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Nun — über diese Dinge mag man noch in Ungewißheit blei ben ; dagegen ist es bei Ktesias eine augenscheinliche Lüge, wenn er behauptet, „er sei selbst mit Phalinus aus Zakynth (Zante) und eini gen Andern zu den Griechen geschickt worden." ^enophon wußte ja von dem Ausenthalt des Ktesias am königlichen Hose; denn er er wähnt ihn und hat offenbar dessen noch vorhandene Schriften gelesen; wäre also Ktesias wirklich gekommen und bei so wichtigen Verhandlun gen der Dolmetscher gewesen, so hätte ihn Xenophon gewiß nicht über gangen , ohne ihn zu nennen, wahrend er doch den Phalinus ans Zakynth ausdrücklich ansührt. Allein Ktesias war eben, wie es scheint, ein völlig vom Ehrgeiz besessener Mensch, und ebenso ein stark begei sterter Freund von Lakedämon und Klearch; deßwcgen giebt er sich selbst in seiner Erzählung immer einzelne Stellungen, in denen es ihm möglich wird, von Klearch und Lakedämon recht viel Rühmens zu machen. 14. Nach der Schlacht schickte der König dem Sohne des durch Kyrus' Hand gesallenen Artagerses sehr schöne und bedeutende Ge schenke, wie er auch den Ktesias und die Andern ehrenvoll auszeichnete. Den oben erwähnten Kaunier, der ihm den Schlauch gegeben, fand er gleichfalls auf und machte ihn aus einem armen Manne niedrigen Standes zu einem hochangesehenen, reichen Mann. Auch widmete er der Bestrafung Solcher, die sich vergangen halten, einige Aufmerksamkeit. Einem Meder, Arbakcs, der in der Schlacht zu Kyrus desertirte und nachher, als Kyrus fiel, wieder her über kam, legte er dies nur als Angst und Feigheit aus, nicht als Verrath und böse Gesinnung; dieser mußte auf seinen Befehl eine ^ nackte Hure auf den Arm nehmen, sie am Hals umschlungen halten und so den ganzen Tag lang auf öffentlichem Markt herumtragen. Einem Andern, der neben seinem Uebertritt aus feindliche Seite z noch die Lüge vorbrachte: „er habe zwei Feinde erlegt!" ließ er die ; Zunge mit drei Nadeln durchstechen. j Weil ferner nach seiner Meinung und seinen Wünschen alle Welt f glauben und sagen sollte: „er habe den Kyrus mit eigener Hand ge- l tödtet, „so überschickte er dem Mithridates, welcher den Kyrus zuerst c getroffen hatte, zwar Geschenke, ließ ihm jedoch durch die Ueberbringer l