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venvoren Sonntag, 13. November (Neblung) 1921 2. Jahrgang WWW Unbek-eclstigtier Erscheint alle» 14 Z-i-eiVags' 8«U»W», Nr. 23 Bteitter füi^ Heimatkunde Schristleitung und Geschäftsstelle in Reichenau, Sa. Fernsprecher Nr. 21S Geschichte, ^unstLitepatuv' Druch u.Veriag:Älwin Marz- (Inh. Otto Marx) Sudlauft^er Nachrichten, Reichenau, Sa. ^»'M»MMMIttM»tMIIIMMII!IHMtttt'tttttIMtttttMMIMIIItt»HttMHIIIIlIMHMHlMHIIMHH»M>M»MMttIttttI2- Den Heimgegangenen Totensonntag 6eid und bleibt uns helfende Gefährten, Ihr Erlösten, — Ihr in Gott Verklärten. Gammelt dort auf himmlischem Gefilde Blumen uns der Klarheit und der Milde. Blüten, die nicht welken und verbleichen, Wollet uns mit Liebeshänden reichen. Lehrt uns lauschen auf des Lebens Worte, V Dis auch uns empfängt die ernste Pforte... V Geld und bleibt uns helfende Gefährten, Ihr Erlösten, — Ihr in Gott Verklärten. Anna Dix- Zittau D ^>lI»I»II>IIIItUlttIIIIIIIIII>IIIIttIIIttIIlIIl'IIIttlII»ttIIIIIUtII»IiIIIIttlI»I>IllIlII»Il»lIIIIIIIIIIIttt,IIIIIIttIIIIIItt>IIIIIlIIIttIIs? Im Garten der Toten Von E. G. Lade-Obcrfriedersdorf MW^er feierliche Gottesdienst ist zu Ende, die Töne der Orgel WW sind verhall», als Letzter verlasse ich das geweihte Haus. Lange war ich nicht droben aus dem Friedhof», auch am Erntedankfeste nicht, wo die meisten Gräber mit Kranz und Blume gefchmiichr sind; die vielen Leute hätten mich gestört, ich bin lieber allein im stillen Garten, den wir Kirchhof nennen. Heute ziehts mich hinauf zu den Toten. Am Zaune und unter einem alten, hohen Lebensbaume blüht noch die einfache, rosa rote Malve, sie sieht mich mit ihren Hellen Augen freundlich an. Di« warmen Sonnenstrahlen haben sie wachgrküßt, nun lebt sie und freut sich des Tages. Wer ist der einsame Schläfer, dessen Grab sie deckt? Ich kenn ihn nicht, seinen Namen ver wehte der Wind. Sein Geschick, wie war es? Auf den sandigen Gängen des wetten Raumes schreite ich für mich hin, vorbei an Grab und Gruft. Biele der in der Erde Ruhenden kannte ich, einst sah ich sie froh und frisch. Des einen Los war licht, das des andern dunkel. Jener stürmte auf seine Gesundheit zu, den nahm ein plötzlich End« hinweg; dort gar einer, der im Unfrieden schied, Hand an sich legend. Kinder im frühen Alter, Jüngling und Jungfrau im Mai des Lebens, Männer und Frauen, bereit zur Tat, Greise, aus den Wander, stab sich stützend, sie alle ries der Engel mit der Sichel zu sich. Nun ruhen sie hier und verschlafen das, was wir Tage und Jahre, Zeit nennen. Keine Qual rührt sie mehr an. Ob die Not über ihr Volk kam, der Krieg durch die Lande brauste, ein böser Friede solgte, ob durch ihren Ort ein Geist des Un glaubens und Zweifels geht, sie wissen es nicht, liegen, schlafen, träumen. Selig sind die Toten, jo ist mit Recht an einem Denkmal zu lesen. Auf frischen Gräbern wächst großblättriger Lseu als Sinnbild dankbaren Gedenkens, einige Astern und Rosen blühen noch, bald werden die Hügel sich senken, und Gras deckt den Raum, der einst schmuck wie ein Garten war. Alles ist vergänglich, das predigt jeder Friedhof, besonders in seinen alten Teilen. Was nutzt ein stattlich Denkmal? Wenige Jahre dauert es nur. Seine Schrift verwischen Wind und Wetter, es neigt sich, einst stürzt es zu Boden. Heute sieht die Sonne hell herab und macht alles licht. Bald schweben die finstern Nebel daher und umhüllen Grab und Siein, geben Ernst und Dunkel. Eden schlüpft ein grauer Bogel aus dem Fichtenzaun, er sieht mich neugierig fragend an. Sein leicht geflügelter Gefährte ruft leise, sonst kein Laut ringsum: Friedhofsstille. Doch die Gräber reden. Wie warst du erst jung, stark, frisch, du blühender Krieger, als dich das Vaterland ries! Heute liegst du im fremden Lande, die Eltern setzten dir daheim ein Ehrenmal und schrieben daran fromm die Worte: Für uns zu früh, doch Gottes Wille. — Hier schlummert ihr beiden Alten, denen der dankbare Sohn die letzten Lebensjahre zu verschönen suchte, er widmete euch das Wort: Nun ist der Laus vollbracht, der Herr hals wohl gemacht. — Dich kannte ich besonders gut, du Mann mit den liedersrohen Lippen, wie manchen Sang hast du geleitet, heute gilt: Stumm schläft der Sänger, dessen Ohr gelauschet hat an andrer Welten Tor. — Du jugendliche Maid, wie warst du lebenssrisch, dein Lachen machte froh, deine Hellen Augen er- sreuten jeden, der in sie hineinschaute, doch nun? — Scklast ihr gut beisammen, Großmutter, Vater, Mutter und blühende Tochter, ihr vier, die böse Seuche in wenig Tagen hinwegraffte? — Wo bist du jetzt, du hübsches Mädel, das der Schnitter Tod dem Kreise der Schuljugend entriß? — Hab Dank, du Guter, dessen Herz warm für den Heimatort schlug, wir vergaßen dich nicht, sende uns bald einen dir gleich im Wandel und Gutestun. Als ehrend Wort trägt deine Gedenktafel den Svruch: Sein Gedächtnis bleibt im Segen. — Hier steht eine Engelrgestalt zwischen Lebensbäumen, ihr Haupt geneigt. Sie hält einen Palmenzwetg als Zeichen des Steges und der Trauer. Bor ihr senkten weinende Eltern den einzigen Sohn in di« Erde, der in Wissen, Können und