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533 borgen in einer Schlucht. Am Morgen mischten sie sich unter die Landleute, die mit ihren Wagen zu Markte fuhren, zogen in aller Stille mit ihnen hinein und bemächtigten sich ohne Mühe der Stadt. Als es völlig Tag wurde, riefen sie, ohne Aufsehen zu machen, den Priester und die angesehenen Bürger zusammen, theilten ihnen ihren Auftrag mit und erhielten ohne Widerstand die Schlüssel der Stadt, die sie sogleich an Belisar übermittelten. Am selben Tage kam der Posthalter und lieferte alle Staats pferde aus. Auch ein königlicher Kurier — Veredarii heißen sie — gerielh in Gefangenschaft. Der Feldherr behandelte ihn sehr gütig, beschenkte ihn reichlich und händigte ihm, nachdem er Treue gelobt hatte, den offenen Brief ein, den Kaiser Justinian an die Vandalen erlassen hatte, mit dem Befehl, ihn an die vandalischen Behörden weiterzubesördern. Dieses Manifest ent hielt folgendes: „Wir sind weder willens mit den Vandalen Krieg zu führen, noch den mit Geiserich geschlossenen Vertrag zu brechen, sondern wir greifen Euren Tyrannen an, der Geiserichs Testament schnöde mißachtet. Euren König gefangen hält, von seinen Verwandten die, welche er am meisten haßte, sogleich ge- tödtet, die übrigen geblendet und in Ketten geworfen hat und sie nicht einmal ruhig sterben läßt. Vereinigt Euch mit uns, Euch selbst von dieser schmählichen Gewaltherrschaft zu befreien, so daß Ihr fortan in Frieden und Freiheit leben könnt. Frieden und Freiheit soll Euch durch uns werden, das schwören wir bei Gott, dem Allmächtigen." So das kaiserliche Manifest. Der Kurier wagte nicht, es öffentlich bekannt zu machen, sondern zeigte es nur heimlich seinen Freunden. Das nützte natürlich gar nichts. 17. Belisar aber zog mit seinem Heer in Schlachtordnung den Weg nach Karthago. Als Vorhut schickte er 300 aus erwählte Hypaspisten, tüchtige Soldaten, unter seinem Ober hofmeister — Optio sagen die Römer — Johannes, einem Armenier von Geburt, ausgezeichnet durch Verstand und Tapfer-