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Sette 2 w. 7 ver Ton des Siegers Ligen"Dreh»»,»ich, de» L«ip»t,»§»«,«» lalle» Pari«» 8. Januar. Der Petit Parisien teilt mit, daß sich -ie An hörung der deutschen Sachverständigen vor der Re- paratlonskommission heute nachmittag vielleicht nicht durchführen lassen roird. Am Sonnabend habe Herr Meyer von der Kriegslastenkommission einen offi ziellen Schritt bei Barthou unternommen, um ihm mttzotelle», die deutschen Sachverständiger i- mischratt und Lübsrn könnten nicht rechtze'ttg in Pari« sein, da sie an einem Sonnabend nicht in direkte Perbindung mit den zuständigen Dienststellen in Berlin treten könnten. Barthou habe geantwortet, er könnte «in derartige- Argument nicht annehmen; die Reporationskommfiston sei in keiner Weise ge zwungen, die deutschen Sachverständigen anzuhören, und er werd« infolgedessen, wen» diese nicht pünkt lich zur vorbereiteten Berabredung einträfen, einfach ohne sie «ine Entscheidung herbeiführen. Der Petit Parisien hält es jedoch für wahrschein lich, bah Deutschland die Abreise seiner Sachver- ständigen beschleunigt. Jedenfalls würde der Vor sitzende die Verfehlung Deutschlands spätestens morgen feststellen, und alles deutet daraus hin, datz die Ausführung der vorgesehenen Sanktionen dieser Feststellung sehr bald folgen wird. Bundesgenosse Belgien MO«»eeDr»h«dertcht»e» Let»ri,er Taoedlatte» Paris, 8. Januar. Das Hcho de Paris veröffentlicht folgende Mel dung aus Brüssel: Theunis hat bei seiner Rück- kehr dem König über sein« Besprechungen in Pari- Bericht erstattet und befindet sich in vollem Einver ständnis mit seinem Kabinett. LS wird mitgeteilt, daß bereit- alle Maßnahmen getroffen sind, um die Arbeit Belgiens an der Selle Frankreichs an dem Tage, wo die von beiden Ländern beschlossenen Sanktionen zur Ausführung gebracht werden sollen, wirksam zu gestalten. Beginn der personen-RontroNe Ms«»e« Draht»«,icht »es L«i»,t»erra»e»I«t1es Frankfurt a. 8. Januar. In Isenburg ist amtlich bekannlgcgeben wor den, daß der dortige Bahnhof wieder eine fran- Kösische Bahnhof-wach« erhalten wird. Die Ortsein wohner werde» darauf hingewiesen, daß sie sich Au-weise zu verschaffen hätten. Diese Ausweise sind gestern dl- spät in di« Nacht hinein an viele Hunderte von Antragstellern ausgegeben worden. Der Bahnhof Isenburg ist an der Main—Neckar- Bahn und ist, wie viele Bahnhöfe an der besetzten Gebietes, nur zeitweise, u. a. während der Sank- -tonen, besetzt gewesen. Die seht angekündigle Maß nahme hängt also mit den neuen, von Frankreich an gedrohten Sanktionen zusammen And hat zu dem Gerücht Anlaß gegeben, daß die Besetzung Frank- fatsts gemeinsam mit der des Ruhtgebieles erfolgen werde. Außer einer durch die Europapresse verbrei tete Mutmaßung der Daily Mail liegen für die fran zösisch« Absicht, in den Maingau einzumarschieren, besondere Anzeichen nicht vor. Die neue Besetzung verschiedener Bahnhöfe ist wohl zunächst nur so zu deuten, daß di« Personen- und Gepäckkontrolle an der Grenze des französischen Machtbereiches wäh rend der ne» erfolgenden Sanktionen schärfer ge handhabt werden soll. Der Einmarsch ein Vertragsbruch Der Reichstagsobgeordnet-e Freiherr v. Lers- ner, setnrrzett Präsident der deutschen FriedenS- d^egatton in Versailles, schreibt tz» einem Aufsatz Aber Poincaräs Gewaltpolitik: .. . Ein Vormarsch in deutsches Gebiet ist nach der Inkraftsetzung des Friedensvertrages von Ver sailles — dem 10. Januar 1920 — ein glatter Ver tragsbruch Ar rnonakelangen, mühseligen Verhanb- longen im Herbst 1919 hob« ich den amtlichen Ver zicht Clernenceaus. der damals als PrMdent des Obersten Nates der verantwortliche Wortführer der ganzen Entente war, auf jeden Vormarsch nach Deutschland durchsetzt. .Prm Beweis dieser These will ich meinen amtlichen Notenwechsel mit Clem en. e«ou im Wortlaut anfiihren, der im In- and Aus land« immer -noch nicht genügen- bekannt ist. Am 1V. Dezember ISIS schrieb ich ul- Schlußnot« meiner Mnmarschverhandtonqen <ru die Entente: .Di« deutsch« Negierung nimmt davon Kennt nis, daß noch der Ansicht des Obersten Rates doS Recht zu militärischen oder sonstigen Zwangsmaß nahmen nur Geltung haben soll, bis durch die In kraftsetzung de« Frte-enSvertraqes <10. Januar 1920) -er Frie-enszostaud hergestellt ist." Elementes« antwortete mir darauf i» einer Note »W» rr. Dezember 1919: .Was dte Sicherung-mittel betrifft, von deren Anwendung die Mächte hosten absehe» zu können, so möchten sie feststellen, daß die deutsch« Regierung hinreichend davon unterrichtet ist, daß, wenn noch der endgültigen Wiederherstellung des Frte-enszristan-es (Ist. Januar 1920) die An- Wendung von Sichernngsmttteln. wie st« der Krieg mit sich dringt, ihr End« gefunden hak, anderseits die im Vertrag vorgesehenen -«sonderen Maß nahmen sowi« dl« völkerrechtlich anerkannten Versichrung-maß»ahm« genau« Anwendung fin den werd«».' Nirgends im Friedensvertrog, nirgends im Völkerrecht besteht da« Recht zum Vormarsch nach Deutschland. Die Besetzung des Ruhrgebiet«- wäre daher »ich« nur ein Vertragsbruch, sondern ei» Brach d«s Völkerrecht«, «tu Bruch des Friedens. Furchtbare Folgen der Besetzung D«a»t»e,»ch» »»serer »«««»er «chriftleit»»» Beel!», st Zaunar. Leber dte nächst«« Folg«, der geptanten Be setzung »es Rechrr«vier- »nd der Kontrolle der Berg werke durch französische Ingenia»« sich I-elpriger Psgedlatt Abgeordneter Dr. Pinkern eit, Gejchäfissührer der Fachgruppe Bergbau des Relchsverdandes der deutschen Industrie unserem Sonderberichterstatter gegenüber. Abg. Ptnkernell sieht al- unvermeidlich« Folg« zunächst «inan Förderongsrückgang von über 100 000 Tonnen täglich, der sich noch ver größern dürfte, wenn irgendwelche Eingriffe der Kontrolleur« erfolgen. Selbst wenn die Wirksamkeit -er Kontrolleur« sich nur auf den Versand bezöge, müßten Stockungen zunächst außerhalb des Bezirkes eintretcn. Da di« völlige Eindeckung mit Kohlen im politischen Interesse liegen wir-, so würde in einigen Tagen der gesamt« Kohlenvorrat in Nord-, Mttel- und Sabdeutschland aufgebrauchk sein, denn -i« übrigen Kohlenreviere sind allein nickt in der Lag«, -en Bedarf zu decken. Da- zu erwartende Lmporschnellen der Wechselkurse wird den englischen Kohtenbezug erschwer«». Sollte die Konttolleurtätlgkett sich auf technische Anordnungen in, Bergbau ausdehnen, so ist unbedingt mit -em fast völligen Versagen der Förderung zu rechnen, besonder- für den Fall, daß leitende Be amte entfernt werden. Die Frag« eine- Protest- ftr«kes kann außerhalb -er Betrachtung bleiben. Eine Zollgrenze, die sich aus Kohlen erstreckt, wird die übrige Industrie Deutschland- auch dann außer Tätigkeit sehen, wenn wider Erwarten die Förderung mit der Zelt so ansteigen sollte, daß Kohlen über bi« Zollgrenze abgegeben werden können. Die Tatsache, daß Frankreich für sich bestimmte Sorten über das bisherige Maß in Anspruch neh men wir-, bedeutet für manche I n dn st r i e arten Mittel- und Norddeutschlands ein sofortige- Er lieg e», da ein Ersatz für -lese Sorten nicht be schafft werden kann. Reichrkonferenz der Bergarbeiter Essen, 8. Januar Di« gestern im Auhrbezirk abgehaltenen Berg- arbeiterverfommlungen -es Alten Verbandes und der christlichen Gewerkveretne, deren Einberufung schon mehrere Wochen zurücklivgt, al- man an be sonder« Schwierigkeiten in -er Lohnfrage noch gar nicht dachte, beschäftigten sich nach dem erfolglosen Verlauf -er Berliner Lohnverhandlnngen nun natur gemäß mehr mit -er Lohn- und Ueberschichtenfrage. Obwohl e- sich ursprünglich nur um die üblichen Zahlstellenversansnlnngen handeln sollt«, wurde durchweg eine ausreichende Lohnerhöhung mit rück wirkender Kraft von Mitte Dezember ab angefor dert. 2m übrigen wurde erneut Einspruch er hoben gegen die geplante Besetzung Les Ruhr gebiete-Lurch Frankreich. Auch die so genannt« RelchSkonferenz des Berg- arbelterverbandeS, die heute beginnt, hat ursprünglich mit -er Lohnfrage nichts zu tun: denn sie ist gleichfalls schon vor vier Wochen einberufen worden, als man an Schwierigkeiten in der Lohn frag« noch gor nicht -achte. Deutsche Arbeiter Halle, 8. Januar. Da- Gewerkschaft-Kartell in Aschersleben be schloß, in allen Betrieben zugunsten der Sozialrentner eine Ilederstunde zu machen und die Arbeitgeber zu «r'uchen, in jedem Falle den gleichen Betrag, den eine solch« Arbeitsstunde ausmacht, zuzulegen. Der Magistrat verpflichtet sich, für den gleichen Zweck 1 Million zur Verfügung zu stellen. Eine Na'uralwertsteuer in Roggen Auf Einladung von Dr. Adolf Damaschke sprach -ieser Tage in dessen Hause in Berlin der oldenburgische Ministerpräsident Tantzen vor einem kleinen Kreis« wirttci-aftspolitisch und steuer politisch interessierter Persönlichkeiten über seinen Plan «tn«r Raäuraldesteuerung des land- und forst wirtschaftlich benutzten oder benutzbaren Bodens. Nach diese« Plan soll, Vie das Berliner Tageblatt berichtet, «in« besonder« Reichssteuer in der Weis« erhoben uxrden, -aß lediglich eine der E r - tragsfähiakelt des Bodens (Bonitierung) et sprechend« Rente za zahlen ist, deren Wertmesser nicht dte Mark, sondern der Roggen bildet. Dadurch wird bann gleichzeitig di« Einkommensteuer ab gegolten, ohne Rücksicht darauf, welcktr Ertrag aus dem Boden gewonnen wird. Was -er Landwirt mehr herauswrrlsisiastet, gehört ohne Einschränkung ihm. E- Kan» dahingestellt bleiben. uvr! Rauäelsreituog Der Schlüssel Man hat in den letzten Tagen -t« »er- fchk-ensten Vermutungen darüber ausgestellt, waruqr auf der Pariser Konferenz England seine Meinung so wenig zur Geltung bringen konnte, warum Frankreich fv hartnäckig auf keinsm Plan bestand und England trvh-em zum Schluß -as Fortbestehen der enteote corrtülle, des herz lichen Einvernehmen«, zwischen den beiden Westmächten betonte. Den Schlüssel scheint uns eine Mitteilung -es Manchester, Guardian Meekly vom 29. Dezember zu bieten. Dort wird über die Luftstreitkräfte gesagt: Nach -er Feststellung Luftminlsteriums hat Frankreich im ganzen 128 Gefecktsgeschwa-ar mit 1152 Flugzeugen, wahrend England nur 32 Geschwader mit 384 Flugzeugen besitzt. Zieht man davon die in fernen Ländern gebrauchten ab, so bleiben für Frankreich 100 Geschwader mit 900 Flugzeugen, sür England 15 mit 180. Der Manchester Guardian weist darauf hin, daß die französischen Luftstrelckräftt, die an geblich zmn Schutz vor Deutschland dienen sollen, ebensogut gegen England gebraucht werden können, und meint: „Solange wirkliches Ver trauen zwischen uns (England) und Frankreich besteht, denken wir wenig an diese Möglichkeit. Aber selk dem Waffenstillstand hat es schon verschiedene Grade von Vertrauen gegeben, und das erste Ergebnis dieser 100 Ge schwader würde, falls das Vertrauen unglück licherweise schwinden sollte, eine starke Neigung zur Erhöhung -er Ansprüche in Frankreich sein.' Diese starke Neigung hat sich in Paris vomerkbar gemacht! ob eine solche Steuerreform die Steuerleistung des Volkes im ganzen steigert. Jedenfalls wir- dadurch sine viel gerechtere Verteilung der Steuerlast erzielt, die vor allem der Tatsache Rechnung trägt, -aß -er Boden seinen heutigen Besitzern zur Hälfte so- Zusagen geschenkt ist, weil die Vorkriegsver- schuldunq, -le im Durchschnitt 50 Prozent des Bo dens betrug. Lurck die Markentwertung automatisch beseitigt ist. An den gedankenreichen, durch Zahlen belegten Vortrag schloß sich eine Erörterung, an ber sich u. a. -er Landlagspräsident von Anho't, Abg. Peus, beke'liqte. Die Grundgedanken de- o>den- burgttchen Ministerpräsidenten fanden durchweg Beifall. Gesprochen gegen Paris, geplant gegen Berlin Eigener Draht der ia,t des Leipziger Tagebla tteS München, 8. Januar. Erst jetzt wird bekannt, daß am Freitag abend eine nicht angezeigte vaterländische Feier der vaterländischen Bezic ksver ein« Münchens im Löwendräukeller statkgesunden hat, die den Zweck hatte, gegen die Schuldlüge des Versailler Vertrage- zu demonstrieren. Besonders interessant war diese äußerst überflüssige Versammlung wegen der Liste der Redner, die sich hier Zusammengetan hatten. Es sprachen: Herr von Kahr, Ministerpräsident von Knilling, der besonders darauf hinwies, daß er für die „unveräußerlichen Rechte Bayerns immer dar eintreten werde", General L »dendarf f und der Nationalsozialist Hitler. Anwesend waren auch die Minister Schweyer, Meinet. Matt, der Polizeipräsident, ber Rektor der Universität, Reichs und Landtagsabgeordnete und ander« NotabUitäten. Republik und Rgl. Hoheit Die ^Mnchner Post keilt das folgende .An di« Vermögensverwaltung Sr. K. H. des Kronprinzen Rupprecht von Bayer»' gerichtete Schreiben der zuständigen Am-stelle mit: .Infolge Neuregelung der PensionSgebührniss« S. K. H. des Kronprinzen Rupprecht von Bayer» ergibt sich für die Zeit vom 1. Juni 1022 bis 31. März 1923 ein« Nachzahlung im Betrage von 1 081 752L2 Mark. Es astrd ge beten, beiliegende Luittuna von Sr. K. H. d«m Kronprinzen von Bayern unterzeichnen zu lassen und zum Zwecke ber Banküberwe'nlng anh«r senden )» w-llen.' Dazu schreibt di« Münchner Post, Kron prinz Rupprecht beziehe von der Republik eine Offizierspension von monatlich ISS 208 Mark, od- ri'ol l er nach dem amtlichen Bericht des damaligen deutschen Gesandten in Brüssel. Herrn v. Lancken, am 12. November ISIS nach Hofland geMchtet ist. DoS Münchner sozialdemokratische Ovzan erinnert bei dieser Ge'enenbeit an den im Jahre 1870 zmn Krüppel geschossenen ReichstogLa-aeor-aetLa vom vieartag, üeu 9. Juuuar Voll mar, -em man wegen seiner soziaDemokra- tischen Parteizugehörigkeit de» Penfioasanfpruch ftreitig macht«. Rgl. preußischer Fahnenjunker .Wer ernennt in Deutschland Offiziere?' fragt dl« von Parvos hevcmsgegeben« Wochenschrift Die Glocke, und antwortet selbst darauf: Di« Offiziers verein«, di« l» den letzten Jahre» entstunden sind, angeblich zur Pflege .koui«rodischaftttcheu Geiste»', ernennen — .Kgl. preußische Fahnenfunker, di« dann nach einiger Zeit zu Leutnants .befördert' werden. In -en Kreisen von Rittergutsbesitzern, hohen Beamten »sw., namentlich in -er Provinz gilt es als selbstverständlich, daß die Herren Söhn«, wenn st« dos 17. oder 18. Lebensjahr erreicht hoben, als .Fahnenjunker' in ein Regiment, nein -och, in einen Offizier-verein eintrelen. Es ist auch kein« Seltenheit, -aß solche jungen Bürschchen, wentgstens zu Haws« in ländlicher Abgeschiedenheit, -te Fahnen junkeruniform eines allen, längst nicht mehr existie renden ReHmenis trage». Di« Glocke fragt des halb den Reichswehrminister: WaS ist ihm über diese Tätigkeit der Ossiziersverein« bekannt? Was ge- - denkt er gegen -i« alten Offiziere zu unternehmen, di« sich das Recht anmaßen, .Kgl. Fahnenjunker' und «kssl. Leutnants' zu ernenne»? vom Landtag Dratztbeeicht unser«« Dre»d»er Sckriftlellun» Dresden, 8. Januar. Der sächsische Landtag beginnt am S. Zaunar nach» mittags 1 Uhr wieder mit seinen Sitzungen. Auf der Tagesordnung stehe» 5 Anträge, die sich mtt der Not der freien Berufe, der Klein- und Sozialrentner, der erwerbslosen »nd der rentenlos«» Unterstützungs bedürftige» beschäftigen. Die kommunistische Land.agsfraktion hak Anträge eingebracht zum Mieterstreik in Leipzig, wegen Maßnahmen gegen den Wohnungsmangel und wegen Umgestaltung des Reichsmietengesetzes. Wirth mahnt zur Einigkeit Et»c«erDrahibertchtde»Lei»rigerTa»ebl«itr» Köln, 8. Januar, Auf dem Parteitage der rheinischen Zentrums partei in Köln hielt gestern der nähere Reichs kanzler. Dr. Wirth eine große Rede über die außen- und die innenpolitische Laa« Deutschlands. Dr. Wirth ging von der deutschen Note rom 13. November aus. Um das mit der Durchführung -er in dieser Note übernommenen Verpflichtungen verbundene Risiko zu tragen, lei es notwendig ge wesen, -er Regierung eine breitere Basis durch Hinzunahme der Deutschen VokkSpartri zu geben. Die deutsche Industrie und die Deutsche Volkspärtei und auch Stinnes hätten sich mit der Zustimmung Mr deutschen Note vom 13. November hinter die Erfüllungspolitik gestellt. Soll aber die deutsche Arbeiterschaft für Reparationen aroeiten, so muß sie zunächst Brot Laben. Dr. Wirth nahm dann auf die neuesten Drehungen der französischen Negierung Bezug und sagte, die französische Regierung irre, wen» sie glaube, daß die rheinischen Arbeiter in Unfreiheit für Reparationen arbeiten würden. Dr. Wirth richtete die Mahnung an die Arbeiterschaft, nicht ungeduldig zu werden. Man müsse der Regierung Cuno dankbar sein, daß sie in so schwerer Lage die Verantwortung übernehm«. Der Glaube, durch ein« innerpolltische Krise die Lage zu verbessern, fei Irrig. Erst wenn dl« Verantwortung für die Politik des Kabinett- Enno nicht Mehr getragen werden könne, sei di« Ovvositton Gewissensvflicht. Den betretenen Weg müsse Deutschland weiter geben, aber ein neue- Ultimatum werde -a- deutsche Volk nicht armsbmen. Das größte Ziel sei, Bürgertum und Sozialdemokratie zu gemeinsamer politischer Arbeit in Deutschland zu bringen. Für die deutsche Regierung sei scht wieder das Problem gegeben, die deutsche Arbeiterschaft keranMziehen, was allerdings schwieriger sei als die Einigung von link- nach recht-. Nochmals auif di« auswärtige Politik ein gehend, erläuterte Dr. Wirth den RapoNo- vertrag, hinter dem setzt auch die Industrie ste»>e. Unter stärkstem Beifall betonte er, daß das höchste Ziel seiner Regierung die Sicherung der Rhein land« gewesen fei. Durch geduldig« Arbeit habe sein« Regierung auch Amerika soweit gebracht, da- Reparation-prob^em nickt öS- ein deutsches, sondern aft etn Weltproblem anzaffben. Amerika rrrfe er auch setzt zu, datz es im Schneckentempo marschiere, während die Verelendung Europa- im Eilzugtempo vorangehe. Dr. Wirtb schloß mit der Mahnung, Büraer and Arbeiter sollten gemeinsam -ie Verantwortung trage». Meine politische Nachrichten Am ö. Januar fand in Reichenbach i. V. eine Konferenz -er sächsische» demokra tischen Parteibeamte» statt. An der Kon ferenz nahmen auch die LandkagSabgeordneten Dr. Dehn«, Günther (Planen), Professor Kastner un- Minister a. D. Dr. Seyfert teil. Am Abend sprach in einer öffentlich«» Versammlung vor etwa 1200 Zuhörern Retchsminifier a. D. Gothel» über das Thema: .Me rette» wir die deutsche Wirtschaft?' Gotheius Aussöhravgen fan- de» stürmisch« Zustimmung. Et» Jahrbuch ftkr Völkerrecht «rb Friedens bewegung, henwsgegeben von Dr. phil. jur, et sc. pol. G. Drosch, beginnt soeben im Verlag« Der Neu« Geist, Dr. Peter Reinhold, i» Leipzig zu er scheinen. Ver vorliegend« erste Band enchält Ad- yandlunve» und Berichte über den Völkerbund, über international« Polizeimacht, über üle Errichtung einer Frie-en-akademi« un- «nes Forschungs instituts fttr Völkerrecht »»- Frtederrsbewegang »n- Böcherbesprechang«. Am Sonnoib«ck hat die »evtral« Ze»tral- kummissio» für Erforschung -er Ursachen - es Weltkri« ges, -i« seit dem 4. Januar in der Universität Zürich tagt, ihre Konferenz deen-et. Die Kommission -al mit Genugtuung Kenntnis genom men von -em Bericht üb«r den Stand un- da- Fort schreite» der najch dem Stockholmer Arbeitsplan ver teilt«» Wissenschaftlich«» EivzelforschungeM Die Arbeiter gegen Frankreich Protestkundgebungen in Köln, London und Paris Köl», 8. Inuar Arif der Tagung des Internationalen Sozia listischen Aktjonskongresses z» Köln wnrde eine scharfe Resolution gegen Frankreich- Raubpoltrik angenommen. Der dentfch« Vertreter Wels schilderte die ungeheueren Kosten, die di« Besatzung bisher verschlungen Hal und sagte zum Schluß: .Mit allem Nachdrucke und in vollem Bewußt sein meiner Verantwortung erkläre ich hiermit: Wenn diesem Panama des Besatzungsheeres nicht sehr bald ein Ende gemacht wird, so wird es uns deutschen Sozialdemokraten unmöglich sein, weiter fttr die Erfüllung auch der legtttmstrn Forderungen Frankreichs einzutreten. Das deutsche Volk leidet selbst zu groß« Noi, als daß ihm länger zugemutet werden kann, Opfer z» dringen, die nachweisbar nicht dem Wiederaufbom von Zerstörungen und der Linderung fremder Sorgen und Nöte dienen, sondern in dex Hauptsache in das Danaidenfaß de- fran zösischen Militarismus am Rhein wandern und nur neue Nöte und Sorgen del deü eigenen Volks- genossen erzeugen.' England . , London, 8. Januar Romsay Macdonalb hielt gestern in Port Taldot et»« Red« über di« Reparations ¬ frag e, in der er sagte: .Ich glaube, es ist höchste Zeit, daß wir uns klarmachen, daß die Probleme, welche wir jetzt zu lösen haben, von neuem i» An griff genommen werben müssen. Ich halte noch immer die Ansichten aufrecht, die die Arbeiterpartei vor drei Jahren verkündet Hot: 1. Die Reparation-- summe muß endgültig festgesetzt werden, 2. müssen sowohl die Barzahlungen als auch die Sachlieserungen so sein, daß Deutschland sie leisten kann, und daß dir empfangenden Länder sie aofnehenen können.' Frankreich Paris, 8. Januar In Marseille un- Toulon Haden gestern die Sozialistische Partei, di« Liga für Menschenrechte u nd der Allgemeine Ge- w « rkfchaftLd « nd Kundgebungen Deransittltet. Ls wurde eine Resolution angenommen, die sich gegen di» Politik wemdet, -ie auf eine Zerstückelung Deutschlands und gegen die Rechte -er Völker, über sich selbst za verfügen, gerichtet ist. In der Repa- ralionSfrage und in der Frage der Ausführung deS Friedensvertrages von Versailles solle ein Schieds spruch -es Völkerbundes entscheide».