10 das Euter reichte. Auch,flogen allerhand Vögel heran, brachten kleine Bissen mit und äzten die Kindlein, bis es endlich ein Ninderhirte sah, voll Erstaunen hinzugehen wagte und die Kleinen aufhob. In dieser Weise erfolgte ihre Rettung. Zu Jünglingen herangewachsen, über fielen sie den Tarchetins und überwältigten ihn. Wir entnehmen diese Erzählung den Berichten eines gewissen Promathion, der eine italische Geschichte verfaßt hat. Cap. 3. Soweit die Sage noch am meisten Glaubwürdigkeit besitzt und Zeugen aufzuweisen vermag, hat Diokles von Pepareth*) zuerst die hauptsächlichsten Umstände unter den Griechen bekannt gemacht. Ihm ist sodann auch Fabius Pictor in den meisten Angaben gefolgt. Uebri- gens finden sich hier abermals neue Verschiedenheiten; im Allgemeinen ist das Wesentliche Folgendes: Aeneas war der Stammvater der albanischen Könige, und jetzt eben waren in Folge eines Todesfalls zwei Brüder, Nnmitor und Amulius, die Erbberechtigten. Amulius machte aus dem Ganzen zwei Erbschaststheile, indem er der Königswürde das vorhandene Ver mögen und das aus Troja mitgebrachte Gold gegenüberstellte. Nu- mitor wählte den Thron. Somit besaß Amulius das Geld und hie durch eine weit größere Macht, als Numitor, dem er sodann mit leichter Mühe den Thron wieder entriß. Indessen fürchtete er: dessen Tochter möchte eine männliche Nachkommenschaft erhalten, und ernannte sie daher zur Vestalin, so daß sie ledig bleiben und stets als Jungfrau leben sollte. Bei Einigen heißt sie Jlia, bei Anderen Rhea, oder auch Silvia. Nun verging keine lange Zeit, als man die Entdeckung machte, daß sie — gegen das bestehende Gesetz der Vestalinnen — sich dennoch in gesegneten Umstünden befand. Ihr drohte die Todesstrafe, deren Vollzug nur durch die dringendsten Fürbitten abgewendet wurde, ») DiokleS aus Pcpareth, einer ctzcladischen Insel, lebte wahrscheinlich etwa I0Ü Jahre vor Q. FabiuS Pictor. Letzterer lebte um die Zeit des zweiten pn- nischen Kriegs und gilt sllr den ältesten römischen Geschichtschreiber.