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19 sagen: „Hiemit will dir der König eine Ehre erweisen, weil du — des Kyrus' Schabrake gesunden und abgeliefert hast!" Als ferner der Karier, durch dessen Schuß in die Kniekehle Ky- rus gefallen war, sich gleichfalls ein Präsent erbat, ließ er ihm durch die Ueberbringer in ähnlicher Weise melden: „Dies macht dir der König zum Geschenk als zweiten Preis sür gute Nachricht; Artasyras war der Erste und nachher du der Nächste, welcher Kyrus' Tod g e - meldet hat!" Mithridates entfernte sich betrübt, ohne ein Wort zu sagen; aber den unglücklichen Karier tras, wie dies immer geschieht, ein trauriges Loos in Folge seiner Unbesonnenheit. Bestochen von dem Gefühl seines derzeitigen Glücks, wie es scheint, und dadurch gereizt, alsbald über seine Verhältnisse hinauszustreben, begnügte er sich nicht damit, das Geschenkte als Lohn sür „gute Botschaft" zu behalten, sondern wurde zornig, betheuerte und schrie: „kein Anderer habe den Kyrus getödtet, als er selbst, und man ranbe ihm seinen Ruhm in ungerechter Weise!" Kaum hatte dies der König gehört, als er in heftige Wuth gerieth und Befehl gab, dem Menschen den Kopf abzuschlagen. Aber seine Mutter, welche zugegen war, sagte zu ihm: „Nein, König! laß diesen Karier nicht mit dieser leichten Todesart durchkommen; von mir soll er den verdienten Lohn empfangen sür sein freches Geschwätz!" Der König genehmigte dies. Und nun befahl Parysatis dem Henker personal, den Menschen zehn Tage lang zu foltern, dann ihm die Augen auszustechen und zuletzt geschmolzenes Metall ihm in die Ohren eintropfcn zu lassen, bis er todt sei. 15. Aber auch Mithridates sand bald darauf in Folge der näm lichen Thorheit einen jämmerlichen Tod. Zu einem Gastmahle geladen, wobei auch die Eunuchen des Königs und der Königin Mutter zugegen waren, erschien er in dem Prachtgewande und mit dem Goldschmuck, die er vom König erhalten hatte. Als man an's Trinken kam, thnt der einflußreichste von den Eunuchen der Parysatis die Aeußerung gegen ihn: „was für ein schönes Kleid, Mithridates, das dir da der König ge schenkt hat! Und wie schön die Ketten und Spangen! Auch der Sä bel hat einen hohen Werth! Wahrlich, er hat dich zu einem hoch glücklichen Mann gemacht, auf den sich Aller Augen richten!" Aber Mithridates, der sich bereits im Zustande der Trunkenheit befand, er- 2*