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22 Sie machten nun förmlich aus, daß jeder Theil seine fünf getreuesten Leute von der Sache befreit halten dürfe. Von den Andern müsse der Verlierende Jeden hergeben, den der Gewinner sich ausjuche. Aus diese Bedingungen begannen sie das Werfen. Parysatis war leiden- schastlich dabei, gab sich alle Mühe beim Spiel, und da auch die Wür fel ziemlich günstig für sie fielen, so gewann sie's und wählte den Masabates; denn dieser besand sich nicht unter den Ausgenommenen. Und ehe noch der König irgend einen Argwohn über ihr Vorhaben schöpfte, übergab sie ihn den Händen der Henkersknechte, mit dem Be seht, ihm lebendig die Haut abzuziehen, dann seinen Körper über drei Pfähle zu spannen und die Haut abgesondert anzunageln. Dies ge schah insgesammt. Und als der König darüber ungehalten war und sich zornig gegen sie äußerte, erwiderte sie ihm hämisch und unter Lachen: „Was du doch für ein anmuthiger, liebenswürdiger Mensch bist! Du wirst ärgerlich wegen eines elenden, alten Eunuchen; mir werden tausend Danken abgewürfelt und ich schweige dazu und gebe mich zufrieden!" Der König bereute es nun zwar, daß er sich so schwer hatte be trügen lassen; indessen blieb er ruhig. Dagegen Statira, die auch sonst der Parysatis offenen Widerpart hielt, war empört darüber, daß diese Frau Eunuchen und treue Diener des Königs um Kyrus' willen so grausam und ungerecht dem Tode weihe. 18. Nachdem Tissaphernes den Klearchus *) nebst den andern griechischen Feldherrn hintcrgangen, den beschworenen Vertrag mein eidig gebrochen, sie alle sestgenommen und sodann in Fesseln nach der Hauptstadt geschickt hatte, soll Klearchus den Ktcsias, wie Letzterer erzählt, gebeten haben, ihm doch einen Kamm zu verschaffen. Er er hielt einen solchen, womit er sich wieder seinen Kopf in Ordnung brachte. Der Gebrauch des Kamms behagte ihm so sehr, daß er dem Ktesias seinen Ring dafür verehrte, als Beweis seiner Freundschaft ») Klearchus war mit mehreren höheren und niederen Offizieren nebst einer Anzahl von Soldaten in das Lager des Tissaphernes gegangen, um die Unterhand lungen wegen des Rückzugs der Griechen zu Ende zu bringen. Sie waren aber I heimtückisch überfallen und mit ganz weniger Ausnahme nicdcrgcmacht worden, worauf die Griechen den Spartaner Cheirisophus zum Führer wählten, der, von i Xenophon mit Rath und That unterstützt, die meisten glücklich nach Hause brachte.