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254 II. Auszüge aus der Fortsetzung. diesem gegenüber sich zu mäßigen; dieser hatte Scham, jenem zu weichen. Indem jener vorher diesen herausforderte, wollte er an seiner Stelle den ausgetriebenen Abt in das Kloster hinüberführen; dieser, gleichfalls kühn, fürchtete sich nicht, da er nach der Samm lung von nicht sehr vielen Truppen den Ausgang der Sache unter gleichen Glücksbedingungen abwarten wollte, Alles zu versuchen. Nachdem jener bis auf eine Meile Zwischenraumes herbeigekommen war, kehrte er, da Gott ihn dazu antrieb und gewisse Leute weiseren Rathschlages ihm das anriethen, ungethaner Dinge zu den Sei mgen zurück. Da aber unser Abt sah, daß für ihn beschwerliche Dinge eintreten würden, begann er bei der Sitter eine gewisse Befestigung, Stamms Kräzern >), zu erbauen. Dieses Beginnen nun wollte Lutold, der Vogt dieses Ortes ^), obschon er vorher sin kurzen Tagen den Abt von St. Gallen zu einem Abte auser- wähltj demselben Treue versprochen, verhindern, indem er unver sehens in feindlicher Weise einen Angriff machte. Doch indem sie daselbst lange im Kampfe zusammentrafen, hielt der Abt mit We nigen den Ort fest und ging der Vogt in unanständiger Art hin weg. Diesen Ort jedoch gab nachher der Abt aus eigenem Willen preis, und er erbaute eine andere Befestigung im Thale des Rheins, Stamms Heerburg ch. 23. sI077, resp. 1079.i Indem die Dinge sich so ver hielten, machte sich der Abt von der Au auf die Reise nach Rom und wurde, als er in der Stadt des heiligen Märtyrers Domninus^) gefangen genommen worden war, dem Bischof von Parma über geben; aber nach einer ziemlich langen Gefangenschaft wurde er durch die Unterstützung des Papstes und der "Gräfin Mathilde befreit. Inzwischen empfing nun, während jener in dieser Gefangen schaft Anfechtung erlitt, da in den deutschen Gegenden sein Tod 1) Eine Stunde westlich von St. Gallen, links von dem jetzt hierneben von der Eisenbahn liihn itberbriickten Sitterflusse. 2) Vielleicht ein Freiherr von Regensberg und Verwandter des Abtes Lutold; sein Unternehmen fällt vielleicht schon 1078. S> Ge gen den Grafen von Bregenz gerichtet, aus dem weit an den Rhein sich vorschiebenden Vorberge unterhalb Altstätten. 4> Borgo San Donnino bei Parma. S) Gregor VII.