiß kraut auf dem Nachbarselde Schuld daran haben konnte? Diese meine Vermutung schien nur wenig Glauben zu finden. Auch der Hausvater, der bis jetzt von mir unbemerkt still Hinterm Ofen gesessen hatte, schien anderer Meinung zu sein. Langsam und drdächttg kamen die Wort« über seine Lippen: »Met Loater satt«, mir müßten 's Kraut zum Vollmonde eilegn, do bleibt'» rut, lät ihr s zum Neumonde ei, wird'» weiß. Be Schluffersch (Schlaffer») is o su gewast. Die hoan 'n Batr gefroit, dar hats so gesoit. Uud zu Iuhre is es rut gewast." „Nu, Koarle, wenn Hom mir denn eigelegt," fragte die Mutier. „Sech (damals) woar der Mond irscht a paar Tage raus," aut« wartete der Gefragte und fügte hinzu: „Let ihrsch oack zum Bull monde ei, derno bleibr's rut, 's is su." „Moagst schun rächt hoan," pflichtete die Mutter bei. Und dabei blieben sie beide. Befriedigt konnten wir hinausgehen, denn wir hatten nicht nur eine altertümliche Stube gesehen, sondern hatten auch einen neuen Einblick in den Bolksaberglauben getan. Vom Verbands „Lusatia" Zittau. Der Globus beschloß die Kette seiner wieder durch gängig sehr eisolgreichen Winteroeronstaltungen am 27. März mit einem zweiten öffentlichen Vortragsabend, der in den Kevnensälen slatlfand und stärkste Anziehungskraft ausgellbr halte. Nalürlich halte der Verein ein besonder» starkes Aufgebot Besucher gelullt, aber auch außerhalb des Globus stehende Kreise machten in weilestem Umfange von der dankenswerten Gelegenheit zur Teil nahme Gebrauch. Herr Professor Dr. Weder begrüßte die hoch ansehnliche Versammlung und entbot dem Redner des Abends, Herrn Major Dr. Detzner aus Berlin, ein besonders herzliches Willkommen. Er feierte ihn als deutschen Soldaten oon ehedem, als ein Beispiel hingehendster Treue und Pflichterfüllung bis zur letzten und äußersten Lebensgefahr, als berufenen Vertreter der geographischen Wissenschaft und Entdecker wichtigen Neulands sowie als einen Beweis da'ür, baß wir unserer Kolonien würdig gewesen sind. Der Vortragende berichtete in vornehm-schlichter, jedoch außer ordentlich anziehender Form über seine mehrjährige berufliche Tätig- k>it und seine Erfahrungen in dem vormaligen Schutzgebiet in der Südsee. „Bier Jahre unter den Kannibalen von Neuguinea" — so lautete der vielsagende Titel dieses Vortrags, der den Hörern zu einem Erlebnis werden sollte. Der Redner, seines militärischen Ranges damals noch Hauptmann, war von der deutschen Regierung im Anfang 1SI4 nach dieser nächst Grönland größten Insel der Erde entsandt worden, um Vermrssungsarbeiten auszusühren und nament lich die durch Staatsvcrtrag obeiflächlich sesigelegte Südgrenze des deutschen Schutzgebiets gegen das englische Papüaland genau sest- zulegen. Er hatte sich vorher in den westasrikanischen Kolonien bei Erledigung ähnlicher Aufträge bereits bestens bewährt und bei dieser Gelegenheit reiche Erfahrungen gesammelt. Mit gewohnter Umsicht und Gewissenhaftigkeit traf er die notwendigen Dor- berertungen zur Erforschung des Landesinncrn, das zum weitaus größten Teile noch vollkommen unbekannt war und über dessen Beschaffenheit ganz auseinandergehende Vermutungen obwalteten. Sie sollten sich fast durchgängig als unzutreffend erweisen. Dir einzigen Europäer, die bisher in das Innere oorzudrinqen versucht hatten, waren nicht weit gekommen. Es waren Goldsucher, die vom Huongolse aus dem Lause eines edrlwetallsührenden Stromes folgten, aber nach kurzer Frist von den Eingeborenen blutig ab gewiesen worden waren- Die Forschungsreise des deutschen Kom missars sollte sich aus ein unbekanntes Landgebiet von 900 km Settenlänge, einer Strecke, die etwa der Entfernung zwischen Metz und Memel entspricht, erstrecken. Da man annahm, daß es sich um ein nahezu unbewohntes Land handelte, so mußten außerordent liche Mengen oon Nahrungsmitteln und anderen Bedarfsgegen ständen dereitgestellt, aber auch als Traglasten befördert werden. Im Juni wurde vom Huongols aus der Abmarsch angetrelen: doch schon nach wenigen Tagereisen gab es die erste Hemmung. Hauptmann Detzner war der Truppe vorausgegangen, um den wei teren Weg auszukundrn. Die als Träger angeworvenen Melanesier, 48 an der Zahl, die auch hinsichtlich ihrer Kleidung ungenügend ausgerüstet waren, erwiesen sich ak den Anstrengungen des Marsches und dem Klima im alpinen Hochgebirge nicht gewachsen. Sie benützten die Abwesenheit des Führers dazu, sich heimlich aus dem Lager zu entfernen und den Rückweg nach ihren Dörfern zu ver suchen. Aber nur drei Mann waren so glücklich, die Heimat wieder zu erreiche»; die übrigen waren oon benachbarten Eingrborenenstämmen ausgcsrcssen worden. Dieser Kannibalismus ist übrigens nicht auf Nahrungsn ittelmangel oder Fleischhunger, sondern lediglich aus die abergläubische Vorstellung znriickzusühren, daß di« körperlichen Bor»