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hiebei habe fie geäußert, daß sie so eben von den Kyzikenern komme, denen fie geholfen hätte. Auch zeigte man in Jlium eine Säule, auf welcher mehrere Beschlüsse und Inschriften über diese Ereignisse zu lesen waren. Cap. 11. So lange nun MithridateS, von seinen Generalen getäuscht, die in seinem Lager herrschende Hungersnoth nicht kannte, ärgerte er sich über die Kyzikener, welche der Eroberung ihrer Stadt stets auSzuweichen wußten. Aber bald verrauchte sein Ehrgeiz und seine Kampflust, als er die gräßliche Noth, unter der seine Soldaten litten und die sich bis zum Genüsse von Menschenfleisch steigerte, zu ahnen begann. Denn Lucullus führte den Krieg nicht mit Theatercoups oder hohlen Phrasen, sondern er sprang, wie eS in dem Sprichwort heißt, dem Feinde „auf den Bauch" und wendete alle erdenklichen Mittel an, um ihm die Nahrung zu entziehen. Deßwegen suchte auch MithridateS, als Lucull eine kleine Festung belagerte, schleunigst diesen Augenblick zu benützen, indem er beinahe seine ganze Reiterei nebst dem Train, wie auch den unbrauchbaren Theil seines Fußvolks, nach Bithynien fortscbickte. Kaum aber hatte dieß Lucullus erfahren, so kam er, noch während der Nacht, in das Lager, und ließ in aller Frühe, obgleich es Winter war, zehn Kohorten und die Reiterei zur Verfolgung auf brechen. Er kam mit ihnen in ein Schneegestöber, unter welchem er so sehr litt, daß viele Soldaten der Kälte erlagen und zurückge lassen werden mußten. Mit den anderen holte er die Feinde beim Flusse RhyndakuS*) ein und schlug fie dergestalt, daß sogar die Weiber sich aus Apollonia herauswagten, um das Gepäcke zu rau ben und die gemordeten Soldaten auszuplündern. Neben dem, wie ^man sich denken kann, sehr bedeutenden Verlust von Tobten fielen auch sechstausend Pferde, sowie eine unzählige Menge von Zug ochsen, ferner fünfzehntausend Menschen dem Lucullus in die Hände, Rh y n da r u s, Fluß in Bithynien, an welchem die Stadt Apollonia ließt und der sich in die Proponti« ergießt.