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916 bitte ich euch, für wahr zu halten, und nicht eitle Gerüchte durch eure Leichtgläubigkeit zu nähren, für welche sich kein Gewährsmann finden wird. Denn jetzt wenigstens geschieht es ganz allgemein, was ich vorzüglich in diesem Kriege bemerkt habe, daß keiner das Gerücht so gering achtet, daß nicht sein Muth dadurch geschwächt werden könne. In allen Kreisen, ja selbst bei Gastmählern, daß Gott erbarm, gibt es Leute, welche Heere nach Makedonien führen, die wissen, wo das Lager aufgeschlagen werden muß, wann oder über welches Gebirge man in Makedonien eindringen muß, wo die Magazine angelegt werden müs sen, wann einer mit dem Feinde sich in ein Gefecht einlassen muß, wann es räthlicher sein wird, unthätig zu bleiben. Und sie bestimmen nicht nur, was zu thun ist, sondern was auch immer ander?, als sie selbst weinen, geschehen ist, darüber klagen sie den Consul an, als wenn sic ihm den Proceß machen wollten. Das sind große Hindernisse für die, welche die Sache zu leiten haben; denn es können nicht alle so festen und unbeugsamen Sinnes sein gegen nachteilige Gerüchte, als Quintus Fabius gewesen ist, der lieber seine Macht als Oberseldherr durch die Laune des Volkes geschmälert sehen, als mit dem Beifall der Menge das gemeine Wesen schlecht verwalten wollte. Ich bin nicht der Mann, der glaubt, daß die Anführer nicht erinnert werden sollen; im Gegentheil, ich halte den, der Alles nach seinem Kopfe ausführen will, mehr für übermüthig, als verständig. Wie nun? Zuerst müssen die Feldherrn von klugen und eigentlich des Kriegswesens kundigen und durch Erfahrung belehrten Männern erinnert werden; hernach von denen, welche bei der Führung des Kriegs zugegen sind, welche die Gegenden, welche den Feind, welche die günstige Zeit kennen, welche gleichsam in demselben Schiffe Genossen der Gefahr sind. Wenn da her sich einer findet, welcher die Zuversicht hat, mir in diesem Kriege, den ich zu führen im Begriff bin, einen Rath zum Besten des gemei nen Wesens geben zu können, der möge sich doch nicht weigern, dem gemeinen Wesen einen Dienst zu leisten, und komme mit mir nach Makedonien. Ich werde ihm ein Schiff, ein Pferd, ein Zelt und Reisegeld besorgen. Wem dies lästig fällt und wer die Muße der Stadt den Beschwerden des Kriegs vorzieht, der soll doch nicht vom Lande aus das Steuerruder führen. Er möge sein Geschwätz bei sich behal ten und wissen, daß wir genug haben an den Rathschlägen im Lager.