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Vie neue Ziume-Nrise Der italienisch-jugoslawisch« Fiume-Konflikt bat sich wider Erwartung über Rächt erheblich verschärft. Da» Rücktrtttsgesuch des Zivtlqoiwerneur» Depoli ist vom italienischen Ministerrat überraschend schnell erledigt worden, und schon am Nlontag nachmittag konnte Mussolini die Mächte und besonder» di« Bel grader Regierung mit der Mitteilung überraschen, daß der bisherige italienisch« Oberbefehlshaber in Fiume, Senator General Gaetano Giardina, -um Militärgouverneur bestellt worden sei. General Giardina hat bereits die Regierungsgewalt übernommen. Die Eile, mit der diese Neubesetzung de» Statt- halterpostcns vollzogen wurde, hat nicht nur in Bel- grad, sondern auch in London und Paris höchst sonderbar berührt. Sah man schon für den Rücktritt Depoli» keinen gewichtigen Grund, so mußte die Berufung des General» Giardina um so mehr befremden, al» ein Nach folger noch dem italienisch - jugoslawischen Abkommen» nur auf Grund eines Kompromifles hatte bestimmt werden sollen. Wenn sich die ita lienische Regierung nun auch beeilt, zu erklären, daß ste it diesem Schritt keine Annexion Fiumes plane, so hat sich doch mit der Entsendung Giar dina» nach Fiume dieser Stadt ä« facta be mächtigt. Giardina bringt nach Fiume Weisungen mit, die den bei der Besetzung Korfu» erteilten analog sind: die öffentliche Ordnung soll geschützt und die Verwaltung von ihm übernommen werden. Außerdem hat Italien »zur Sicherheit der Stadt' beträchtliche Truppvnmasfon bei Fiume versammelt, dH den Jugoslawen in so unmittelbarer Nähe der Grenze immerhin als eine Bedrohung erscheinen müssen. In der Tat wirkt diese Truppenansammlung al» eine Art Demonstra- tion zur Unterstützung de» Gewaltstreiches, mit den sich Mussolini in den Besitz Fiumes zu setzen ge wußt hat. Die italienische Militärdiktatur in Fiume erhält ein besonderes Gesicht durch di« Nach- richt, daß Depoli nicht erst jetzt demissto- niert habe, sondern daß dies schon vor vierzehn Tagen geschehen, bisher aber von der italienischen Regierung geheimgehalten worden sei. In Belgrad und auch in Pari« hegt man des- wegen die Ansicht, daß Italien in den 14 Tagen Zeit genug gehabt hätte, sich über die Nachfolge Depoli« mit Iugoslavien zu verständigen, wenn eben nicht die planmäßige Absicht der italienischen Regierung zu einer gewaltsamen Lösung der Krise vorgelegen hätte. Wie ernst di« neugeschaffene Lage ist, geht aus den französischen und auch englischen Pressestimmen über die Errichtung der Militärdiktatur in Fiume hervor. Wenn man auch nicht unmittelbar an «ine Kriegsgefahr glauben will, so betonen dje Blätter doch fast durchweg den unheilbaren Einfluß, den dieser Schritt Italien» auf die künftigen Berhand- lungen mit Jugoslawien haben muß. »4, k. X. * R»«, 18. September. (Eig. Tel.) Die Nach- richt von der Entsendung des General» Giardina al» Militärgouverneur nach Fiume kommt un erwartet. Die italienische Regierung gibt al» Grund dafür an, keinen anderen Weg ausfindig machen zu können, um das Chao» und die Anarchie in Fiume abzuändern. Mit großer Spannung er wartet man in Italien, welche Haltung Jugoslawien, die übrigen Balkanstaaten und die Großmächte ein nehmen werden. Giardino, einer der kühnsten italienischen Generale, war Kriegsmtnister im Welt kriege, reorganisiert, als solcher da« Heereswesen nach der Niederlage von Karsreit und kommandierte schließlich eine Heeresgruppe. Nur ein Provisorium? Rom, 18. September. (Eig. Tel.) Die Presse kommentare zur Entsendung des Generals Giardino nach Fiume, die sämtlich amtlich in spiriert erscheinen, leqen im allgemeinen Wert darauf, zu betonen, daß es sich nicht etwa um eine indirekte Awnexion Fiume» handele, und daß infolgedessen keine Schwierigkeiten zu erwarten seien. Der .Piccolo', die Mittagsausqabe des „Gtornale d'Itolta', lüftet heute das bisher streng gehütete Geheimnis über italienische Truppen bewegungen an der jugoslawischen Grenz«, und be- gründet sie damit, daß sich Italien auf jeden Fall vor Ueberraschungen schützen muß. Di« ,Tribuna' bezeichnet die Entsendung eine» Militärgouverneur» nach Fiume al« einen Akt der Vorsicht, nachdem die provisorische Regierung nicht mehr imstande gewesen sei, für die öffentliche Ord nung und die Verwaltung der Stadt Sorge zu tragen. Italien habe keine Veranlassung, durch eine Verschie- bung de» politischen Gleichgewichtes auf dem Balkan den Anschein zu erwecken, als ob es einen Konflikt mit Jugoslawien suche. Der italienische Beschluß ist, so schreibt da» Blatt, allen Regierungen, auch der jugoslawischen, mitgeteilt worden. Man kann nur wünschen, daß man überall Italien» klaren Willen er kennt, nicht» an den bestehenden Verträgen zu ändern, sondern sogar dazu beizutragen, daß keine äußeren Ereignisse sie verletzen können. Arhnlich äußert sich di« „Epoca', di« die Mission de» Generals Giardino eine zeitweilige nennt. Sie werde nur so lange dauern, bi» di» Ernennung einer Zivil- regierung möglich sei. Mussolini verstehe durchaus die inneren Schwierigkeiten der jugoslawi- schen Reqieruna und habe nicht die Absicht, irg«,dwi« eine friedliche Lösung des Stvestfallcs eu erschweren. Der .Mondo' beschränkt sich vorsichtig darauf, zu sagen, daß in so wichtigen Augenblicken die Per- gntwortung ausschließlich auf di« Regierung falle, di« allein die ganze nationale und internationale diplomatische Lage überlebe, und der man däher völlig« Handlungafreihrlt lassen müsse. Die offizielle Voce Republieana* glaubt, dj« Entsendung Giardino» werd« «ntschchstvkl «Ws den Abschluß der Verhandlungen wirken und sicher bald weittragende Folgen haben. Lruppenaufmarfch bei Ziume Loudon, 18. September. (Eig. Tel.) Nach hier ringetroffenen Nachrichten sind bei Fiume vier Italienisch« Divisionen und viel« vchwarghemden vmsmimwft. M« chnHonduag »ine» italienischen General» mit umfassenden Voll tauchten hat in diphzmatischen Kreisen Sensation Hervorrufen. Man fürchtet, daß sich Mussolini die Souveränität SberFium» sicher« will, be vor der Vslkerbunb «Ingrotst. val-wlns Reche nach Paris Pari», 18. September. (Gig. Teü) Zu dem für morgen angekün-igtcn Besuch de» englische« Ministerpräsidenten bei Poincar^ veröffentlicht Hava» eine offenbar beeinflußt« Mitteilung, in der e» heißt: Die au« englischer Quelle stammende Mel dung, daß di« Unterredung zwischen den beiden Ministerpräsidenten nur den Charakter eiwe» ein- fachen Höflichkeitsbesuches haben werde, treffe nicht zu. Baldwin hab« bei seiner Rückreise von Aix-les-Baine nach London Pari« nicht passieren zu dürfen gegllnrbt, ohne seinen französischen Kolle- gtti zu begrüßen. Poincarü seinerseits habe sich bereit erklärt, die ihm geboten,? Gelegenheit zu er greifen, um mit dem englischen Kabtnett»chef un mittelbar in Verbindung zu treten und sein« per- sönliche Auffassung von den ernsten Pro blemen auseinanderzusetzcn, die zurzeit den poli- tischen Horizont in Europa verdüstern und die Be- ziehungen zwischen den beiden Kabinetten so schwierig gestalten. Es «schein« daher nicht aus geschlossen, daß Poincar^ und Baldwin sich hierbei auch über die Rcparationsfrage, di« Regelung der interalliierten Schulden, sowie ganz allgemein über die Aufrechterhaltung des Frieden» und des Gebietsstande« auf dem Kontinent aussprechen wer- den. Line Auseinandersetzung über ihr« Auf fassung könnte dcqu beitragen, die meisten Miß- Verständnisse zwischen Frankreich und Groß britannien au« der Welt zu schaffen. Die Zusammenkunft zwischen Baldwin und Poinearü in Ptari» wird in London nicht offiziell bestätigt, doch glaubt man allgemein, Baldwin habe der wiederholten Aufforderung Poincarvs nachgegeben, die Lage in der Adria zu be sprechen. de Rivera kein Deutschenfreund Pari», 18. September. (Lig. Tel.) Der Sonder berichterstatter de» „Petit Parisien' meldet aus Madrid: Gestern nachmittag empfing General V e Rivera die Vertreter her gesamten spanischen Presse. Etwa 60 Journalisten waren anwesend. Der General ist von großer und kräftiger Gestalt, hat «in stark farbiges Gesicht und machte den Eindruck d«r Herzlichkeit. Er gab den Anwesenden freundschaftlich einen rauhen, aber festen Händedruck. Ueber die Rede des Generals teilt das Blatt fol- gendes mit: De Rivera nannte das neue Regime ein kleines Kind, das man stützen müsse, wenn e« nicht ersticken wolle. Infolgedessen müsse er ganz ener gisch« Sicherheitsmaßnahmen treffen. Hierzu gehöre der Belagerungszustand und alles, was er mit sich bringt. Der General brachte dann heftige Drohungen gegen diejenigen zum Ausdruck, die Un ruhen Hervorrufen wollten. Er werde unbeugsam gegenüber derartigen Leuten sein. Die Bewegung sei aus dem Ordnungshunger des Landes geboren. Im weiteren Verlaufe seiner Erklärungen vertei digte sich der General mit Entrüstung gegen die Behauptung, er sei deutsch freundlich, und erklärte, er sei franzosenfreund, ilch. Mit Stolz trage er da» Kreuz der Ehrenlegion, und mit großer Bewegung habe er dem Einzuge der siegreichen alliierten Truppen in Paris beigewohnt. Er habe während des ganz«« Krieges di» un- menschlichen Methoden Deutschlands verurteilt. Hinsichtlich Marokkos erklärt« der General, am kommenden Donerstag werde General Aicpuru als Oberkommissar nach Marokko abreisen und dann dem Direktorium eingehend Bericht erstatten. Alle General«, die das Direktorium bilden, hätten in Marokko im Felde gestanden; sie könnten daher die Entscheidungen treffen, die nötig sind. „Ich habe gerade eine freundschaftliche Depesche von Raisuli erhalten, der der neuen Regierung seine Glückwünsche ausspricht und mitteilt, vdß in der von ihm befehligten Gegend Ruhe herrscht. Das ist ein erster Erfolg.' Nach einer Meldung des „Echo de Paris' über den gleichen Prefsecmpfang erklärte der General de Rivera über die auswärtige Politik: „Ich hatte eine lange Konferenz mit dem interimistischen Minister de» Beußern Espinoza. Wir haben die verschiedenen Verträge geprüft, die besteh««. Ich hab« große Unregelmäßigkeiten feststellen können. Der Vertrag mit den Vereinigten Staaten ist in jeder Richtung unzweckmäßig. Unsere international« Po litik wird begleitet sein von einem klaren Geiste der Moralität, der Gerechtigkeit und der Achtung vor den eingegangenen Versprechungen. Der erste Rabinettsrat Pari», 18. September. (Eig. Tel.) Hava« meldet aus Madrid: Das Militärdirektorium wird heute seine er st e offizielle Sitzung mit dem König abhalten. Line andere Havasmeldung besagt: Nach Informationen, die Reisende aus Spanien mit bringen, die man aber nur mit Vorbehalt wieder, geben kann, sollen die Männer, die im Augenblick de» Staatsstreiche» die Macht hatten, verhaftet worden sein. - Dem „Journal' wird aus San Sebastian ge meldet: Der frühere Mü»»sterpräsident Garcta Prteto hat an den Generäl de Rivera einen Dries gerichtet, in dem er schreibt, er wolle sich von den Anschuldigungen reinigen, die man gegen ihn ge richtet habe, und verlange infolgedessen seine so fortige Aburteilung. Er reife mit seiner Familie nach Madrid zurück. Wie e» h«tßt, habe Gsrcia Prieto jedoch die Absicht, in Hondada zu bleiben. Die amtlichen und staatlichen Würdenträger, die noch in ihren Aemtern geblieben waren, werde» nach Madrid zurllckkehren. E» scheint, daß der König Alfon» nach San Sebastian kommen wirb um dort seine Familie abzuhole». Potncars wird am kommenden Sonntag drei weitere Denkmäler enthüllen, da* erste auf Mttvvch», IS. Lgpiemd« wieder pahvisa fürs Ruhrgebiet Essen, 18. September. (Eig. Tel.) Die Fran zosen machen bekannt, daß di« Erteilung der Paß visa von heute ab wieder ausgenommen wird. Die Gebühr beträgt SO Goldpfennige, jedoch nur bi» zum 18. Oktober. Bis zu diesem Datum müssen auch alle anderen bisher erteilten Stempel erneuert werden. Die Gebühren für die Scheine zur Einreise vom unbesetzten in» besetzte Gebiet betragen 5 Goldmark. Für die über Essen verhängte Verkehrssperre gaben die Franzosen als Grund an, daß in der Nacht zum 18. d. M. an der Strecke Essen—Kray ein Attentat begangen worden sei. Wie verlautet, soll aus einem Wäldchen an der Bahnlinie ein Schuß auf einen Regiezug abgegeben worden sein. Vie tschechoslowakische» Geinelnoewahlen Im Selchen bar Nattonall»«»« Prag, 17. September. (Eig. Tel.) Soweit sich das bisherige Ergebnis der gestrigen Ge- meindewahlen in der Tschechoslowakei überblicken läßt, haben di» sozialdemokra» tischen Pars «le» ein, schwere Nieder lage erlitten. Sie mußte» «men Fehr großen Teil ihrer Mandate an die äußerste Rechte und an die äußerste Linke abgcben. Die nationalbürgerlichen Parteien und die Kommunisten, daneben die Kleri kalen sind die Nutznießer der sozialdemokratischen Niederlage. Die tschechischen Nationalsozialisten dürften jetzt die stärkst« sozialistische Partti in der Tschechoslowakei sein. Uebcrraschend ist auch bei den Deutschen der Erfolg der Nationalsozialisten, die in der deutschen Provinz eine stattliche Anzahl Mandate eroberten. Schon dies« Tatsache allein zeigt, daß die Wahlen im Zeichen -e» Nationalismus standen. Der kommunistische Tieg ist nicht ganz ungetrübt, hauptsächlich in den deutschen Jndustriebezirkcn Nordböhmens ist die Stimmenzahl der Kommunisten sehr stark zurückgegangen auf Kosten der deutschen Nationalsozialisten und der deutschen bürgerlichen Parteien. Dafür haben sie in der Hauptstadt Prag und im Gladnower Industrie- gebiet einen überwältigenden Erfolg davongetragen. Sie erzielten hier fast 68 OOO Stimmen und 19 Man dat«, während ste früher nicht ein einzige» inne hatten. In Groß-Prag erhielten die Nationaldemo kraten (Kramarschlcute) fast 87 000 Stimmen (bei den Parlamentswahlen 1920: 120 000), die tschechischen Nationalsozialisten fast 82 000 Stimmen (ebensoviel), die Kommunisten 67 000 Stimmen (0), die tschechischen Sozialdemokraten über 33 000 Stimmen (96 000), der deutsche Arbeitsblock 13 643 Stimmen, die vereinigten jüdischen Parteien 8551 Stimmen und 2 Mandate. Die deutschen Stimmen sind gegenüber den letzten Wahlen gleich geblieben. Die stärkste Partei sind die Nationaldcmokraten, die in einigen kleinen Wahl- gruppen viel Stimmen verloren haben. Aus ihrer Mitte dürfte der neue Bürgermeister von Groß-Prag gewählt werden. Im Hutschincr Ändchen wurden die Wahlen in 7 Gemeinden wegen cmge5Ilcher Störungen und Gesetzwidrigkeiten unterbrochen und werden heute fortgesetzt. In Hultschin selbst sind 19 Deutsche und 11 tschechische Vertreter gewählt worden. Die Zusammensetzung der Regierungsmehrheit dürfte durch die Wahlen kaum verändert werden. Es haben sich wesentliche Verschiebungen des Kräfte verhältnisse» innerhalb der Koalittonsparteien zwar ergeben, die Koalition selbst aber hat sich, wenn auch mit Opfern, gehalten. Der sozialistische Anstrich ist allerdings etwas verwischt und der nationalistische noch deutlicher geworden. Neue Streikbewegung am Rhein Effeu, 18. September. (Eig. Tel.) Im links- rheinischen Industriegebiet macht sich eine neue Streikbewegung bemerkbar- Außer der Zeche Dier- gardt ist es noch auf einer Reihe von Werken zu Streiks und Unruhen gekommen. Auf der Zeche Friedrich Heinrich bei Lindfort, die in den Aus stand getreten ist, forderte die Belegschaft die Sechs- stunden-Arbeitszeit und sofortig« Auszahlung von 500 Millionen Mark. Don der Direktion der Mannes- mann-Werke in Hückingen ist wegen wiederholter Demonstrationen der Arbeiterschaft über da» Werk die Aussperrung verhängt worden. In Bochum kam cs gestern zu Demonstrationen der Bergarbeiter wegen der Zahlungvmittelknappheit und der Lrbensmittetteuevuny. Die Belegschaften der Bochumer Zechen zogen gegen Mittag in Grubenklei- dlmg vor da» Rathaus. Die Demonstrationen dauerten den ganzen Nachmittag an. Auf verschie- denen Zechen ist die Bergarbeiterschaft wieder zur passiven Resistenz übergegangen. Zur Wiederherstellung der Sicherheit und Ordnung Nne Verordnung de» Retchspräfidenten Berlin, 17. September. Auf Grund des Arti kels 48 der Reichsverfassung wird für Wieder herstellung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung folgendes verordnet: 8 1. Wer öffentlich oder in einer Versammlung oder durch Verbreitung von Schriften oder anderer Darstellungen dazu auffordert oder anreizt, einer Lteuerpfltcht oder der öffentlichen, rechtlichen Verpflichtung zur Leistung von Geld oder Gegen wert an das Reich, die Länder oder Gemeinden kGemeindcverbände) nicht zu genügen, oder die Durchführung der Vorschriften über diese Pflichten auf anderer Seite hindert, wird, sofern nicht eine schwerere Strafe verwirkt ist, mit Gefängnis nicht unter eine« Monat und mit Geldstrafe bestraft. Das Höchstmaß der Geldstrafe ist un- beschränkt. 8 2. Wer öffentlich oder in einer Versammlung »der durch Verbreitung von Schriften oder andere Darstellungen zur Zurückhaltung von Lebens- oder Futtermitteln, die zur Veräußerung ober Deiterveraußerung bestimmt find, nnfforoert oder anretzt, wirb, sofern nicht eine schwerer» Strafe verwirkt ist, mit Gefängnis nicht unter einem Monat oder mit Geldstrafe bestraft. Da» Höchstmaß der Geldstrafe ist unbeschränkt. Al» Lebensmittel oder Futtermittel qelten auch Erzeug nisse, au» denen Leben»- oder Futtermittel her- gestellt werden. ß 8. In den Fällen der ßß 1 und L kann netzen d»r Geldsttafe auf Verlust der LLrge.riFch^P Ehrenrechte ernannt werden. Ferner ist am- i kommunistische Forderungen Sin Schreiben an das Landtags-Plenum Dresden, 18. Sentemtzer. (Eig. Tel.) Die Landtagsfraktion der KPD. richtete an das Plenum des Landtage» ein Schreiben, in dem es u. a. heißt: Die kommunistische Fraktion de» sächsischen Land tage» wiederholt hiermit ihre bereit» vor mehreren Wochen dem Landtagsplenum unterbreitete Forde rung aus sofortige Einberufung des Landtages. Die Arbeiterschaft verlangt von der Regierung und vom Landtage und von der Oeffent- lichkeit, Stellung zu nehmen zu der sich täglich mehr verschärfenden katastrophalen wirtschaftlichen und politischen Lage. Die kommunistische Landtogsfraktioa sordert weiter sofortige Maßnahmen gegen die durch di» „Unfähigkeit der großen Koalition' im Reiche he'-- vo. erufene Notlage her arbeitenüen^IVUen ^-R. L mlMm i n lung d^lrmmunistische^ Ln^7Nttm° hinsichtlich ter Bestrafung -, „Schuldigen' beim Dresdener ^>"7 11. September. Das Schreiben schtte§^^^^". ' beiterschaft wird im Falle des endg^a"A du,, sagens des Plenums und der Parlament, e^'üng dem Kampf um die Macht nicht ausweichen und einen Kongreß der Arbeiterrät« ein berufen.' Der kommunistische .Kämpfer' begleitet dieses Schreiben der kommunistischen Landtagsfraktion mit einem Artikel, in dem es heißt: „Schluß mit dem Doppelspiel! Die sozialdemokratische Regierung hat jetzt Farbe zu bekennen. Will ste den Kampf gegen den Faschismus al, Notenwechsel mit der Reichs regierung führen oder ist sie bereit, durch eine ge- waltsame Reinigung der Verwaltung. Polizei und Justiz mit dem Faschismus ün Staatsapparat Schluß zu machen? Die proletarischen Massen organisationen, die Kontrollausschüsse und Hundert schaften sind heute bereits eine Macht. Die Regie- rung treibt ein gefährliches Spiel, wenn sie den Kampf mit dieftn Massenorganisationen aufnimmt. Die Kommunistische Partei spannt alle ihre Kräfte an und mobilisiert die gesamte Arbeiterschaft, damit sie in diesem Kampfe Sieger bleibt.' Protest -er Plauener polizeibeamten Die Prügeleien, zu denen es in Plärren am Sostst- tag abend im Anschluß an den deutschvölkischen „Deutschen Tag' in Hof zwischen hcimkehrenden Fest teilnehmern und proletarischen Hundertschaften kam, haben einen Protest der Plauener Polizeibeamten an die sächsische Regierung gezeitigt. W. T. B. meldet hierüber aus Plauen: Die hiesigen Polizeibeamten haben eine Versammlung abgehalten, die sich mit der Einsetzung der proletarischen Hun dertschaften ohnevorherige Verstän digung des Polizeiamtcs, sowie mit den durch einzelne Leute der Hundertschaften vorgekom- menen Uebergriffen beschäftigte. Es wurde eine an das Staatsministcriurn gerichtete Entschließung an- genommen, in der ein Zusammenarbeiten mit einem Teil der Hundertschaften al» nicht mehr möglich erklärt wird- Der städtische Polizei inspektor ist zur Berichterstattung nach Dresden be rufen worden. suordnc«, daß die Verurteilung auf Kost*« des Schuldig«» äffr»ttich»u bekauntzumachen ist. Die Bekanottuachuug kann auch durch Anschlag erfolgen. Die Hovschrifte« de» ß >6 Abs. H und 4^r Preis- treiberk-Verordnung vam 13. Juli ISLt gelten ent- sprechende 8 4. Dies» Verordnung tritt mit ihrer vor- Ninotqung in Kraft. B»rlin, 15. September 1S23. Der Reichspräsident, gez. Ebert; der Rvichs- Minister de» Innern, gez. Eollmann; der ' Reichskanzler, gez. Streße mann. Ivoo europSische Flüchtlinge aur Tokio Pari». 18. September. (Eig. Tel.) Hava» be richtet aus Tokio, der Minister des Innern habe eine Untersuchung über die Lage der aus ländischen Flüchtlinge in Kobe vornehmen lassen. Nach einer Zählung, die am 13. d. M. vor- genommen wurde, beträgt die Zahl der Europäer und Amerikaner, die sich nach Kobe geflüchtet haben, etwa 1000. Hiervon konnten 704 in Privathiiusern untergebracht werden, die übrigen wohnen in Hotel». Die in Tokio am 13. d. M. festgestellten Schäden lassen erkennen, daß 298 455 Häuser verbrannt und 36155 durch die Erdstöße zerstört worden sind. Die, Zahl der Toten in dieser Stadt beträgt 72 600. Die Mehrzahl der Danken in Tokio hat ihre Tätigkeit wieder ausgenommen. Man hatte erwartet, daß das Publikum seine Einlagen in großem Umfange zurück ziehen würde, doch trifft dies nicht zu; im Gegen- teil sind erhebliche neue Einlagen bet den Banken gemacht worden. Von den Zeitungen in Tokio er scheinen bereits acht wieder im Umfange von je vier Seiten. Ueber den Ausbruch von Epidemien wird gemeldet: Am 14. September wurden 200 Fälle von Ruhr, 44 von Typhus und 8 Paratyphusfalle fest- gestellt. Entgegen der in vinem Teil der Tagespresse aus gesprochenen Behauptung, daß die Behörde des Kommissars für D<vts«nerfaffung 500 Personen neaeingestÄlt Hoche, stellt der Kommissar für Devifvnerfaffung fest, daß sich seine Behörde lediglich au» dem von der bisherigen Prüfung*, pell« der Devisenbeschasfungsstell« übernommenen Personal zustnnmensetzt. * Rach einer Havasmeldung au» Koblenz hat die * Rhetnlandlommission in den deutschen Schulen da» gebräuchliche Handbuch „Reue deutsche Staatsbürger made' für di« besetzten Gebiet« verboten mit der Begründung, es enthalte eine Reihe hochtendenziöser Kommentare zum Versailler Friedensvertrag. * Reuter meldet au» Jerusalem: Die Aufständischen, di« Amman am Sonntag umzingelt und di« Tel«» phon- und Telegraphenlettungen abgeschnttt« hatten, ftttd zurückgsschiogen ward«. Sie hatten W Toje. Der Apsstawd tn Tmausovdaatm» ist durch VM-unVevvCRRH tzvorvru.