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X, 93. Ekkehart's II. Besuch bei Abt Ruodmann. 143 sich begäbe, nicht vorübergehen. Den Brüdern aber versprach er zwei Fässer Weines von sich aus und schickte sie in nächster Zeit in einem Schiff nach Steinachs). 93. Aber Purchard?) vernahm auswärts von der Verwir rung und war, als er ankam, über die Maßen schmerzlich bewegt, daß Ruodmann so sicher und frei davon ging, und er bestellt dem Bischofs) Klagen über die unerhörte Sache. Und siehe, Ekkehart geht, begleitet von dem ihm gleichnamigen Diakon, dem späteren Decan, und von dem Knaben Purchard, dem späteren Abte, seinen Vettern^), nach dem Twiel und redet auf der Reichenau ebenso den Ruodmann an, wie sie übereingekommen waren. Indem der verschlagene Abt mit seinen Künsten zwischen den Gesprächen Mißbrauch treibt, findet «er, daß Ekkehart ihm nicht nachstehe. Denn indem dieser, damit er nicht zu spät zu der gestrengen Frau käme, sich beschleunigt, beschenkt ihn der Abt mit einem prächtigen Pferde. Indessen er nun dasselbe mit einem Theile der Begleitung voraus schickte, verzögert er ein Weilchen mitten unter Worten der Fröhlich keit und freundschaftlichen Hieben der Hinterlist in wissentlicher Absicht den Abschied, und da sich endlich Ekkehart zwischen Um armungen und Küssen entlassen sieht, sagt ihm, seinem Gastfreunde, jener, gleichsam das Bein ihm unterschlagend, in das Ohr: „Glück licher, der Du eine so schöne Schülerin in der Grammatik zu „unterrichten hast". Darauf giebt Ekkehart, als ob er in liebe voller Beistimmung lächelte, dem gegnerischen Freunde solches in das Ohr zurück: „So wie auch Du, Heiliger des Herrn, der Du ein- „mal die schöne Nonne Kotelind als theure Schülerin die Dia lektik lehrtest". Und rascher, als das gesprochen war, wandte er sich, als der Abt, ich weiß nicht was, wieder zischeln wollte, von demselben weg und entfernte sich, nachdem er sein Pferd bestiegen, I) Vgl. zu der ganzen Geschichte Ruodmann's die „Einleitung". 2) Purchard kann bei dieser durch Ekkehart IV. selbst deutlich nach S7S gestellten Geschichte als Abt nicht mehr in Frage kommen, da er schon S71 abdankte. 3) Dem Constanzer Bischof, dem in C. 87 erwiihnte» Konrad. 4) Ekkehart III. und der spätere Abt Purchard II., worüber vgl. S. 124 n. 2. 5) Eine „reolnsa" Kotelind starb nach den St. Galler Annalen 1015 in hohem Alter tim Todtenbuch zum 15. September).