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Selle« Xr. tt» Lelpelger l'nge^lntt uaä 8eoLÄ«LeN«ag Vleaiteg, 6e» 1. L»l Ueberfahrt fehlte. Ein deutscher Chemiker ist Polizist in einem kleinen Orte. Einen Kaufmann fand ich in iraurigster Lage, ohne dao geringste Geld in der Tasche vor, als ich ihn auf Bitten seiner in Deutsch- land lebenden Litern besuchte, denen er komischer- woise immer schrieb, bah es ihm glänzend gehe. Seine Miele konnte er nur bezahlen, indem er seine kleine Habe beim Trödler verkaufte. Er hat sich jetzt auf einem Schiff als Hilfsarbeiter „herübergearbeitet", wie man hier sagt, und kann jetzt wenigstens nicht mehr hier angesehene Deutsche, die ihm au» Mitleid Geld geliehen haben, um größere Beträge betrügen. Nach dem Kriege sind hier so viele zweifelhafte Exi stenzen cingetroffen, daß man es den Deutschen in Argentinien nicht verübeln kann, wenn sie nur mit Neuangekommenen zu tun haben wollen, die mit gu ten Empfehlungen ausgerüstet und ohne Scheu bereit sind, im Notfälle jede Arbeit zu verrichten. Deutsche Handwerker, die in ihrem Fache Tüchtiges leisten, werden von argentinischen und deutschen Häusern sehr gerne eingestellt, obwohl die Lage der Arbeiter, nach den Dorkriegsver- hältnissen gemessen, nicht besonders gut ist. Die Woh nungsverhältnisse sind im allgemeinen schlecht, die Ernährung jedoch gut. Ledige Handwerker können bei geringen persönlichen Ansprüchen Ersparnisse ma- chen. Ein guter Handwerker verdient durchschnittlich 7 Peso. Der Lohn für gute Tischler beträgt z. B. l Peso die Stunde bei achtstündigem Arbeitstag. Tin sehr einfach möblierte» Zimmer kostet 40 Peso. Mit tag- und Abendessen monatlich 45 Peso. Im ganzen würde also ein sparsamer, lediger Handwerker unge fähr 100 Peso monatlich brauchen und 100 Peso mo natlich ersparen können. Manche machen sich im Laufe der Jahre daher selbständig. Schneidern und Schuh machern gelingt es auch oft, sich eine eigene Existenz zu schaffen. Das eigentliche Ziel der Auswanderung gipfelt jedoch immrr in dem Wunsche, sich Land zu er werben. Fast alle Handwerker arbeiten nur, weil sie nicht die für die Ansiedelung nötigen Mittel be sitzen. Die meist«, Kolonien setzen sich daher aus Handwerkern zusammen, welche sich nach vielen Jah ren das Geld zum Landerwerb gespart haben. Nicht die Nrbeitsmöglichkeit an und für sich, sondern der Wunsch nach der eigenen Scholle übt die gleiche An- ziehungskraft auf alle Auswanderer aus. Tatsächlich bietet Argentinien diese Möglichkeit im weitesten Maße, denn das Verhältnis des Landpreises für Ak kerbauzwecke zu dem Lohne eines Arbeiters oder zu dessen Sparmöglichkeit ist günstiger als in irgend einem Lande Europas. Lin drastisches Beispiel ist folgendes: Ein Mann, der sich an einem Abend in einer oer eleganten Vergnügungsstätten von Buenos Aires amüsieren will, gibt mit Leichtigkeit 100 Peso aus. Dieser Betrag stellt den Preis von 8 Morgen fruchtbaren Landes in den noch der Erschließung har renden Gebieten dar. Lin anderes Beispiel besagt, daß ein Ehepaar, welches 100 Peso monatlich zurück legt, den Wert für 2 Hektar Land in Händen hat. Man begreift Argentinien als Einwanderungsland nicht, wenn man nicht diese auffallende Verbindung von Arbeitsverdienst und Landerwerb kennt. Es ist dabei ein Landpreis von 45 Peso eingesetzt, zu dem in Mifsiones Urwaldsland in privaten Kolonien abge geben wird. Staatsland, das allerdings augenblick lich nicht mehr in wünschenswerten Mengen zur Ver fügung steht, kostet sogar nur 10 Peso pro Hektar fruchtbaren Bodens, ohne Wald, worauf der Kolonist den Pflug ansetzcn kann. Leider ist es sehr schwer, kleine Landlose zu finden. Das liegt daran, daß der Großgrundbesitz in Argentinien vor- herrscht und sich viele Großgrundbesitzer aus Pie tät gegen ihre Vorfahren nicht entschließen können, ihr Land zu verkaufen, außerdem auch, weil für sie der Landerwerb stets als die beste und sicherste Ka pitalsanlage gilt. Es läßt sich nicht leugnen, daß trotzdem viele Kamps ausgestellt sind und in kleinen Losen verkauft werden. Meist liegen diese in den Gegenden mit hohen Bodenpreisen, wie in den Pro vinzen Buenos Aires, Santa Fö, Entrc Rios u a. Dort ist der Hektar kaum mit weniger als 250 bis 500 Peso und mehr zu bewerten. Solche Preise kann na türlich ein Arbeiter von seinem ersparten Gelbe nicht bezahlen. Diese Ansiedelungswilligcn sind notgedrun gen gezwungen, in die entlegenen Territorien oder Provinzen zu gehen, wo die Bodenpreise noch billig sind. Das ist besonders dort, wo noch Staatsland vor handen ist, wie im Lhacoterritorium. Dorthin kann- Musik Leitung: Uinvcrgtüt?mustkdir.Vrof. Fried r.Brandcs Moskauer Nammertheater. Gastspiel in der Leipziger Oper. Autonomie derSchauspielkunst.Theatrallsierung des Theaters — oder wie man es sonst noch nennen möge — sind die Ziele A. Tairoffs, des Moskauer Direktor-, dessen Kammertheater uns seine Be arbeitung der „Giroflö-Gtrofla" unter dem Titel „Die Schwestern" vorführte Er will das Theater „entfesseln". Tas naturalistische Theater stand — so sagt Tairoff — unter der Herrschaft de- Dichters, die Stilbühne unter der des Malers. Das sind die beiden Thesen. Ihre Synthese ist da- entfesselte, endlich dem rechtmäßigen Besitzer, dem Schauspieler, zurückgegebene Theater. Dich ter (Komponist) und Maler haben nur Helfer zu sein. Der ideale Zustand ist erreicht, wenn sie einzig das Material her beschaffen. Die Drama tisierung oder besser gesagt Theatralisierung be sorgen die Schauspieler. Also Rückkehr zur eom- meäi» dell' arts oder zu anderen älteren Uebungen im Schauspiel: der Regisseur und seine Spieler sind die eigentlichen Schöpfer der Handlung. Einstweilen aber verarbeiten sie noch, wie ihre Operette zeigte und ihr sonstiger Spielplan andeutet, vorhandene Stücke. In LecocqS Operette ist die Musik und der Text, soweit ohne Kenntnis des Russischen ein Urteil möglich ist, ziemlich un angetastet geblieben. Die Bearbeitung geht im wesentlichen aus auf Emotion und Geste. Alle- Sonstige, Handlung, Text und Musik, ist neben sächlich und dient einzig dem Rhythmus de- Ge schehens, der Emotion des selbstherrlichen Schan- spteler», der sich beweglich, tänzerisch, strampelnd, zappelnd, schwebend, hüpfend, sprunghaft au», zuleben hat. Labilität um jeden Preis, Freiheit, soweit sie nicht dem szenischen Gebilde wider strebt, da- der Regisseur geschaffen bat. Auch die Szene und ihr Baumeister haben zu gehorchen, und es ist wohl das beste an diesem Reformversuche, daß er, abgesehen von einer Monotonie des Dekorativen, die Massen (den Thor) durch ingeniöse Raumausnützung individualisiert. Freilich steht diese Einhelbetätigung im Panne des tcn nach dem Kriege nach Argentinien gekommene Einwanderer in der Staatskolonie „General Neco- chea" von den deutschen amtlichen Stellen gleitet werden, so daß jetzt ltOO Familien mit 1500 und mehr Köpfen im Begriff sind, sich dort eine Existenz zu schaffen. Auch über diese Ansiedelungsmöglichkeitcn ist das Reichswanderungsamt stets genau unterrichtet. Viele Enttäuschungen hätten vermieden werden können, wenn sich die Auswanderer dort vor ihrer Ausreise erkundigt hätten. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn die argentinisch? Regierung der Einwandeningsbehörde oder dem Ak- kcrbauministcrium selber, ein Informationsbureau angliederte als Ergänzung ihrer Linwandcrerfür- sorge, in der sie wirklich Vorbildliche» leistet. Davon konnte ich mich bei der Besichtigung des Emigrations hotel» in Buenos Aires selbst überzeugen. Das lang- gestreckt«, unmittelbar neben der Dampferanlegestelle gelegene Gebäude bietet 4000 und mehr Einwande rern Unterkunft in großen, sauber gehaltenen und luftigen Schlafsälen. Nach der Vorschrift dürfen die Leute nicht länger als fünf Tage im Emigrations- Hotel Aufnahme finden, haben das Anrecht auf freie Fahrt bis zu ihrer Arbeitsstelle, ausgenommen Pata- gonien, und genießen auch zollfreie Einfuhr für ihr Ltnwandcrergut. Es sei ausdrücklich darauf hinge wiesen, daß nur demjenigen Anrecht auf Unterbrin gung im Emigrationshotel und auf die anderen er wähnten Vorteile gewährt werden, der als Passagier der 2. oder 3. Klasse anlangt und sich bei der Paß revision den Einwanderungsstempel geben läßt. Es kann nicht dringend genug empfohlen werden, daß sich die Auswandcrungswilligen vor ihrer Aus- reise auf dem Reichswanderungsamt über die Alis- sichten, die sich ihnen in Argentinien bieten und die starken Schwankungen unterworfen sind, genau unterrichten, ehe sie den oft folgenschweren Entschluß zur Auswanderung fassen. Kaul Oktsaksl Sonderzug nach Weimar Der Berkehrsverein Leipzig teilt uns mit, daß der von ihm beantragte Sonderzug am 13. Mai nach Weimar genehmigt ist. Die Fahrzeiten stehen noch nicht ganz fest, werden aber in Kürze noch be kanntgegeben. Der Zug führt nur 3. Klaffe, der Preis für Hin- und Rückfahrt beträgt 4100 Mark. Eingeschloffcn ist eine Führung durch die Sehens würdigkeiten der Stadt Weimar am Vormittag. Die Karten für diesen Sonderzug werden auf Vorbestel lung hin aiisgegrbcn; Vorbestellungen nehmen gegen Hinterlegung des vorgenannten Betrages die Ge schäftsstellen des Internationalen Berkehrsbureaus G. m. b. H., Berkehrsverein, Naschmarkt und Meßnmt Katharincnstraße entgegen. Es werden nur so viel Karten ausgegebcn, als Sitzplätze vor handen sind. Die Teilnehmer an der Fahrt sind verpflichtet, zur Rückfahrt denselben Platz cln- zunehmcn, den sie zur Hinfahrt gehabt haben. Zu diesem Zweck sind die einzelnen Wagen des Sonder zuges nummeriert. Ls empfiehlt sich, daß jeder Teilnehmer sich auf der Rückseite seiner Fahrkarte die Nummer seines Wagens und den Buchstaben seines Abteils vermerkt (z. B.: Wagen 7, Abteil <>), um bei der Rückfahrt ohne Mühe seinen Platz wieder zu finden. Die Muskete auf drei Monate eingestellt. Das Witzblatt Die Muskete wurde wegen einer Reihe von Illustrationen und Texten in der letzten Nnm- mer, die angeblich gegen die öffentliche Sittlichkeit verstoßen und die Moral jugendlicher Personen ge fährden, auf drei Monate eingestellt. Spielbanken in Tirol. Die Stadt Innsbruck hat dieser Tage offiziell die Genehmigung zur Errichtung einer Spielbank erteilt, und zwar gegen das Meistgebot von 1300 Millionen Kronen pro Jahr. Der Abschluß lautet vorläufig nur auf ein Jahr. Dieser vorteilhafte Abschluß ver anlaßt jetzt auch andere Gemeinden Oesterreichs, vor allem im Salzkammergut, den Angeboten von Spielbankkonzernen näherzutreten. Der artige Spielbankkonzerne aus Monte Carlo, Ost ende, Zoppvt und Unternehmer aus aller Herren Ländern überbieten sich mit Hunderten von Millionen, um die Konzession zu erhalten. Grotesken und Skurrilen, der phantastisch-iro nischen Pantomime, wie denn das Ganze über haupt auf Theaterspuk hinausläuft. Dekorationen und Kostüme des Herrn Jakulnff weisen ebenso deutlich wie die Aktionen der Darsteller darauf hin, daß Tairoff nicht etwa ein Drama, sondern eben Theater spielen, ja nicht einmal spielen, sondern tanzen lassen will. So verzichtete man in diesem Falle gern auf annehmbaren Gesang, der sonst in der Operette (wenn auch nicht immer) vorznkommen Pflegt, und amüsierte sich über eine ungewöhnliche Beinkultur und exzentrische Evolutionen, an die Librettist und Komponist nicht entfernt gedacht haben. Auf sie aber kommt es, wie gesagt, nicht an. Nach Tairoff gehört das Theater dem Schauspieler. ES machen sich Kubismus, Futurismus und sonstige -i-men dienstbar, verwandelt drei Schauplätze in einen, etwa ein Schisfsdeck mit Fuukenslation, Luken, AuSsalltüren, verblüfft durch schöne und häßliche, geistreich persiflierende Kostüme (wie den alten Herrn als Clown, die alte Dame als Gluck henne) und kümmert sich den Teufel um Logik, Wahrscheinlichkeit und ähnlich veraltete Begriffe. Parallelen finden sich in der modernsten Opern ästhetik. Nicht das Leben ist der Inhalt dieser interessanten und amüsanten Kunst, sondern einzig und allein das Theater: da- Spiel einer der tragikomischen Posse, ein Potpourri von Zirkus und Variete mit dem Motto: Perpetuum mobile. Der Tanz, der Urgrund aller Realität — des Theaters. Einen reichlichen Teil de- „TairoffiSmuS" haben wir gar nicht so übel in der Leipziger Ope- rettenbühne, nur daß hier kein besonderes Wesen vom dem gemacht wird, was selbstverständ lich ist. Auch unsere Leute wissen, daß die Ope rette eine Persiflage ist, ein famoses Mittel, sich über sich selbst lustig zu machen, und sie richten ihren Stil danach ein. Sr. An» der Rustkwelt. Die Dresdner Staat»- kapelle, die mit der Oper nach Zürich einge- laden ist, wird in den Pfingstferien gleichzeitig eine Kunstreise nach Süddeutichland unternehmen und in Stärke von etwa 100 Mann Sinfonie konzerte veranstalten in Stuttgart, Ulm, Augs burg und München. Hofrat Rosenthal vor Gericht Dresden, 30. April. (Eig. Drahtbericht.) Am Montag wurden die Verhandlungen gegen Fritz Rosenthal und Gen. fortgeführt. Es stehen noch die Plädoyers der acht Verteidiger und de» Staats- anwalts aus, so daß das Urteil nicht vor Mitt woch zu erwarten ist. Im Anschluß an die Ver nehmung de» wissenschaftlichen Sachverständigen wurde der Syndikus der Berliner Handelskammer Dr. phil. Weißbarth gehört, der mit seinen Ausführungen im scharfen Gegensätze zu den Gut achten von Dr. Lenhard und Prof. Wolff stand. Bert. Dr. Drucker: Wenn ich richtig verstanden habe, lag 1913 für die Erzeuger und Landwirte kein erkennbares Interesse vor, ihre Produkte geringer anzugeben wie während und auch nach dem Kriege, wo die Landwirte geradezu zur unrichtigen Angabe erzogen worden sind? Dr. Weißbarth: Da« trifft zu, e» sind au« all diesen Verhältnissen keine Vergleichsmöglichkeitcn gegeben, um damit hier zu operieren, die Differenzen sind so groß, daß man darauf seine Gutachten nicht stützen kann, auch die angewandten Methoden waren unzuverlässig. Im weiteren Verlauf kommt Dr. Weißbarth auf das Loch im Westen zu sprechen. Sachvcrst. Prof. Wolff: Das Loch im Westen hat uns bestimmt keinen Hafer heretngebracht! Sachverst. Dr. Weißbarth: Aber andere Dinge sind dafür um so zahlreicher hereingekommen, die Haferflocken usw. ganz entbehrlich machten! Zu nächst ist es auch ein außerordentlicher Unterschied, ob wir unser Leben so führen, wie wir es im Jahre 1913 geführt haben oder wie wir es jetzt unter den gegen- ioärtigen Verhältnissen führen müssen! Wir sind aus einem reichen zum armen Volke geworden, und so steht cs auch mit unserer Volkswirtschaft. Unsere Bedürfnisse sind lange nicht mehr so groß wie vor dem Kriege. Für die hier in Betracht kommenden Gegenstände und Waren gab es 1920 keine Notmarkt lage! Es gibt auch für die gesamte Wirtschaft keine abstrakte Notmarktlage, sondern es gibt nur eine Notmarktlage für einzelne Artikel. Es gibt auch keine Notmarktlage für alle Zeiten: Die Not marktlage ist örtlich, zeitlich und auch sachlich begrenzt! Ich gehe — so führte Dr. Weißbarth weiter aus — sogar so weit, daß es denkbar ist, daß eine Notmarktlage im Großhandel bestehen kann, während cs im Kleinhandel eine solche nicht gibt. Staatsanwalt: Gibt es nach Ihrer Ansicht bei frei gehandelten Waren überhaupt eine Not marktlage? Dr. Weißbarth: Selbstverständlich, es können durch Miß- oder ungenügende Ernten, durch Ver kehrsstreit usw. Stockungen eintreten, dann ent wickelt sich sofort das Monopol des Warenbesitzere. Nachdem sich der Sachverständige sehr ausführlich über die Durchschnittspreise ausgelassen, äußerte er sich grundsätzlich über den Begriff des Kettenhandels Zwischen der Erzeugung der Lebens- und Futter mittel und dem Verbrauch liegt vielfach nicht nur eine große Spanne, sondern die Bedürfnisse sind zeitlich auch sehr verschieden. Oft verteilt sich der Verbrauch gewisser, in sehr kurzer Zeit erzeugter Waren auf ein ganzes Jahr! Die Ware muß nun irgendwo bleiben, entweder beim Erzeuger, be»m Händler oder beim Verbraucher. Der letzte Weg hat auszuscheiden. Es würde ganz unwirtschaftlich sein, wenn der Konsument alle Bedürfnisse auf- nimmt, bis er sie wirklich verbraucht-, ebenso scheidet die Lagerung beim Erzeuger aus. Er ist gar nicht in der Lage, die Ware zu jeder Zeit verfügbar zu machen. Der Landwirt kann im Winter keine Kar toffelmiete aufmachcn; er hat während der Früh jahrsbestellung wiederum zu anderen Arbeiten keine Zeit. Es bleibt demnach gar nichts anderes übrig, als daß der Großhandel zwischen der Zeit der Er zeugung und des Verbrauchs regulierend eintrttr und eingreift, lind was bedeutet das? Der Groß handel muß in der Zwischenzeit das Risiko tragen. Es hat auch nichts Bedenkliches an sich, wenn einmal > eine Ware zurückgchandelt wird. Der Großhandel I bildet gewissermaßen das Stauwerk, an dem die un- s pergolests §erva pa-rona Verein Deutsche Bühne Der Verein Deutsche Bühne gab bei seiner zweiten Morgenfeier im Alten Theater beides in einem, ein Collegium practicum und zugleich einen Leckerbissen: das vor fast zweihundert Jahren (1733) geschriebene Intermezzo „La serva pa- drona" („Die Magd als Herrin") von Gio vanni Battista Pergolesi Dieser 1736 im Alter von 26 Jahren gestorbene neapolitanische Meister, dessen noch heute vielfach aufgeführte- „Stabat marer" weltberühmt geworden ist, hat in mehr facher Hinsicht musikgeschichtliche Bedeutung. Für die Entwicklung derJnstrumentalkomposition durch seine Triosonaten, deren eine anstatt der Mozart- schen Es-Dur-Sinfonie dem Programm hätte bei gegeben werden können, für die Grundlegung der Opera buffa durch sein genanntes Intermezzo (lustige- Zwischenaktspiel), das fernerhin zwanzig Jahre nach seinem Entstehen in Paris hauptsäch lich die Anregung zur französischen komischen Oper gegeben hat. Lange Zeit ist das kleine musikalische Meister stück in der Pariser Stilisierung gegeben worden. Noch I9l9 klagte Hermann Kretzschmar, daß bei uns die Rezitative nicht berücksichtigt wurden. Aber schon vor mehr al- zehn Jahren hat Her mann Abert die ursprüngliche Gestalt mit neuer Uebertragung in- Deutsche wiederhergestellt und im Wunderhornverlag veröffentlicht. In dieser Fassung sahen und hörten wir die textliche Harm losigkeit und musikalische Kostbarkeit fetzt im Alten Theater. Helfer bei der erfolgreichen Ausgrabung, wenn man so sagen darf, waren die sorgfältig präpa rierte Kammerorchestervereinigung unter Leitung de- Herrn Stöver, ein ungenannter Cembalist, den man besser außerhalb der Szene placiert hätte, und al- spielfreudige, de» besonderen Stil beflissene Solistin Fräulein KüaS in der Rolle der schnippisch herrischen Magd und Herr Schulz- Dornburg in der Doppelbetätigung al- geprellter Baßbuffo und Spielleiter Auch der täppisch dumme Diener (ein dritter Typus der Opera buffa) hatte sein« Verdienste um die gelungen«,' sehr bei fällig aufgenommene Vorstellung. »e. regelmäßigen Zuflüsse gesammelt werden, um dann in geregelter Weise abzuflleßen. Würde man de« Großhandel diese Möglichkeit versagen, unterfich zu handeln, so würde die Gleichmäßigkeit dr« Markte* und die Regelmäßigkeit der Abgabe nicht gewähr- leistet sein Wir würden e» dann erleben, daß der Großhandel im Augenblick reichlicher Zuflüsse sofort abstoßen muß, weil alle» zu rasch kommt, und dann würde notwendigerweise eine Warenknappheit ein treten. Der Großhandel wirkt in Rücksicht auf alle diese Tatsachen, und wo er auch da« Risiko über nimmt, preisregulierend, nicht aber preiosteigernd. Al» weitere Sachverständige wurden hierauf die Vorsitzenden des Vorstandes der Produktenbörsen zu Berlin und Dresden gutachtlich gehört. Auch fie verneinen, daß eine übermäßige Preissteigerung vorgelegen hat Eine Notmarkllage hab« in den an geführten Artikeln nicht bestanden. Die WEG. habe keine Aettenhandelsgeschäfte getrieben. Nach einer Reihe allgemeiner Bemerkunaeu konnte der Vorsitzende die Beweisaufnahme endlich schließen. Staatsanwalt Dr. Friedrich ergriff alsdann da» Wort zu einer mehrere -Stunden be rechneten Anklagerede. Der Antrag des Staatsauwatts Er führte einleitend aus, die Angeklagten seien de« Preiswucher», Ketten- und ungenehmigten Handels bzw. der Beihilfe beschuldigt. Preiswucher bestehe darin, daß übermäßige Gewinne erzielt werden. In Frage komme und entscheidend sei der Marktpreis und die jeweilige Marktlage. Nach den Warnungen der Reichsregierung habe für Frühjahr 1920 eure Er nährungskatastrophe gedroht; wir lebten in der Rot der Nachkriegszeit. Der Feind stand und steht heut« noch im Lande. Niemand wußte damals, wa« der nächste Tag bringen würde. Wichtige Lebensmittel befanden sich noch in der Zwangsbewrrtschaftung und auch diese selbst wirkte noch rückwirkend auf di« Ge staltung dere Ernährungslage. E» entstand durch große Einkäufe. Verwirrung. Es fehlte noch der un behinderte Anschluß an den Weltmarkt. Es war, kurz gesagt, die Zeit der Uebergangswirtschast. Rach dem ganzen Geamtergebnis der Verhandlung müsse man annehmen, daß hier keinerlei strafbare Hand lungen begangen worden sind und vorliegen. Die» sei aber irrig. Die Sachverständigen stehen sich mit ihren Gutachten scharf gegenüber. Zwischen de» Handel und den Verbrauchern stehen die Preisprü- fungsstellcn und deren Gutachten müsse er sich al» Anklagevertreter anschließen, ohne aber den Herren der Handelspreise zu nahe zu treten. Die Gutachten der Sachverständigen Dr. Leonhard, Prof. Wolf und Bahnert seien bei der Beurteilung der Rechtslage als die allein ausschlaggebenden zu betrachten und dementsprechend auch zu verwerten. Im einzelnen selbst nahm der Staatsanwalt dann zu jedem Punkt der Anklage Stellung, um schließlich zusammenfassend auszuführen, daß er den Echuldbeweis für erbracht ansehe, und di« Bestrafung der Angeklagten im Sinne des Eröff- nungsbcschlusses beantrage. Der NaubmorL bei Schöneiche Ein schweres Verbrechen, das bereit« i» Jahre 1919 verübt worden ist, fand nun vor dem Schwur gericht 3 seine Sühne. Wegen Totschlags und schweren Raubes war der Malergchilfe Max Pfeil angeklagt. 7; Pfeil hat im Juli 1919 gemeinsam mit einem po-;^ reits abgeurteilten Arbeiter Fritz Beschorner die vtz- jährige Witwe Johanna Rabus in ihrem Anwesen bei Schöneiche getötet und beraubt. Beschorner ist wegen dieses Verbrechen bereits vor einiger Zeit zu fünfzehn Jahren Zuchthaus verurteilt worden. Die beiden Täter waren durch ein Fenster in die Wohnung der Frau Rabus einaedrungen, um einen Diebstahl aus- zuführen. Die alte Frau wurde jedoch wach und rief um Hilfe. Sie wurde daraufhin von den Einbrechern gewürgt und mit einem Knebel erstickt. Die Beute bestand nur in wenigen Habseligkeiten der Frau Rabus. Der Verteidiger des Angeklagten, Rechts- anwalt Dr. Herbert Fuchs, hielt nur fahrlässige Tö tung für vorliegend, da die beiden Täter nicht be absichtigt hätten, die Frau zu töten. Die Geschworenen bejahten die Schuldfragen nach Totschlag und schwerem Raub unter Versagung mil- dernder Umstände, worauf Pfeil zu der gleichen Strafe wie Beschorner, 15 Jahren Zuchthaus, ver- urteilt wurde. Neues Operettentheater. Erstausführung: „Madame Pompadour", Operette von Leo Fall, Text von R. Schanzer und E. Welisch. Allein die glänzende Darstellung der Titelpartie durch Frau Miet lohnt schon den Besuch dieser Operette. Man darf füglich behaupten: Wer die Künstlerin nicht als Madame Pompadour gesehen, kennt sie nur halb. Diese Rolle ist Wohl ihre beste, die sie je gespielt. Sie wird sie noch oft — ganz gewiß vor vollem Hause — zu spielen haben. Diese allgewaltige Maitresse Ludwig» XV. voller Koketterie und Sinnenlust, Klugkett und List, Würde und Mannstollheit — so wenigsten» in freier Gestaltung von den Librettisten charakteri siert — ist de» langweiligen HoflebenS überdrüssig und benutzt eine mehrtägige Abwesenheit de» Königs, sich zu amüsieren. Wie da» die liebe»- bedürftige Marquise anstellt, sich stet» geschickt au» der Schlinge zu ziehen weiß und schließlich al» Herzogin doch noch auf ihre Rechnung kommt — die Textdichter haben sich die» nicht ohne Geschick zurecht gelegt —, da» sei um all derer willen nicht verraten, die auch Frau Miet» exzellente schauspielerische Leistung zu bewundern die Absicht haben. Leo Fall bewährt sich hier al» Musiker von Geschmack, der die einzelnen Situationen durch eine charakteristische, klangvoll instrumen tierte Musik wirksam zu illustrieren versteht. Al- Glanznummer der Partitur, deren sich Kapell meister Findeisen mit viel Liebe annahm, muß der für die groteske Szene zwischen Potivhar» Weib und Joseph originell erfundene Shimmy bezeichnet werden Neben Frau Met» Pompadour treten die anderen Figuren der Handlung mehr oder weniger zurück. Unter den Darstellern, die im Rahmen der von Groß geschaffenen künstle rischen Bühnenbilder und de» dadurch gewünschte» Milieu» alle ihre volle Schuldigkeit taten und da durch jeder nach besten Kräften zu der so erfolg reich verlaufenen Aufführung be'trua, feien «eben Lippert^chroth» gesanglich sehr tüchtigem Rench Gfaller» BolkSdichter Galtest in grotesker Auf machung und dem immer „schlauer" sein wollen den Poltzetminister Herlt» sowie Ander» altere dem König noch die Damen Schädlich und Arnold al» Madeleine und velott« genannt. v vo D den < der s neuer die K letzter Berfa Tichoi Sowjl die 0 haben N< so ziei nieder vorha ungeb boxe den « gesam kultur nisatü Trenn den bei Dieses Stcllu zugefü Kirche beweg! 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