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138 Hadwig und Ekkehart II. auf dem Twiel. X, 90. Grieche hartnäckig verschmäht worden war, führte der Herzog Pur- chard sie reich ansgestaltet als Gattin heim, nachdem sie später den lateinischen Studien sich hingegeben, und da er schon alters schwach war, hinterließ er sie, da sie, wie gesagt wurde, ohne Er folg im Schlasgemach mit ihm lag, wie er nächstens starb, unerkannt, wenn auch nicht unberührt, wie es bekannt ist, mit dem Hochzeits schatz und dem Herzogthum, als Mädchens. Diese war einmal als Wittwe, um zu beten, zum heiligen Gallus gekommen. In dem Abt Purchard sie festlich aufnahm und als seine Nichte?) durchaus mit Geschenken zu beehren sich vorbereitete, sagte sic, sie wolle keine anderen Gaben, außer Ekkehart als Lehrer für sich, wenn er ihr denselben nach dem Twiel auf eine Zeit gewähren wollte. Denn weil derselbe Portner war, hatte sie selbst am Tage vorher mit ihm über seinen Willen hiezu heimlich sich verabredet. Während nun der Abt das zwar im Verdruß zugestand und der Oheim davon abrieth, hatte jener doch nichts destoweniger, was er gebeten war zu thun, durchgesetzt ^). Als er am verabredeten Tage mit Ungeduld erwartet nach dem Twiel kam, führte sie ihn, indem sie ihm in höherem Grade, als er selbst wollte, eine Aufnahme be reitete, in sein dem ihrigen zunächst gelegenes Gemach, an der Hand als ihren Meister, wie sie selbst sagte. Da pflegte sie bei Nacht und bei Tage mit irgend einer vertrauten Zofe zum Lesen einzu- treten, indem jedoch die Thllren immer offen blieben, damit, wenn jemand auch den Muth sich wagen würde zu sagen, was da wäre, derselbe nichts Ungünstiges zu berichten hätte. Dort fanden auch häufig Dienstmannen und Krieger, ferner Fürsten des Landes die Beiden, wie sie dem Lesen oder Rathschlägen nachgingen. Indem jedoch jene Frau bei ihren strengen und sehr wilden Gewohnheiten den Mann oft erbitterte, bewirkte sie, daß er zuweilen viel lieber 1) Vielmehr war Purchard, als er etwa 954 oder 955 sich vermählte (Hadwig stand im 15. oder 18. Jahre> gar nicht altersschwach, und er starb nach etwa 18jähriger Ehe. 2) Eine Verwandtschaft ist nicht zu beweisen. 3> Wie kann die erst im November 973 Wittwe gewordene Herzogin von dem schon 971 als Abt zuriickgetretenen Purchard den Ekkehart II. sich erbeten und wie kann der schon im Januar 973 verstorbene Ekkehart l. diese Entfernung seines Neffen nach dem Twiel ungerne gesehen haben?