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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.05.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-192305014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19230501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19230501
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-05
- Tag 1923-05-01
-
Monat
1923-05
-
Jahr
1923
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Sett« 2 Ur. 102 l^lprlgrr aack SLoüelurettlMg vr«ll»1»g, 6« 1. Lik ' Jugoslawiens Italien nur zum Vorteil gereichen würde, weil es an Stelle eines großen Jugo slawien nur ein kleines Kroatien zum Nachbar haben würde. Venn sich ein autonome» Kroatien auch in der Richtung einer Donau - Föderation orientieren würde, so sei es auf jeden Fall für Italien besser, im Osten an eine mittler« Macht zu grenzen, die nach dem Schwarzen Meer und nach der AegSis strebt, als an eine Großmacht, die nach der Adria braucht. ' Inzwischen hat Daoidovitsch dem König empfohlen, zur endgültigen Lösung der Minister- krise eine Konferenz von Führern der Radikalen und der Demokraten einzuberufen, um nochmals die Lage zu besprechen. Ls scheint nicht aus- geschlossen, daß es dabei gelingen wird, die alte yadikal-demokratische Koalition unter abermaliger Führung Paschitschs wieder aufleben zu lassen, der schließlich wohl auch die Kroaten zusammen werden, die im Grunde ihres Herzens doch nicht die Zersetzung des jugoslawischen Staates wünschen. Eine sterbende Zreundschaft Zrailkreich und die Türkei (ki»«»«r Lra»«»«rt»ldr» Le»p,t,«era>«»ta1te» Pari», 30. April. Der Petit Parisien macht folgende Mitteilungen über die gestrigen Pariser Unterredungen mit General Pell«. Der General, der am Sonn« abend in Parks eingetroffen war, begab sich gestern früh 10 Uhr in da» Ministerium de» Aeußern, wo er eine Unterredung mit dem Ministerpräsi denten Poincarö hatte, an der sich auch d« Peretti de la Rocca, der Direktor der poli tischen Abteilung, beteiligte. Der Petit Parisien glaubt zu wissen, daß im Verlaufe dieser Unter redung General Pell» Poincar6 über die Schwierigkeiten unterrichtet hat, die den schnellen Abschluß de» Frieden» mit der Türkei verhindern, insbesondere über die unzugängliche Haltung der türkischen Delegation gegenüber den berechtigten Interessen Frankreichs im Orient. Trotzdem sind die Eindrücke, die der französisch« Oberkommissar au» Konstantionopel von der Lausanner Kon ferenz mttbrachte, nicht frei von einem gewissen Optimismus. - Der französische Oberkommissar in Konstan tinopel hat ferner dem Präsidenten genaue Einzel heiten über die türkischen Streitkräfte in der Nähe der syrischen Grenze gemacht. Ueber diesen Punkt hat bald darauf eine zweite Konferenz am Quai d'Orsay stattgefunden, an der General Wehgand, de Peretti de la Rocca und Pell« teil- Mhmen. Der Oberkommtssar und der Direktor ^jer politischen Abteilung unterhielten sich zunächst Iber di« Frage der Ausübung der französischen Mandate in der Levante und beschäftigten sich alsdann mit der durch die Anwesenheit der türki- schen Truppen an der syrischen Grenz« geschaffenen Lage. Der Petit Parisien meint, daß die fran zösisch« Regierung bereits den Transport von zwei ErgänzungSdivisionen in den Nahen Orient ins Auge gefaßt habe, die in der Hauptsache aus den Garnisonen entnommen werden sollen, so bald da» notwendig werden sollte. Es scheint sich zu bestätigen, daß infolge der Konferenz von gestern vormittag die Entsendung neuer Truppen nach Syrien al» notwendig betrachtet wird. Am Nachmittag begab sich Pell6 zu Mille- rand, mit dem er eine lange Unterredung über die Lausanner Konferenz und über die Frage der Pedante hatte. Am Abend ist General Pellö nach Lausanne -urückgeretst. General peN6 über die Stärke Zrankrelch ei»«>e»Drs»i»e ich »«» a,«»r,„« Vari», 30. April. General Pell« gab einem Mitarbeiter des Mattn gestern abend über seine Unterhaltung in Lausanne Auskunft. Er erklärte, er hab« t» den Unterhaltungen mit Ismet Pascha d«n Eindruck gewonnen, daß dieser den Frieden aufrichtig wünsche. Ismet Pascha habe auch den Wunsch zum Ausdruck gebracht, daß die französisch-tür kischen Mißverständnisse so bald als möglich ver schwinden. Pell« erklärte: ,Lch bin in der Tat der Ansicht, daß es notwendig ist, eine allgemeine Liquid erung der französisch-türkischen Schwierig keiten vorzunehmen. Aus Grund meiner Unter haltungen mit dem Ministerpräsidenten werd« ich mich nach meiner Rückkehr »ach Lausanne bemühen können, diese Operation durchzusühren. Leider scheint die Stimmung in Angora nicht so gut zu sein wie die Ismet Paschas, die dadurch voll kommen unwirksam gemacht wird. Die Verstär kungen der türkischen Truppen gegen Syrien, die unangenehmen Aeußerungen Mustapha Kemal Pascha» gegen Frankreich bei seiner letzten Reise in Ztlizien gestatten mir nicht, vollkommen optt- mistisch zu sein, ich glaub« indessen nicht, daß man sich sehr ernst über diese Dinge aufregen soll. Ich bin der Ansicht, daß man sich in Angoro Rechenschaft ablegt über die Unsicherheit, die eine Wiederaufnahme der Feindseligkeiten mit sich bringen könnte, und ebenso über die Festigkeit unserer Stellung in Syrien wie in Konstantinopel, von wo man un» unmöglich mit Gewalt vertrei ben kann. Die griechisch« Drohung gegen West thrazien, wo die Kemalisten augenblicklich nur 20000 Mann stehen haben, ist außerdem ge- eignet, die türkischen Extremisten, di« allzu kriege risch sind, zum Nachdenken zu bringen. Ich habe indessen vertrauen auf den glücklichen Ausgang der Verhandlungen; die gute Stimmung JSmet Pascha», die gute Zusammenarbeit der Verbün deten Vertreter, insbesondere mit Rumbold, mit dem ich fett langem in ausgezeichneten Beziehungen stehe, berechtigen mich dazu. * Eine Havasdepesche au» Konstantinopel be richtet : Wie man au» guter Quelle erfährt, hat der türkisch« Krieg-Minister wegen Ansammlung roter Truppen im Kaukasus den Auftrag erhalten, sich sofort mit allen verfügbaren Ver stärkungen nach Erzer um zu begeben. Line schöne Rede Lloyd Georges Loudon, 30. April. Lloyd George trat gestern in einer Red« in Manchester erneut für die liberale Partei ein und legt« da« Programm dar, da» sie verfechten müsse. Die erste große Pflicht de» Lioeralismu» ei, die Tyrannei der Schwerter zu beseitigen Ein neuer Krieg werde die Zivilisation in Tiefen stürzen, au» denen sie nur in Jahrhunderten wieder herauskriechen könnte. Die besondere Aufgabe de» Liberalismus müsse es sein, da» britische Reich immer stärker zu machen, da» da» einzige Reich sei, da» für di« Menschheit etwa» auf da» Spiel setze. Da» bri tische Reich sei da» einzige, da» gewappnet für Recht und Freiheit eintrete. Di« Liberalen seien di« natio nale Leibwache der Freiheit. Lloyd George erklärt« weiter, die liberale Partei müsse die Bedrohung de» Freihandel» bekämp fen. Eine andere Gefahr drohe von feiten de« So-iali-mu» und de» Pazifismus. Der Sozialismus werd« die Arbeiterschaft verschlavea. Der Liberalismus habe die Arbeiterschaft freigemacht. Es sei seine Aufgabe, die Freiheit der Arbeiter zu wahren, r Lloyd George fragt«: .Hat man je eine Revolution gesehen, bei der die Tyrannei der Mehr- heit nicht in die Tyrannei einer Junta und die einer Junta nicht in die eine» Manne» ausgemündet ist! Der Liberali»mu» müsse Fried« auf Erde» schaffe» auf einer internationale» Grundlage de» Recht», der Gerechtigkeit und des Wohlwollen».* So gern »um sich Lloyd George» Wort« über die befreiende Wirkung de» rechten Lide- ralismus anschließt, so muß «an doch in den übrigen Ausführungen den Zusammenhang ver missen. Wer die »Tyrannei der Schwerter* verwirft, kann doch nicht im .Pazifismus" eine „Gefahr* sehen. Auch verträgt sich die von Lloyd George gewünschte überragende Starke eines einzelnen Staates, also der auf die Spitze getriebene Imperialismus, nicht mit „Recht und Freiheit" der anderen Völker, ebenso wie fie den gewiß erstrebenswerten .Frechandel" stets schon im Keime erstickt. Die ganz« Rede ist ein Musterbeispiel für die Sorglosigkeit Lloyd Georges, der gern pathetische 'Töne anschlägt, aber oft genug bewiesen hat, daß ihn der Aus- klang dieser Töne in die Welt des Geschehens, für die er in so hohem Maße mitverantwortlich ist, wenig bekümmert. Süddeutsche Kundgebungen zum 18. Mai E t-euerDrahtbericht de« Leip»»«erra,e»lal«eS Fraukfort a. M, 30. April. Zm Anschluß an die von der Stadt Frankfurt und der Reichsregierung geplant« Feier de» 18. Mai halt der Republikanische Reichsbund seine diesjährige Reichskonferenz in Frankfurt ab. Rach Beendigung der Konferenz ist für den Pfingst sonntag eine gemeinsame Fahrt aller in Frankfurt anwesenden Festteilnchmer nach Heidelberg vor gesehen. Zn dem Schloßkof de» alten Heidelberger Schlosse» soll eine Kundgebung stattfinden, an der sich die Republikaner der Pfalz, Baden» und Württemberg» beteiligen werden. Die Hetmfahrt nach Frankfurt wird so rechtzeitig erfolgen, daß die Teilnehmer die Nachtzüge nach dem Norden und nach Mitteldeutschland erreichen können. Für Frei- quartiere in Frankfurt ist Sorge getragen für di« Zeit vom 18. bi» -um 20. Mai. Anmeldungen er bittet der Republikanische Reichsbund bi» zum ö. Mai nach Frankfurt a. M, Stoltzestraße 18. Vie SiedlungrtStigkett in Preußen Berli», 30. April. Im Siedlungsausschuß de» preußischen Landtages machte ein Regierungsvertreter zahlenmäßige An- gaben über die Siedlungstätigkeit in den letzten Jahren. Bi» Ende 1V22 wurden in Preußen 7417 Neusiedlungen auf 70000 Hektar ge>chaffen. Di« gemeinnützigen Siedlungsgesellschaften haben ,etzt noch 30300 Hektar Landvorrat. Nach Ansicht der Regierung haben die Siedlungsgesellschaften erheb liche Gewinne nicht erzielt. Bei Besprechung der Roggen-Rentenbeleihung erklärte der Red ner, e» seien schon über 2ö Milliarden Mark Roggen- Rentenbriefe vorhanden. Der Ausschuß nahm eine größere Anzahl von Anträgen zur S'edlungsfrage an, so insbesondere über die Enteignung»-Ent- schädiaung und den Erwerbsprei», die auf Antrag de» Siedler» in Naturalwert festgesetzt und in Naturaltenten getilgt werden können. Ferner soft zur Förderung der Siedlung eine A n l e j y,e fit Höhe des Gegenwerte« von 16 Millionen Zentner Roggen, also gegenwärtig von 600 Milliarden Mark, ausgenommen werden. Auch soll dem Landwirt schaftsministerium für sämtliche Siedlungsbauten ein angemessener Teil der Wohnungsbauabgabe zur Ver fügung gestellt werden. Beisetzung -er Großherzogin Luise Karlsruhe, 30. April. (Eigener Draht- bericht.) Die heutige Deisetzungsfeier für die verstorbene Großherzogin Luise gestaltete sich zu einer eindrucksvollen Kundgebung der Dankbarkeit für die verstorbene Fürstin, an deren Bahre da badische Staatsministerium einen Kranz in den Landesfarben mit der Inschrift niederlegen ließ: „Der Wohltäterin der badischen Heimat". An den Trauenseierlichkeiten, die im Mausoleum stattfanden, nahmen teil da» frühere Großherzogspaar, der König »nd di» Königin von Schweden,! Pri»z Wil- Hel» von Schweden »nd Prinz »nd Prinzessin Ma» von Vaden. Nach de» Trauergottesdienst smxde d» Sarg von Offizieren der ehemaligen badischen LeiG vetzimenter in die Gruft getragen. Oer neue Poli-eipräfiheut Vamden, 80. April. (Drahtbertcht »»se« rer Dresdner Schriftleit»«») Da» Ov» samtministerirun hat zum Präsidenten der Staats polizeiverwaltung den bisherigen Dresdner Polizei präsidenten Dr. Thomas ernannt. Au seinem Nachfolger als Polizeipräsident von Dresden wurde der Abg. Bernhard Menke, zurzeit Gemeindevorssand von Heidenau, ernannt. Der bisherige Präsident der Staatspolizeiverwaltung Dr. jur. Adolph ist al» Ministerialrat ins Justizministerium berufen worden. Meine politische Nachrichten Der Reich-rat hat ein neue» Gesetz über die Geldstrafen angenommen, das dem augen blicklichen Wert der deutschen Währung Rechnung trägt und Geldstrafen bi» zur Hohe von 100 Mil lionen Mark vorsieht. * - - V. Der Preis für ausländischen Weizen, der der Errechnung des Geldersatzes bei nicht rechtzeitiger Erfüllung der Getreideumlage zum Liefer termin vom lö. ML» 1923 zugrunde gelegt »itt>, ist auf Grund der Weltmarktpreise auf 19800000 -K für 1000 Kilogramm festgesetzt worden. , . Die Kieler städtischen Kollegien^ haben be schlossen, das Andenken de» verstorbenen Vorsitzenden der Generalkommission der freien Gewerkschaften 'und langjährigen Kieler Reichstagsabgeorbneten Legten dadurch zu ehren, daß die FSHrstraße in Kiel, in der sich da» Gewerkschast»haus befind«, t» Legienstraße umgenannt wird. * Die Norddeutsche Derlagsgefellschaft Schmidt, Dumont L Eo. in Berlin, also die Stinnessch« Deckfirma für den Derlaa der Deutschen Allgemeinen Zeitung, hat den Verlag Holtzwart» Nachf. G. m. b. H. aufgekauft, in dem die Frankfurter Nach richten erscheinen. Zn Gleiwitz wurde in der früheren Druckerei der Roten Fahne eine Haussuchung vorgenommen und Flugblätter, in denen die Schutzpolizei zu» Ueber- tritt zu den Kommunisten aufgefordert wurde, be schlagnahmt. Verhaftet wurden der kam- mumsrische Stadtverordnete Behr und zwei weitere Kommunistenführer. - ' -- - '' L. Wie die sächsische kommunistische Presse mitteilt, sind Max Hölz und Mühsam zu Ehrensoldaten de» 4«. russischen Kavallerieregiment» iu An erkennung ihrer Verdienste um die Revolution er- f nannt worden. " < r Monsignore Tofta, der päpstliche Delegat sä» Hin hestztea Gebiete, ist nach Rom zurjickgereift . ms Soweit jetzt feststeht, findet der Prozeß gelpen dieKruppdirektoren am S. Mai statt. Eine Aenderung de» Termin» ist aber immer noch möglich. Die Dotschafterkonferenz hat d«n ihr durch Ver mittlung der deutschen Botschaft in Pari» seinerzeit übermittelten Wunsch der deutschen Regierung, kn der Frage des Optionsrecht«» der Memek- lander gehört zu werden, abgelehnt. * - - Bonar Law hat eine einmonatige Erholung»- reise angetreten, und wird zu Pfingsten zurückkehre«. Läut Daily Expreß wird Bonar Law van Eurzo » in den Geschäften de» Premierminister» vertrete«. * Das Hauptquartier der irischen Rebellen hat die allgemeine Einstellung der Feind- seltgkeiten angeordnet. Vie vame mit dem Melodram Don 1» e. Kefilm In Leivzia var's. Genauer: Im ffestsaals des Neuen Rathauses, der auf Sonnenlicht gemalt ist. Wae da» heißt: auf Sonnenlicht? Vielleicht erinnert man sich gewisser Theatrrdekorationen alten Stile», die nicht sehr viel stilloser waren al» die moderne Scheinwerferei auf der Bühne. Da waren, wohl seit den berühmten Dalli-Bibiena, die Lichteffekte, schräg einfallende Sonnenstrahlen und dergleichen, gleich mit auf die Aulisscnbögen gemalt. Genau dies hat man an der mit Architekturmalerei verunzierten Decke de» Rothaus-Festsaale» in Leipzig sich geleistet. In wieweit Hugo Licht daran mitschuldig ist, weiß ich nicht. Außerdem ist Hugo Licht kürzlich gestorben, und über die Beschimpfung Toter gibt es ein klassische» Zitat. Schrecklich ist dies« Decke. Man stell« sich vor — nein: schon die Vorstellung macht schwindlich. Ich will Ihnen wohl. Hier gab Frau Kwast-Hodapp, die leider den Vor namen Frieda hat, aber deren Klavierspiel mein« Frder nicht wert ist, auch nur hinsichtlich de» Pedal tretens zu rühmen, zumal nicht in solchem Deutsch sie gab ein Konzert. Zn diesem Saal. Und da Schrift- nicht wie Weichen- oder Meißner ?rüh- stückstallor (für den Setzer: diese» Wort ist in An tiqua zu setzen, damit kein Kuddelmuddel mit runden und langen .» entstehx!) ... ich wollte sagen: da ich kein Krösus bin, so hatte ich mir den hintersten — vsirik, ich mein«: den schlechtesten — nein, auch nicht! Der ganz hinten im Saal gelegene Platz braucht ja nicht der schlechteste zu sein. Einigen wir uns: ich hatte den billigsten Platz gekauft. Aber er war auch wirklich der schlechteste. Nicht wegen der Austik. Ein halbleerer Saal — und Konzertsal«, in denen gute Konzerte gegeben werden, sind heute meistens halb leer — hat immer schlechte Akustik. Vielmehr wegen jener auf Sonnenlicht gemalten Decke, die ich in ganzer Schönheit hoch über mir ausgebreitet sah. Ich setzte mich also nach der ersten Nummer wetter nach vorn. (Dies der Vorzug halbleerer Säle — bildete ich mir ein.) _ Und dann spielte Frau Kwast-Hodapp Beethovens Appassionata. Ich spare mir (s. o.) jede» Lob, jede» Urteil, und bemerke nur zur Sache, daß der erste Satz, vulgär gesprochen, ziemlich laut ist. Es sind da zwar auch einige Piano», aber selbst da stürmt noch so viel Sechzehntel-Leidenschaft — ich hörte nur Musik. Dann aber, bei dem himmlischen Andante, um da» nmn allein in ein Konzert gehen könnte, hörte ich lcidcr nicht mehr nur Musik. Vielmehr arbeitete un- ausgesetzt etwa» gegen den Rhythmus Beethoven», hämmerte erbarmungslos gegen feine Melodie. Das Uhrwerk meiner Weckuhr ist diskreter al» dieser Schmachmechanismu» am Arm meiner Nachbarin. Diese Armbanduhr war zum Verzweifeln. Es war da» reine Metronom, oder da» unreine, wenn es er laubt ist, die schauderhafte Mißstimmung im Takt zwischen dem Uhrwerk und Beethoven» Andante al» unrein zu bezeichnen. Aber da» war noch nicht alles, noch nicht da» Schlimmste. Metronom — da» schreibt und liest sich hier so leicht und klar. Aber, daß ich es nur gestehe, gestern abend, im Konzertsaal unter den Sonnenlicht decke, da fiel mir das vertrakte Wort nicht ein. Gleich al» ich die Uhr neben mir ticken hörte, war der Ge danke da: da« ist ja da» reine — ja, damit war zwar nicht der Gedanke, aber da» Wortgedachtnis zu Ende. Radikal! Und da» war weit schlimmer noch al» das Ticken selbst. Denn nun lief dreierlei nebeneinander her: die Musik, die Uhr und die Jagd der Gedanken nach dem verlorenen Dort. Lylophon kam mir in den Kopf! Ausgerechnet im Andante der Appassionata! Di« Damen sollten weiß Gott keine Weckuhren am Arme tragen, sagte ich mir energisch vor, um di« Ge- danken abzulenken und dann um fo sicherer da« Wort zu finden. Aber nicht» war»! Meine Antipathie gegen die Nachbarin — schön war sie auch nicht — wurde immer größer; und schon nicht mehr, weil sie die Uhr trug, sondern weil sie mich zum Bewußtsein meine» mangelhaften Gedächtnisse» brachte. Wir waren längst im Allegro-Zammer. Jammer, daß ich es nur halb genoß. Aber plötzlich, al» schon die Septimen sempre pjü Ulagro stürmten — da hatte ich'»: Metronom. Im gleichen Augenblick war mit den beiden wuchtigen F-Moll-Forttsstuw» das Presto erreicht, die Achtelakkorde sprangen im herr lichen Staccato dahin. Und, o Wunder: da» Me tronom stimmt«! Beethoven hatte sich endlich dem Weckuhrkrmp» »nbsquemtt Richard Stranß über sei« Schasse«. Wie au» Rom berichtet wird, hat Richard Strauß, der sich gegenwärtig in Italien aushält, dort große Triumphe gefeiert. Die „Tribuna" bringt einige Mitteilungen über seine neuen Arbeiten. Dr Richard Strauß erzählt« einem Interviewer, daß er nicht mehr mit der Geschwindigkeit der früheren Zeiten arbeiten könne. Er leide unter der wachsenden Selbstkritik. So gestand er auch, daß er den zweiten Akt seine» letzten Werke» viermal voll kommen umgeschrieben habe. Da» neue Derk trägt den Titel .Intermezzo". Strauß nannte e» eine „bürgerliche Komödie" deren Stoff er au» seinem eigenen Leben geschöpft habe. Die Trägerin der Hauptrolle stellt die Persönlichkeit seiner eigenen Gattin dar. Da» Intermezzo hat zwei Akte und ist für ein mittlere» Orchester geschrieben. Strauß sagt, daß er nach größter Einfachheit strebe. Da» Große reize ihn nicht mehr. Da» „Intermezzo" wird in Salzburg zur Erstaufführung gelangen. Limburger-Hau» alte Graphik e > ammt diesmal vorwiegend au» .. .. ... . .. o berühmter Provenienz und nicht Massiger Qualität ist wie die letzten Sammler-Graphik In den kommenden Tagen wird durch E. G. Börner im 5" ' " " " "" versteigert. Sk „ Leipziger Privatbesitz und enthält, obwohl sie nicht von so reich an er Male, eine Menge ausgezeichneter und von den Sammlern gesuchter Stücke. Da die Mappen für die Kunstfreund« zur Einsicht aufgelegt, nicht aber bestimmte Blätter in den Schaukästen ausgebreitet sind, begnügen wir un», einige Hauptsachen nam haft zu machen. Da» Schwergewicht liegt bei der deutschen Renaissance, von deren Art, Vielseitigkeit «nd Auswirkung man hier einen guten Begriff erhält von den Großmeistern ist vor allem Dürer vertreten, in erster Linie mit seinem Lolzschnittwerk, da» grvßtenteil» au» dem Be sitz einer öffentlichen Sammlung gekommen ist und sowohl dt« Hauptfolgen (Apokalypse, Marten leben, große und kleine Passion) wü «ine.Reihe Einzrlblätter in vorzüglichen Abdrucken bringt; auch von den Stichen sind einige der berühmtesten mit einer Titeletnfassung und Tranach ruft Bildnissen und biblischen Szenen schließen sich an. Dann folgt in seltener Reichhaltigkeit die jüngere Generation. Der jetzt so hochgeschätzte Altdorfer erweist an etwa hundert Arbeiten die Originalität seiner Erfindung und Natur beseelung, da» Minutiöse feiner Ausführung in engstem Raum, die flackernde Kraft de» Schwarz weiß» Hauptblätter, wie da» Taufbecken und die Enthauptung oder wie die beiden großen Landschaften, sind in prachtvollen Abdrucken Vorbanden. Die deutschen Klein- meister, die die Gedankt» und Formen her Re naissance popularisieren und den hohen Ernst Dürer» in ein virtuose» Spiel auflösen, senden ihre besten Vertreter: die Brüder Beham in Nürnberg, Barthel und Han» Sebald, den Kölner Jacob Bink, den Westfalen Heinrich Alpe- gre der. Namentlich an dem glanzende» Werk der Beham läßt sich studieren, wie sowohl da» antll« wie da» volkstümlich« Genre, Akt, Bewegung, Gruppierung jetzt flüssig geworden sind und w« die Meisterschaft der Stichelführung dor keiner Schwierigkeit mehr zurückschreckt. Biel« dieser Künstler waren zugleich al» Borzeichner für das Kunstgewerbe tätig und haben un» in ihren Ornamentstichen Dokumente für die überquel lende und doch klar disponierende Schmucklust der Zeit hinterlassen; von den berühmten Entwürfen für Renaissancepokale sieht man DrachtMcke. Interessant ist eine Anzahl italienischer Niel- len, d. f. Abzüge von Metallgravierunaen, die ursprünglich nur für Goldschmiede bestimmt waren und au» denen man früher die Entstehung de» lftrpferstichs herleitete. Au» späterer Zeit seien eine ziemlich reich« Sammlung von Radierungen Rqmbrnndts und Ostade», Färb- und Porträtstiche von Franzosen und Engländern de» 18. Jahrhtzn- dert» und eine erste Ausgabe von Goya» DesastreS d« la Guerra erwähnt. ,E» wird von Interesse fein zu verfolgen, wie die Preis«, die verhältnismäßig ntedtiss limitiert stvd, sich im Augenblick gestalten werden. W. G.
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