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946 O. Das achtzehnte Jahrh. in den vier ersten Jahrzehnten. getroffen, zu Folge dessen die Universität Rinteln ausschließlich an Hessen überlasse» KaUvmiward. Als Landgraf Wilhelm auf einer Reise zu Paris starb, trat sein Bruder Karl r i73v. nach einer ungewöhnlichen Verlängerung der mütterlichen Vormundschaft die Regierung in Kassel an, ein unternehmender, gebildeter und freisinniger Fürst, der an den kriege rischen Vorgängen seiner Zeit thätigcn Antheil nahm, ein ehrbares häusliches Leben führte und über der Jagdlust, der er leidenschaftlich ergeben war, die Staatsgcschäftc nicht vernachlässigte. Im Gegensatz zu der Politik seiner Vorgänger schloß er sich an das Haus Oesterreich an, nahm an den Kriegen gegen die Türken und Franzosen Theii. wobei seine beiden jüngeren Söhne Maximilian und Georg die höchsten militärischen Ehren erlangten, und gestattete nach der Aufhebung des Edikts von Nantes flüchtigen Hugenotten eine Zufluchtsstätte in seinem Lande. In Genf erzogen, war Landgraf Karl stets ein standhafter Bekenner der calvinischen Lehre und der Toleranz. — Aelm- >> lich verfuhr sein stammverwandter Zeitgenosse Friedrich II. „mit dem silbernen Bein" E^mdurg von Hessen-Homburg, der KricgSheld unter Karl X. und bei Fehrbcllin, der die beide» 1670—1703. Dgrser Friedrichsdorf und Dornholzhausen mit ausgewandertcn Neformirtcn aus Frank reich bevölkerte. — Auch die Landgrafen von Hcsscn-Darmstadt, insbesondere Lud- wig VI., ein edler, frommer, friedfertiger Fürst, von dessen Liebe für Wissenschaft Ernst rudwig und Bildung die Universität zu Gießen, das Gymnasium und die Hofbibliothek in von Darm-Darmstadt viele Beweise erhielten, und sein Sohn Ernst Ludwig standen in den ft-dt. Kriegen gegen Frankreich treu zu Kaiser und Reich, wofür ihr Land, insbesondere die Bergstraße mehr als einmal von dem feindlichen Nachbar mit schwerer Kricgsnoth heim gesucht ward. Von den Thaten des Prinzen Georg von Darmstadt, zweiten Sohnes Ludwigs VI., der dem Ruse Leopolds und der römischen Kirche folgte und kaiserlicher Feldmarschall wurde, haben wir früher gehört sS. 811. 813). Zu den Kricgsleiden gesellte sich unter Ernst Ludwig noch eine verschwenderische Hofhaltung, welche die Mittel des kleinen Landes erschöpfte und eine beträchtliche Schuldenlast herbciführte, die seinen Nachfolgern manche Verlegenheiten bereitete. — In Hessen-Kassel folgte auf vonKastU^^ ^n ältester Sohn Friedrich, den wir früher als Gemahl der Schwcdenkönigin tz i7s>. Ulrike Eleonore kennen gelernt haben. Während seiner Abwesenheit in Stockholm führte Wilh. vui. sem Bruder Wilhelm, der sich im Auslande zum Kriegs- und Staatsmanne heran- tz I7VV. gebildet und in den Niederlanden hohe Acinter bekleidet hatte, die Verwaltung in der Landgrafschgft und nach dessen Tod regierte er im eigenen Namen. Beide standen in de» Kriegen zwischen Maria Theresia und Friedrich II. auf der Seite Preußens und die he fu schen Regimenter bewährten ihre anerkannte Tapferkeit in mancher Schlacht. Dieselbe Poli tik verfolgte auch sein zum katholischen Bekcnntniß übergetrctcner Sohn und Nachfolger ^von Kassel Friedrich II-, ein prachtliebcndcr thätigcr Fürst, der für die Verschönerung und Ver- 4 größerung der Hauptstadt und ihrer Umgebung durch Anlegung des Augartens und dcS Karlsbergs nachmals Wilhelmshöhe genannt, für Hebung der Künste und Wissenschaften durch Gründung einer Academic und gelehrten Gesellschaft, durch Erweiterung und Ver vollkommnung des vom Landgrafen Karl gestifteten Gymnasium Carolinum u. A. sich verdient machte und in die Staatsverwaltung mancherlei Reformen im Geiste der Zeit ein- - führte, aber seiner Regierung einen dunkeln Flecken anheftcte durch den Soldatcnhandcl, den er schwungvoller betrieb als irgend ein anderer deutscher Fürst. Sandte er doch im I. 1776 für englische Subsidicn, die in die landgräfliche Kaffe flössen, 12,006 Hessen nach America. Aber die Ncichthümcr, die er in seinem Hause ansainmeltc, gereichten Wilh. ix. weder dein Lande noch der Dynastie zum Segen und Borthcil. Seinem Sohne gleichen Namens, welcher im I. 1803 kurz vor der Auflösung des deutschen Reiches die Würde eines Kurfürsten erwarb, werden wir in der Folge begegnen. — Die Darmstädter Linie hielt, den Traditionen des Hauses getreu, in den Kriegen zwischen Oesterreich und Preußen