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Geweihe, Hörner von Büffeln und Nashorn schmücken die Wände, deren Flächen auch noch behangen sind von Pfeilen und sonstigen Waffen der Schwarzen. Stickereien, Gesiechte und Schmuck, ein Straußenei und Fischergeräte der afrikanischen Stämme ziehen die Aufmerksamkeit des Gastes auf sich. Die Bersammlung ist beendet und der Zweck unserer Neise erfüllt. Erfreut über die erfolgreiche Arbeit treten wir den Rückweg nach Rohnau an. Kurz vor dem Bahnhofrhäuschen aus der leichten Anhöhe oben lädt uns eine Bank ein. Wir haben noch Zeit, um den köstlichen Eindruck der Tallandschaft zu genießen. Uns drängt sich rin Bergleich dieses Stückes lausitzer Scholle mit Thüringen oder dem Schwarzwalde aus, um einen Maßstab an die Reize und die Schönheit des Rohnauer Tales anzulegen. Ö. Maler greife zur Palette! Der Herbst gibt dir die Töne an und dieses prächtige Stück Lausitz gibt dir da« Motiv. „O, Heimat, wie wertvoll bist du! ' Ein wendisches Volksfest in der nördlichsten Oberlausilz (Schwarzkollm) Bon Karl Scheer, Ncusalza-Sprcinberg «ulich wurde ich von einem wendischen Berufskollegen eingeladen, an dem sogenannten Spinndeball teil zunehmen, was ich natürlich dankend annahm, da ich mich ja für heimatliche Bräuche ungemein inter» essiere, In den Abendstunden marschierte ich vom Lautowerk los. Der Mond und die Sterne schimmerten durch den Wald, in der Ferne schlug ein Hund an. Um halb 7 Uhr langte ich bei meinem Freund an. Als wir um 7 Uhr den Saal betraten, war er schon sehr gefüllt. Mit bunten Papier- Girlanden, Fähnchen und Lampen halte man ihn hübsch ge- schmückt. Das Fest wurde von den spinnenden Mädchen und den sangen Burschen veranstaltet. Gäste waren nur in Aus- nahmesällen gelitten. Nach und nach füllte sich der Saal ganz mit jungen und alten Leuten. Um halb 8 Uhr beginnt die Musik zu spielen, ach, wie sprangen da die Mädel in ihrer malerischen Tracht über den Saal. Sie hatten die Plätze vor der Bühne inne, die Burschen hatten sich an den Seiten und die Alten im Hintergründe gruppiert. Die Mädel zogen Schuhe und Strümpfe aus, die Burschen entledigten sich des Rockes. Nun ging das Tanzen los. Da holten zwanglos di, Mädels Ihre Buben und die Buden die Mädels. Ich wollte mich neutral halten, aber mein Freund sagte: „Du mußt mittanzen, sonst nehmen es die Dors schönen übel." Na dann ran mit Todesverachtung, anfangs etwa» unsicher wegen der nackten Füße, aber dann war cs, als wenn ich in „Spramerch in Kratschn" wäre. Die Väter griffen zu den Karten und machten ein Spielchen. Na, ihr jungen Leute, nehmt euch ein Beispiel an der wendischen Jugend. Wenn die Musik einen Walzer spielt, wird Walzer getanzt, beim Polka Polka und beim Rhein- länder Rheinländer. Da kann man auch vernünftig tanzen, niemand springt einem da in die Quere oder, wie s daheim oft passiert, auf die Füße. Dann wurden auch reigenartige Tänze mit Gesängen, teils deutsch, teils wendisch, ausgesührt. Es war interessant anzusehen, die frischen gesunden Gestalten da In dem ihnen eignen Rhgthmus sich wiegen zu sehen- Nach einer Weile gesellte ich mich zu einem allein sitzenden alten Herrn! er schaute träumerisch in das bunte lustige Treiben. Ich wollte ihn in ein Gespräch ziehen: anfangs hielt das ja schwer, ab«» einige Gläschen Weinbrand und eine Zigarre taten das Ihrige. Da wurde der schwerfällige biedere Alte gesprächig. Er erzählte hübsche Geschichten aus seiner Jugend, Sagen und andere Begebenheiten. Habe da gelauscht, erstaun lich, wie da der Mund locker wurde. Die Zeit verging. Es war bereits l l Uhr geworden, da blies die Musik zum Kuchrnschmaus. Na, da war ich ge spannt, was das zu bedeuten hatte. Mein Freund hatte nichts davon erwähn», drum war ich so erstaunt. Nun gings her- unter in die Gasträume, wo die Tafeln schon gedeckt waren. In dem Gedränge war ich von meinem Freunde getrennt worden und bekam meinen Platz mitten unter den lustigen, munteren Mädels. Da gab es keine Ziererei, die sprachen, wie ihnen der Schnabel gewachsen. Meist wurde ja wendisch gesprochen. Ach, gab es da schönen, weißen Kaffee und Kuchen, an dem die Butter nicht gespart morden war. Bon allen Setten wurde mir da zugereicht und ich dankte mit freundlichen Worten. Nachdem sich alles satt gegessen hatte, begannen lustige Rundgesänge und auf dem Saale wurden Spiele ver anstaltet. Als ick nach dem Preise für Tanz, Kaffee und Kuchen fragte, hieß es: „Sie sind unser Gast, es ist alles schon bezahlt!" Den Kaffee und Kuchen hatten die Mädels gespendet, die Musik und der Saal war von den Burschen bezahlt worden. Gegen halb I Uhr machten sich die Teilnehmer so nach und nach aus die Beine. Ts waren wirklich ein paar schöne und angenehme Stunden, die mir lange in Erinnerung bleiben werden. Mit frohem Gruß schied ich aus dem lustigen Kreise. Der Spatzenphilosoph Bon Rudolf Gärtner-Hellerau Das ist der Böqel Darbezeit, Eiskrustig die Erde und weiß beschneit. An keinem Strauch ein Beerlein mehr rind selbst die Ebereschen leer. Rur manchmal hinter Gaul und Wagen Gibt es was siir den hungrigen Magen. Aber schnell sein heißt's, Konkurrenz'ist groß, lind der Straßenkehrer erbarmungslos! Doch da, bei der Villa — „Gott segn' cs den Leuten, Die da mitleidig Futter streuten!" So piepst ein dankbarer Spatzenhauf Und fliegt mit gierigen Schnäbeln drauf. Doch wie man grad bet den ersten Bissen, Wird plötzlich die Haustür aufgerisfen. Ein pausbäck'ger Junge mit fuchtelndem Arm Verscheucht mit Schimpf den ganzen Schwarm: „Das könnte euch dreistem Volke passen, Grauschimmligc Sippschaft, Gesindel der Gassen, Unser» Amseln das Futter zu fressen! Bleibt hübsch oben auf Dächern und Essen! Fressen wollt ihr. doch singen nicht — Willst du weg gleich, srecher Wicht?" Damit meint er einen Spatz, Eine» dicken, mausernden Matz, Der aus der Veranda saß, Ihn mit ruhigen Blicken maß. s ist ein Philosoph, der leise Für sich piepst nach Denkermeise: „Ach du Welt, du schändlich schlechte, Äußerliche, ungerechte! Trägt der Spatz wohl Schuld daran, Daß er nicht schön singen kann? Oder lag in seiner Hand Die Wahl von Körper und Gewand? Steht sein Schicksal nicht schon fest, Da als Ei er noch im Nest? Weil wir stiesbehaudelt leben, Deshalb will man uns noch geben Neues Leid zum großen alten. Und die Nahrung vorcnthalten? Sollte man den Notstandskindern Nicht erst recht ihr Schicksal lindern Schicksal, Welt und kleiner Mann, Euch begreife, wer cs kann!" Einen Schneeball formt der Junge Und wirst ihn, mit kräftigem Schwünge, Nach dem Spatz — der hat genug, lind verächtlich läßt im Flug Er was ans den Jungen fallen. -- Unter ihm klatscht auf der Ballett.