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174 Prokop, Gothenkrieg III, I. 540 Benetien außer andern Truppen zahlreiche Heruler zur Verfügung hatte, wagte es, sich mit Jldibad im Kampfe zu messen, da er ganz richtig befürchtete, jener würde bald so mächtig werden, daß er nicht mehr überwältigt werden könnte. Bei Tarvisium ') kam es zu einem hitzigen Gefecht, in dem Vitalius aufs Haupt ge schlagen wurde und mit starkem Verlust das Feld räuinen mußte. In diesem Gefecht kamen viele Heruler um und init ihnen Wisand, einer ihrer Führer. Auch Theudimund, Mauritius' Sohn und Mundus' Enkel, schwebte in Lebensgefahr, rettete sich jedoch mit Vitalius. Durch diese That machte Jldibad seinen Namen beim Kaiser und aller Welt bekannt. Bald darauf zog sich Urajas Jldibads Haß folgendermaßen zu. Die Gemahlin des Urajas nahm unter diesen Barbaren unbedingt den ersten Platz ein durch ihren Reichthum und ihre Schönheit. Einst begab sie sich ins Bad, herrlich geschmückt und von einem zahlreichen Gefolge umgeben. Dort erblickte sie Jldi bads Gemahlin, mit dürftigen Gewändern angethan, denn noch war Jldibad arm, da er kein königliches Einkommen hatte; statt nun ihr als der Gattin des Königs die schuldige Ehrfurcht zu bezeigen, unterließ sie dies und beleidigte sie noch obendrein durch geringschätzige Blicke. Jldibads Gattin empfand die ihr ange- thane Schmach sehr tief, trat weinend zu ihrem Gemahl und verlangte von ihm, er solle sie an Urajas' Gattin rächen. Des wegen streute Jldibad unter den Barbaren zunächst die Verleum dung aus, Urajas wolle zu den Feinden übertreten, und bald darauf beseitigte er ihn durch Meuchelmord. Seitdem war er den Gothen verhaßt, denn es wollte ihnen gar nicht in den Sinn, daß Urajas so ganz ungerechtfertigter Weise hatte sterben müssen. Unter sich redeten sie zwar vielfach von der Frevelthat Jldibads in den härtesten Ausdrücken, aber als Rächer des Mordes wollte doch keiner auftreten. Es war aber unter ihnen ein Ge- pide, Namens Mlas, der zu den Leibwächtern des Königs gehörte. 1) Treviso.