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23 gegenüber von seinen Verwandten, und Angehörigen in Lakedämon; auf dem Siegel war eine Gravierarbeit — tanzende Karyatiden *) darstellend. Aber die sür Klearchus bestimmten Lebensmittel wurden meist von den Mitgefangenen Soldaten weggenommen und verzehrt, welche dem Klearchus nur noch einen kleinen Theil davon zukommen ließen. Auch diesem Uebelstand behauptet Ktesias abgeholsen zu haben. Er setzte es durch, daß dem Klearchus eine größere Portion zugeschickt und den Soldaten eine andere Kost abgesondert gereicht wurde, — ein Dienst, den er gleichfalls dem Klearchus durch die Gunst und mit Vorwissen der Parysatis leistete. Es wurde nun täglich dem Klear chus neben den sonstigen Eßwaaren ein Schinken zugesandt. Klearchus habe ihn sodann aufgesordert und angewiesen, einen kleinen Dolch in das Fleisch hineinzubringen und darin versteckt ihm zuzuschicken, und es nicht geschehen zu lassen, daß sein Ende lediglich von der Grausamkeit des Königs abhänge; allein er selbst (Ktesias) habe aus Furcht keine Lust gehabt, dies zu thun. Der König habe nun zwar seiner Mutter auf ihre dringenden Bitten sogar die eidliche Zusicherung gegeben, den Klearchus nicht zu tödten; allein von Statira wieder umgestimmt, habe er dennoch Alle, mit Ausnahme Meno's **), umbringen lassen. Von dort an habe Parysatis der Statira nach dem Leben ge trachtet und Vergistungsversuche gegen sie vorbereitet. Indessen ist diese Erzählung nicht wahrscheinlich, vielmehr der von Ktesias ange gebene Grund unvernünstig. Sollte denn Parysatis eine so furchtbare That verübt und sich selbst den höchsten Gefahren ausgesetzt haben — nur um Klearchs willen! — indem sie es wagte, die rechtmäßige Ge mahlin des Königs und Mutter der zum Throne bestimmten Kinder aus dem Weg zu räumen? Man sieht aber auch an dem Folgenden, daß hier eine tragische Poesie mitwirkt, um Klearch's Andenken zu verherrlichen. Denn nach Ermordung der übrigen Feldherrn, erzählt Ktesias, seien alle von den Hunden und Vögeln in Stücke zerrissen *> Karyatiden sind hier Jungfrauen aus Karya in Lakonien, wo ein Hei- ltgihum der Diana stand. **) Meno, aus Thessalien, ein Anführer der Griechen in KyruS' Dienst, übrigens ein schlechter Mensch, der bald daraus ein schimpfliches Ende fand.