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Prokop, Vandalenkrieg I, 22. 47 verlieren — und schickten daher Gesandte dorthin, die bei Gei- 533 serich erklärten, sie freuten sich herzlich über die günstige Lage ihrer Brüder, feien aber nicht im Stande, das Land, das jene aufgegeben, ihnen länger aufzuheben. Sie sprachen daher die Bitte aus, man möge ihnen diese Ländereien, wenn sie nun weiter keinen Werth darauf legten, umsonst überlassen, damit sie als unbestrittene Herren das Ganze als ihr Vaterland gegen jeden Angriff Vertheidigen könnten. Schon wollten Geiserich und die Seinen, welche den Vorschlag vernünftig und gerechtfertigt fanden, so thun, wie die Gesandten wünschten, da erhob sich ein Greis von adliger Abkunft und großer Weisheit und sprach sich dahin aus, man dürfe keineswegs darin willigen, denn auf festem Grunde stehe kein menschlich Werk, für die Zukunft sei von dem Bestehenden nichts sicher, in der Zukunft aber sei nichts unmög lich. Dem stimmte Geiserich bei und ließ die Gesandten unver richteter Sache heimkehren. Er und jener Alte, die so Unwahr scheinliches mit in Betracht zogen, wurden damals von allen Vandalen verlacht; als aber alles richtig eintraf, lernte dies Volk die Natur der menschlichen Verhältnisse kennen und sah ein, wie weise jener Greis geredet hatte. Von den Vandalen, die in ihrer Heimat blieben, ist keine Spur mehr zu meinen Zeiten vorhanden. Sie sind, da ihrer nur wenige waren, entweder von benachbarten Barbaren erdrückt worden, oder haben sich freiwillig unter sie gemischt, und so ist selbst ihr Name verschwunden. Auch den Vandalen, die Belisar damals besiegte, kam nicht der Gedanke, in ihre Stammsitze zurückzukehren. Erstens hatten sie gar keine Schiffe, um ohne weiteres nach Europa Lberzusetzen, zweitens aber mußten sie ihre gerechte Strafe empfangen für alles, was sie den Römern, und noch mehr, was sie insonderheit den Zakynthiern angethan hatten. Auf einem seiner Streifzüge nach dem Peloponnes versuchte näm lich Geiserich, Tänarum zu nehmen, wurde aber mit großem