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28 leisten! Was brauchen nun wir mit aller Macht auf dieses Ziel htnzuarbeiten und den MithridateS zu belehren, wenn er's nicht weiß, mit wessen Unterstützung er gegen uns den Krieg führen soll, — und zwar, während er selbst dieses nicht will, und cs noch für eine Schmach hält, sich dem TigraneS in die Arme zu werfen? Nein, wir müssen ihm vielmehr Zeit geben, um aus eige nen Mitteln sich wieder zu rüsten und neuen Muth zu fassen, da mit wir alsdann mit Kolchern, Tibarenern und Kappadokiern, über die wir schon so oft Meister wurden, den Kampf auszusechten ha ben, und nicht mit Medern und Armeniern!" Cap. 15. Dieser Art waren die Erwägungen, aus welche» Lucullus längere Zeit bei Amisus*) verweilte, ohne die Belagerung ernstlich zu betreiben. Nach Ablauf des Winters ließ er Murena zum Behuf der Belagerung zurück, während er selbst gegen MithridateS marschirte, der sich bei Kabira festgesetzt und hier im Sinne hatte, den Rö mern Stand zu halten. Es war ihm nämlich gelungen, eine Streitmacht von ungefähr vierziztausend Mann Fußvolk und vier tausend Reitern zusammenzubringen; und er setzte sein Vertrauen ganz besonders auf die letzteren. Nach seinem Uebergang über den Fluß Lykus bot er auf der dortigen Ebene den Römern eine Schlacht an. Wirklich entspann sich auch ein Reitergefecht, worin die Römer fliehen mußten. Pom- ponius, ein Mann von höherem Ansehen, wurde in Folge seiner Verwundung gefangen genommen und vor MithridateS geführt, — und zwar in einem sehr elenden Zustande, eben wegen seiner Wun den. Auf die Frage des Königs, ob er, von ihm begnadigt, sein Freund werden wolle, erwiderte er: „ja, wenn du mit Rom Frie den geschlossen; wo nicht, — bin ich dein Feind." Diese Antwort gefiel dem MithridateS so sehr, daß er ihm nicht daS Geringste zu leide that. ') Amisu« am schwarzen Meer, unweit der Mündung de« Haty«.