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22 Konrad im Speisesaale der Mönche. I, 15. sich anschickte, umarmend und zurückhaltend, setzte er sich nieder, und das ihm Vorgesetzte zu sich nehmend, sagte er, Alle ringsum sich betrachtend und anlachend: „Laßt uns inzwischen hieran theil- „nehmen!" Er schickte aber auf das geschwindeste zu Salomon, der selbe möchte nicht darzukommen, sondern ein jeder für den andern Tafel halten. Als er dann dem Propste befahl, daß ihm nichts, als das, was den Brüdern bereitet wäre, vorgesetzt werde, sagte dieser: „O König, unser Unglück! Daß Du nicht den folgenden „Tag abwartetest; denn morgen werden wir vielleicht Brod und „enthülste Bohnen haben, aber heute nicht also". „Fürwahr", sprach jener, „auch inorgen wird sich Gott über Euch erbarmen können". Indem hernach die Kinder der Reihe nach lasen') und vom Lesepult Herabstiegen, hob sie der König zu sich auf und legte ihnen goldene Münzen in den Mund, und als einer der sehr kleineren unter ihnen das Gold heftig schreiend wieder spie, sagte er: „Der „wird, wenn er das Leben behält, einmal ein guter Mönch sein". Als er sich endlich vom Tische erhob, sprach er freudig Vieles zu den Brüdern und ermahnte sie, bester Hoffnung zu sein, weil, wenn er am Leben bliebe, er solche Tischgenossen fröhlich machen wollte. Er ging also zu den Seinigen zurück, nachdem er vor Salomon und Allen sich gerühmt, daß er niemals fröhlicher ein Gastmahl gehalten habe. 15. Unterdessen aber fand er Perchtolt und Erchinger traurig und bitter gereizt vor. Fröhlich frug er nach der Ursache; diese indessen war die folgende. Zwei Meister der Hirten, schlechter dings im Walde lebende Menschen, struppig und mit sehr langen Bärten, wie dieses Geschlecht vielmals gesehen zu werden pflegt, nahezu ehrwürdig, hatten, da solche am Tage vorher geheißen wurden, bei Tag und Nacht für Wildpret sich zu bemühen, einer einen Bären, der andere einen Hirsch frisch getödtet aus der Wild bahn hergebracht. Als das die Diener über Tisch im Stillen Salomon ankündigten, befiehlt er diesen Leuten, das Wild jenen