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28 Dagegen nehmen die Meisten an (und unter ihnen befindet sich auch Juba), daß es eine Aufforderung, ein Zuspruch zum Fleift und namentlich zur Wollcnarbeit gewesen sei, indem damals die grie chischen Namen noch nicht von römischen verschlungen waren. Wenn aber auch diese Annahme nicht so übel ist und vielmehr die Römer da mals das Wort „Talasia" noch ebenso gebrauchten, wie wir, so könnte man doch eine andere Ursache vermuthcn, welche mehr Wahrscheinlich keit besitzt. Als sich nämlich die Sabiner nach beendigtem Kriege wie der mit den Römern ausglichen, wurde hinsichtlich der Frauen ver tragsmäßig bestimmt, daß dieselben für ihre Männer keine andere Ar beit verrichten müßten, als was mit dem Wollengeschäst zusammen hängt. Es blieb also auch bei späteren Heirathen der Gebrauch, das; die, welche die Braut hergabeu, oder beini Hochzeitzug begleiteten, oder überhaupt anwesend waren, scherzweise „Talasius!" riefen, um damit zu bezeugen, daß man die Frau zu keiner anderen Dienstleistung, als zum Wollekrempelu, in das Haus führe. Bis auf den heutigen Tag hat sich auch die weitere Sitte erhalt ten, daß die Braut selbst nicht mit eigenen Füßen die Schwelle in's Zimmer überschreitet, sondern auf den Armen hineingetragcn wird, weil sie auch damals mit Gewalt geschleppt werden mußten und nicht anders hineingingen. Einige berichten ferner, daß auch das Herkommen, wornach man das Haar der Neuvermählten mit einer Lanzenspitze*) schlichtet, eine symbolische Hinweisung auf den Umstand sei, daß die erste Hochzeit nur unter Kampf und auf kriegerische Weise stattgefuudcn habe. Hie von ist in meiner Schrift: „von dem Ursprung römischer Gebräuche" ausführlicher gesprochen. Der Raub wurde unternommen und ausgeführt — ungesähr am achtzehnten Tag des damaligen Monats Septilis, des jetzigen Augusts — an welchem Tage man das Fest der Consualien feiert. -) Ließ war eine Iiasta cavlidaris, ein Wurfspieß, der schon in dem Leib eines Gladiators gesteckt hatte. Dieser Gebrauch sollte thcils an die Art erinnern, wie sich die Römer ihre Frauen erkämpft hatten, thcils andeuten, daß der Mann vollständige Gewalt über die Frau habe.