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L?eimaikunöe, Sonntag, 20. Marz ISA Nr. 6 Grfchpi -Togo A>e,Vcrgs' Scchristleitung unö Geschäftsstelle in Reichenau, Sc». Fernsprecher Nr. 21A Blatter für Gefck)lcl)te ^KunstLitepatul" MM»W^»»W«»WW»WWM»W»»»»WWWWM>WWWWW«»SS««MWM«SV» Druch u.Veriatz:Älwin Marz-(Inh. Otto Marr) SüdlauftHer Nachrichten, Reichenau' Sa. fl 2. Jahrgang t! ribenettiriqrer' Naoti<!>i-uior vei-boren Gslern Hurch des Eises Schollen brechen Schon die Wasser ihre Wege. Keime, die verborgen lagen, Werden fruchtverheißend rege, Wollen grünend Kunde geben, Daß des Lichtes Sieg vorhanden. Nuserwecket ward das Leben, — Christ, der Meister, ist erstanden! eierlich in goldner Schöne Will der Gstertag sich neigen. And die wundervollen Töne Ernster Glockenstimmen schweigen. Doch im Herzen wach geblieben Ist das Echo ihres Schalles: Alles Leben will ich lieben — And den Heiland — über Alles! Anna Dix Ich weiß, daß mein Erlöser lebt! Glocken, Glocken, tönet weit! Übertönet Schmerz und Leid. Leben, Freude, Frilhlinyswehn, Ostern, Friede, Aufcrstehn! lichter Ostermorgen! Erwacht von winterlichem sest.Tausende nonAnemonen undHimmelsschlüssel- strecken neugierig ihre Köpfchen ans den im üppigen Grün prangenden Mesen und Feldern hervor,Quellen rauschen, linde Frühlingslüfte wehen, Amseln singen Osterfrühling ists geworden! Auch in dem kleinen stillen Dö:flein, das nahe der Groß stadt liegt. Hinter einer kleinen Anhöhe, eingebettet im Tale, ganz malerisch im Waldesgrün liegen die efeuumsponncne Pfarre und das Schulhaus friedlich nebeneinander, als wüß ten sie nichts von Schulkampf und Religionskrieg. Es ist noch ganz früh am Morgen. Das Dörfchen liegt noch im tiefsten Schlummer, grau dämmert der Tag herauf. In dem großen prächtigen Schulgarten keimt und sproßt es in lieb licher Fülle; die junge Lehrerin ist schon tm Garten und windet Schneeglöckchen und Veilchen zum duftenden Osler sträußchen, das sie einer nahezu neunzigjährigen Greisin und edlen Kreuzträgerin bringen will. In schwierigen Lebens lagen, an Wendepunkten ihres Ledens war sie immer zu der treuen Alten, die ei:.e liebe Jugendfreundin ihrer Mutter gewesen war, geeilt. Auch wenn sie ihr mit dem zunehmenden Alter, wo die Fassungskraft für das Neue verschwunden war, nicht raten und helfen konnte, so nahm sie doch still die Bibel vom Fensterbrett, die immer bei ihr lag und aussah wie ein Alltagskleid, das man immer anzieht, nämlich ge braucht, und sagte schlicht: „Frag doch denHcrrn!" Und die eine Bibelstelle, die sie dann mit kundiger Hand ausschlug, war dann immer das Licht und das Sternlein gewesen, das ihr den rechten Weg gezeigt, den ihr Menschen nicht sagen konnten, und ihr eine so geheimnisvolle Kraft, so wunder baren Frieden, soviel Licht und Klarheit geschenkt hatte, daß sic nicht wußte, woher es kam. Heute aber bewegt sie etwas ganz besonders tief. Die gestrige Erregung — sie hatte in einer Elternoersammlung gesprochen — zittert noch in ihr nach. Alle sorgfältig durch gearbeiteten Leitsätze und durchdachten Ausführungen waren über den Haufen geworfen. Bleich, mit feuchten Äugen und bebender Stimme, durchdrungen von dem Ernst der hohen und heiligen Ausgabe ihres Berus», und die Angst und Sorge.