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1S2 Gberlauslher Helmatzettung 21r. 17 sol öffnen, damit die Gift herausrinnt, und über etliche tage herum wiederumb zu geheilet werden. Schafgarbenkraut zerstoßen, mit Salz vermischet über die Beulen geleget ziehet den Gift aus. Wan die Beule einen halben, 1 oder 2 Tag von ihr selber oder durch aufgelegte Pflaster nit geöffnet wird, sol man sie durch ein cuusticum (ätzendes Pflaster) öffnen, oder mit einem Laßeisen unterhalben aufritzen und das giftige Ge blüt wohl lassen herauslaufen, darnach zur Linderung des Schmerzens aus einen frischen Ei und 2 Lot Rosenöl ein Sälblein machen, meisel darein netzen und in die Wunde legen. Welche solches nicht erleiden wollen, die berupfen einen Hahn oder eine Taube bei dem Steiß, halten ihm darnach den Mund zu und appliziren sie mit dem Hindern über das apostemu, damit sie also das Gift an sich ziehen (I), und wenn ein Hahn oder eine Taube stirbet, nehmen sic ein ander, biß so lang ein lebendig bleibet. Die Bauern machen bisweilen ein Pflaster von gestoßenen Pilzen und sagen, daß es ihnen wohl bekommen sei. Ein bewährtes Wasser für die Pestilenz: keceptum: Alaun, Baldrian,Haberwurzel, Liebstllckel, Queckengraswurzel, gelben Senf, jedes ein Lot, dieses be sonders klein gestoßen und hernach vermischet, darnach re 3 Nösel guten scharfen Weinessig wohl gesotten und wieder umb lassen kalt werden, hernach die Pulver drein gemenget, weiter re Petroleum 1/2 Lot, Theriak für 1 gr. vermisch auch darein. 7)8u8 (Gebrauch): Von diesen über den andern morgens 1 Löffel voll eingetrunken, pro preservutione in cura (als Borbeugungsmittel), davon 6 Löffel ool warm gemacht, darein gethan 6 tröpflein petrolei, und als ein Haselnuß groß Theriaks, so warm ers trinken kann. Darauf wohl schwitzen. Soviel einem alten Menschen. Jungen von 12 Jahren halb so viel. Einem von 7 Jahren den dritten Theil so viel. Und wenn der Mensch dieses Wasser erstlich von sich bricht, sol man in einer stunden hernach noch einmal eingeben, und ... Brod und Essig für halten, und so da ers zum andern oder dritten mal bricht, auf einer stunden her nach wiedergeben, bis so lange cs bei ihm bleibet. Solche Arznei soll dem Kranken bald im Anfänge geben werden, ehe er schläft. Es bleibet gut bei einem halben Jahr." Bei solchen Gewaltkuren sind wahrscheinlich die armen Kranken erlöst worden, allerdings dann für immer. (Schluß folgt.) lichen Bäder schließen. Auf der Schützenwiese waren Pest- Häuser für die Angesteckten errichtet und der Schützenbote hielt daselbst Wein und Bier, Gebratenes und Gesottenes feil. Für Unterbringung und Verpflegung ausguartierter Per sonen wandte der Rat 556 Taler auf, wohlhabende Bürger spendeten freiwillige Gaben, vor den Kirchentllren wurde gesammelt zum Besten der Kranken. In diesem bösen Jahr starben in der Stadt Bautzen 343 Personen, 90 in der Vorstadt und 253 in dem Hospital und den Stechenhäusern, „kleine und große". Wenn auch im Dezember die Wut der Seuche gebrochen zu sein schien, sodaß der Rat wieder die Benutzung der öffentlichen Bade stuben erlauben konnte, so war sie doch bei weitem nicht voll ständig erloschen. Bon uscenmonis (Himmelfahrt) bis Weihnachten des folgenden Jahres 1612 starben, meist an der Pest, 813 Personen, während im ganzen Jahr 244 Kinder geboren wurden. An Stelle des verstorbenen Pestpredigers Joachim Stumpf wurde vom Rate am 5. Sep tember Ädam Radinger als „Seelenarzt" angenommen, um die infizierten Personen zu trösten. Auch aus dem Jahre 1613 werden noch viele Pestfälle in den alten An- nalen verzeichnet, ganze Familien starben aus. Der Sommer jahrmarkt wurde wegen großer Pestgefahr abgesagt, und der Landtag am 26. August mußte in einem Gasthofe in der Reichengasse abgehalten werden, weil es auf der Schloß gasse wegen der Pest sehr unsicher war. Am 14.Febr. 1614 wurde in den Kirchen auf Befehl des Rates ein Dankfest abgehalten, weil endlich die grausame Seuche erloschen war. Eines Mannes müssen wir noch gedenken, der in jenen schweren Zeiten seine Kraft und sein Können unerschrocken den Kranken widmete. Das war der berühmte Arzt Dr. Gregorius Mättig, der kurz vorher in Basel Heilkunde studiert hatte. Die Bautzener Stadtbücherei ent hält unter anderen medizinischen Büchern auch einen Foli anten mit dem Titel: H.micu8 meäicorum lokunnw Oöbclii IVIcci. Ooctorw cum Oontinuuttone OrcZ. Z/lättigü Uett. Ooct. (Freund der Arzte des vr. mctt. Ioh. Göbelius mit Fort setzung des vr. meä. Greg. Mättigius.) Darin werden u. a. auf etwa 50 Seiten massenhaft Rezepte zu Pillen, Pulvern und Tränklein gegen die Pest, daneben natürlich auch ?ru68ervuntiu, Schutz- und Vorbeugungsmittel, beschrieben. In den verschiedensten Mischungsverhältnissen finden sich immer wieder Alo6, Myrrhe, Theriak, Baldrian und Pimpernell. Scheinbar haben alle diese Mittelchen nicht die rechte erhoffte Wirkung gehabt! Bon den wenigen deutschen Verhaltungsmaßregeln und Heilmittelrezeptcn, die sich unter den vielen lateinischen ver streut finden, mögen einige interessante Proben folgen: Ehe ein Mensch aus dem Hause gehe, soll er einen Riech, apfel oder Schwümmlin in Essig getnnken bei sich haben und dazu riechen. Oder Rauten in Essig geweicht, oder Bibergeill oder Rosenwasser mit weiß Camphor. Danach von Theriak oder.... einer Eichel groß in Mund nehmen oder Zitrone, Wachholderbcer in Essig gepreßt, Butter mit Brode, ein halb Quentlein Pestilenzpillen. Die runden Wurzeln von dem brennenden Hane- suß zerstoßen, und wenn das upostemu (Geschwür) ist unter den Armen, lege sie zwischen den Daumen und Zeige finger: ist aber das upo8tcmA in den Echos, sol man es bei die große Zehen legen, solch Pflästerlein zeucht etliche Blätterlein aus, welche man mit einem spitzigen Höltzlein Der Dorsschönen F. Nebsi ». Nm Ende des Dorfes stehet dein Haus, Dlühn Blumen am Fenster, und Du guckst heraus. Storchschnabel, Levkojen leuchten so bunt, Doch viel schöner scheinen Dein Auge, Dein Mund. Ich guck schnell zur Seite, damit's niemand sieht, Lind summe nur leise dies Heimlichs Lied. Doch warte, mein Mädel, wart nur heut Nacht, Ich komm wie ein Dieb jo heimlich und sacht. Ich stehl nicht dis Blumen, mach kein Geschrei — Was wird aus uns werden, uns närrischen Zwei?